Miriam Anne Geoffroy
»Gesprengte Institution« in der Bredouille (PDF-E-Book)
Die École Expérimentale de Bonneuil-sur-Marne im Spannungsfeld von Inklusion, Psychiatriekritik, Psychoanalyse und neoliberalen Veränderungen. Eine ethnografisch orientierte Dispositivanalyse
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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
708 Seiten, PDF-E-Book
1. Aufl. 2019
Erschienen im Mai 2019
ISBN-13: 978-3-8379-7465-2, Bestell-Nr.: 7465
Neoliberale sozio-ökonomische und politische Transformationen seit
den 1990er Jahren haben gravierende Auswirkungen auf pädagogische
und therapeutische Institutionen. Diese Auswirkungen arbeitet
Miriam Anne Geoffroy in ihrer Darstellung einer bislang in
Deutschland noch kaum bekannten inklusiven
psychoanalytisch-pädagogischen Einrichtung heraus: der École
Expérimentale de Bonneuil-sur-Marne, gegründet 1969 bei Paris von
Maud Mannoni. Sie beleuchtet dabei die emanzipatorischen Ansätze
sowie die theoretischen und historischen Hintergründe der
antipsychiatrisch und psychoanalytisch (lacanianisch) orientierten
»gesprengten Institution«, die psychoanalytische Theorien über
zwischenmenschliche Beziehungen auf institutionelle Strukturen
überträgt. Auf Basis einer ethnografisch orientierten
Dispositivanalyse verdeutlicht die Autorin, wie neue
Finanzierungssysteme, Evaluationen, flexiblere Arbeitszeiten,
Sicherheitsdiskurse und andere Faktoren die Einrichtung zunehmend
in die Bredouille geraten ließen, wie die Handlungsmöglichkeiten
immer mehr eingeschränkt wurden und mit welchen Widersprüchen die
Einrichtung konfrontiert war. Zugleich zeigt sie, welche
innovativen Impulse ›Bonneuil‹ unter anderem für die psychologische
und pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – auch in
Deutschland – bis heute liefern kann.
Inhaltsverzeichnis
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Geleitwort
1 Ein ›Ort zum Fragen‹
1.1 Was ist »Bonneuil«?
Und was heißt es für die »gesprengte Institution«, in der
Bredouille zu sein?
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Forschung in und um Bonneuil herum
2 Eine ethnografisch orientierte
Dispositivanalyse
2.1 Ethnografischer Zugang
2.1.1 Ein/mein Weg nach Bonneuil
2.1.2 Zwischen Bonneuil und dem Schreibtisch: mein Kommen und
Gehen, mein ›Fort-Da‹
2.1.3 »Was zum Teufel geht denn hier ab?«: Ethnografischer Blick
und teilnehmende Beobachtung als eine Notwendigkeit für die
»gesprengte Institution«
2.1.4 ›Expert_innen‹-Interviews
2.2 Das heterogene Material
2.3 Dispositivanalyse
2.3.1 Mein Forschungsgegenstand als Dispositiv
2.3.2 Eine Dispositivanalyse ohne ›Küchenrezept‹?
2.4 Das Potential einer ethnografisch orientierten
Dispositivanalyse
3 »Gesprengte Institution«: Historischer Kontext, Struktur,
Konzept und Praxis
3.1 Ein »Ort zum Leben«: Die École
Expérimentale und der historische Kontext ihrer Gründung
3.1.1 Die Gründungsgeschichte
3.1.2 Der Alltag in und außerhalb von Bonneuil
3.1.2.1 Die Kinder und Jugendlichen
3.1.2.2 Die ›Equipe des soignants‹
3.1.2.2.1 Die ›Permanents‹
3.1.2.2.2 Die Praktikant_innen
3.1.2.3 Die Tagesklinik
3.1.2.3.1 Der Unterricht
3.1.2.3.2 Die ›Causette‹
3.1.2.3.3 Die ›Zwischenräume‹
3.1.2.3.4 Die ›Ateliers‹
3.1.2.3.5 Die Versammlungen
3.1.2.3.6 Die Leitung
3.1.2.3.7 Die Finanzierung
3.1.2.4 Die Orte außerhalb der École
3.1.3 Der Einfluss der Antipsychiatrie und anderer alternativer
psychiatrischer Ansätze
3.1.3.1 Ausländische Einflüsse aus England und Italien
3.1.3.2 Reformbewegungen der französischen Psychiatrie
3.1.3.2.1 Die »Psychiatrie de secteur«
3.1.3.2.2 Die »Psychothérapie institutionnelle« und Bonneuil
3.1.3.2.2.1 Die Entstehungsgeschichte
3.1.3.2.2.2 Die 1950er Jahre
3.1.3.2.2.3 Die Institution als Mittel der Therapie
3.1.3.2.2.4 Psychoanalyse und Institution
3.1.3.2.2.5 Die Institution als Ort und Form des Austausches
3.1.3.2.2.6 Die Zerschlagung des totalitären Charakters von
Institutionen
3.1.3.2.2.7 Die Übertragung und der Kontext
3.2 Die »gesprengte Institution«
3.2.1 Psychoanalytische Grundlagen
3.2.1.1 Das »Fort-Da-Spiel« nach Freud
3.2.1.2 Die Lacan’sche Psychoanalyse
3.2.1.2.1 Lacans Rezeption in anderen Ländern und Sprachen
3.2.1.2.2 Wesentliche Merkmale der Lacan’schen Psychoanalyse
3.2.1.2.3 Das »Imaginäre«
3.2.1.2.3.1 Das »Spiegelstadium«
3.2.1.2.3.2 Die Ordnung des »Imaginären«
3.2.1.2.4 Die »Symbolische Ordnung«
3.2.1.2.4.1 Die Verschränkung des Symbolischen und des Imaginären:
Die Bedeutung des Anderen bzw. der Sprache für die Bildung des
Imaginären
3.2.1.2.4.2 Die Rolle des Signifikanten
3.2.1.2.4.3 Das »Fort-Da-Spiel« als ursprüngliche
Symbolisierung
3.2.1.2.4.4 Exkurs:Winnicotts »Übergangsobjekt« und
»Übergangsphänomen«
3.2.1.2.4.5 Das »Désir« und die Kastration
3.2.1.2.4.6 Der »Phallus« und die Kastration
3.2.1.2.4.7 Exkurs: Judith Butlers Kritik an Lacan
3.2.1.2.4.8 Wesentliche Aspekte der »väterlichenMetapher«
3.2.1.2.4.9 Der »Name-des-Vaters« und das Unbewusste
3.2.1.2.4.10 Die »Forclusion«
3.2.1.2.4.11 Das »Reale«
3.2.1.2.4.12 Zusammenfassung: Das ›Symbolische‹ und das
›Imaginäre‹
3.2.1.3 Maud Mannoni
3.2.1.3.1 Biografie
3.2.1.3.2 Wesentliche Merkmale ihrer Arbeit
3.2.1.3.3 »Das zurückgebliebene Kind und seine Mutter«
3.2.1.3.4 Mannoni und Bettelheim
3.2.1.3.5 »Der Psychiater, sein Patient und die Psychoanalyse«
3.2.1.3.6 Keine psychoanalytischen Sitzungen in der Institution
3.2.2 Das Konzept der »gesprengten Institution«
3.2.3 Die Praxis der »gesprengten Institution«
3.2.2.1 Keine Abschaffung, sondern Sprengung der Institution
3.2.2.2 Entschleierung von pathologisierenden und sklerotisierenden
Funktionen
3.2.2.3 Die »gesprengte Institution« als »Fort-Da-Spiel«
3.2.2.4 Das »Recht auf Risiko«
3.2.2.5 Ein Platz in Bonneuil – Ein Platz im Symbolischen
3.2.3 Die Praxis der »gesprengten Institution«
3.2.3.1 Die Orte außerhalb der École
3.2.3.1.1 Die »Familles d’accueil en province«
3.2.3.1.2 Die »camps de vacances«
3.2.3.1.3 Die »Lieux d’accueil de nuit«
3.2.3.1.4 Die »Travail à l’extérieur«
3.2.3.1.5 Die Sitzungen bei den Analytiker_innen
3.2.3.2 Der Unterricht
3.2.3.2.1 Lesen, Schreiben und Rechnen
3.2.3.2.2 Ein anderes Lernen
3.2.3.2.3 Die »Compagnons«
3.2.3.2.4 Prüfungen
3.2.3.2.5 Die Fernschule
3.2.3.3 Die »Ateliers«
4 Theoretische Ansätze zur Analyse der »Gesprengten
Institution«
4.1 Bio-Macht
4.1.1 Disziplin
4.1.2 Regulierung der Bevölkerung
4.1.3 Disziplin und Bio-Politik
4.1.4 Exkurs: Theorie der Degeneration
4.2 Neoliberale Gouvernementalität
4.2.1 Gouvernementalität
4.2.2 Einige Kennzeichen des Liberalismus und des
Wohlfahrtsstaates
4.2.3 Der Neoliberalismus
4.2.4 Der neue Risikobegriff
4.2.5 Neoliberale Diskurse und Praktiken
4.3 Evaluation als Exklusionsmittel und als ›disziplinäre
Standardisierung im Neoliberalismus‹
4.4 Überschneidungen von einigen Idealen und Forderungen der ›68er‹
mit Diskursen und Anforderungen des neoliberalen Kapitalismus
4.5 ›Selbstbestimmtes Leben‹ als ›neoliberale Pflicht‹
4.6 Stärken und Schwächen des Gouvernementalitätsansatzes bei der
Analyse Sozialer Arbeit
4.7 Gegen-Verhalten und Widerstand im Neoliberalismus
4.8 Diskurs der Macht–Diskurs der Kritik
4.9 Schlussfolgerungen aus den theoretischen Ansätzen
5 »Gesprengte Institution« in der
Bredouille
5.1 Die Finanzierung Bonneuils und ihre
Schwierigkeiten
5.1.1 Die »Vernichtungsmaschine«: Finanzierungsprobleme von Anfang
an
5.1.2 »Le prix de journée«
5.1.3 Finanzierung der Gastfamilien in den 70er und 80er Jahren
5.1.4 »La Dotation globale de financement«
5.1.5 Die 35-Stunden-Woche
5.1.6 Zusammenfassung
5.2 Akkreditierung und Evaluation
5.2.1 Der Plan Juppé
5.2.2 Ursprünge der Akkreditierung
5.2.3 Definition und Ziele der Akkreditierung
5.2.4 Die ANAES und die Akkreditierungshandbücher
5.2.5 Die Akkreditierung im Rahmen von ökonomischen, politischen
und Sicherheitsinteressen
5.2.6 Zwischeninterpretation
5.2.7 Kooperation mit anderen Verfahren
5.2.8 Zwischeninterpretation
5.2.9 Richtlinien, Referenzpunkte und Kriterien der
Akkreditierung
5.2.10 Die Richtlinien im Akkreditierungshandbuch von 1999
5.2.11 Die Richtlinien im Akkreditierungshandbuch von 2004
5.2.12 Zwischeninterpretation
5.2.13 Die Etappen des Akkreditierungsverfahrens
5.2.13.1 Antrag auf Beteiligung am Akkreditierungsverfahren
5.2.13.2 Eintritt in das Akkreditierungsverfahren
5.2.13.3 Autoevaluation
5.2.13.4 Kontrollbesuch
5.2.13.5 Schlussfolgerung des »Collège de l’accréditation«
5.2.13.6 Mitteilung und Veröffentlichung der Ergebnisse
5.2.13.7 Zwischeninterpretation
5.2.14 Schlussfolgerungen
5.3 Der Rechenschaftsbericht über die Akkreditierung Bonneuils und
einige Folgen für die Praxis
5.3.1 Teil 1 des Rechenschaftsberichtes: Standardisierte
Vorstellung der Einrichtung
5.3.2 Teil 2 des Rechenschaftsberichtes: Zeitliche Abwicklung des
Akkreditierungsverfahrens
5.3.3 Teil 3 des Rechenschaftsberichtes: Beurteilungen und
abschließende Entscheidungen
5.3.3.1 Zusammenfassung der Beurteilungen
5.3.3.2 Abschließende Entscheidungen und
Verbesserungsempfehlungen
5.3.4 Schlussfolgerungen
5.4 Veränderungen und Schwierigkeiten im Team
5.4.1 Der Tod Maud Mannonis
5.4.1.1 Administrative Veränderungen innerhalb von Bonneuil nach
Mannonis Tod
5.4.1.2 Der Verlust von Mannonis zentraler Rolle im Team und ihrer
einmaligen Funktion nach außen
5.4.1.3 Schwierige Trauer
5.4.1.4 Diskussionen um die Zukunft Bonneuils in den ersten zwei
Jahren nach Mannonis Tod
5.4.2 Generationenkonflikte und unterschiedliche soziale
Positionen
5.4.2.1 Die ›68er-Mitarbeiter_innen‹
5.4.2.2 Mitarbeiter_innen der jüngeren Generation
5.4.2.2.1 Andere Arbeitsbedingungen und soziale Positionen
5.4.2.2.2 Anderes Verhältnis zur Arbeit: Kontrolle der Arbeitszeit
und Trennung von Privatem und Beruflichem
5.4.2.2.3 Suche nach beruflicher Sicherheit und
Sicherheitsdiskurse
5.4.2.3 Die soziale Situation der Praktikant_innen
5.4.3 Verbreitung von ›erzieherischen‹ und autoritären
Praktiken
5.4.3.1 Keine ›Entkonditionierung‹ mehr?
5.4.3.2 Die Ausbildung der Jüngeren und die veränderte Rolle der
Psychoanalyse
5.4.3.3 Mimetisches Lernen oder mimetisches Ver-Lernen
5.4.4 Verlust der kollektiven Verantwortung
5.4.4.1 Zunehmende Arbeitsteilung und Hierarchisierungen
5.4.4.2 Angst vor Anzeigen und ein realer Torriegel
5.4.4.3 Angst um den Arbeitsplatz und Neid breiten sich aus
5.4.4.4 Verlust der Freude an der Arbeit, Kontrolle und ›Verpetzen‹
der Kolleg_innen
5.4.4.5 Personalisierung und Psychologisierung von Problemen
5.4.4.6 Zersplitterung und Individualisierung der
Mitarbeiter_innen
5.4.4.7 Zusammenfassung
5.4.5 Meinungsverschiedenheiten und Widersprüche im Rahmen der
Vorbereitung des ersten Akkreditierungsdurchganges in Bonneuil
5.4.6 Umgang mit Kindern und Jugendlichen in Krisen
5.4.7 Unzureichende Reflektion über die Bedeutung des Hauttons
5.4.8 Meine veränderte Rolle als Forscherin
5.5 Umstrukturierungen und Veränderungen im Alltag
5.5.1 Verkürzungen der Ferienlager
5.5.2 Zersplitterung und andere Veränderungen des
Wochenenddienstes
5.5.3 Abschaffung der Garderoben
5.5.4 Einführung von Anwesenheitslisten
5.6 Schule als Normalisierungsdispositiv?
5.7 Architektur und Platzierung im geografischen Raum als
nachhaltige strukturelle Widerstände?
5.8 Anzahl und Gruppengrößen der Kinder und Jugendlichen
5.9 Und nach Bonneuil: Selbstbestimmte Armut?
5.10 Internationaler Solidaritätsaufruf von 2012 – Une page se
tourne: Ein Kapitel schließt sich, ein neues beginnt
6 Sprengung der dualen Geschlechterkonstruktion? Ein
Ausblick
6.1 Geschlechterkonstruierende Diskurse in
Bonneuil
6.2 Die Rolle des Inzesttabus in Bonneuil
6.3 Jenseits von Lacans dualem Weltbild
7 Resümee: Bonneuil als Modell?
7.1 Eine
außerordentliche ›Erfindung‹
7.2 »Gesprengte Institution« mit und in Schwierigkeiten
7.3 Von Bonneuil nach Deutschland: Zur Relevanz der Erkenntnisse
für die Psychologie und Pädagogik diesseits des Rheins
Nachwort
Danksagung
Literatur
Abkürzungen