Miriam K. Sarnecki
Doppelte Ungleichzeitigkeit (PDF-E-Book)
Die C.V.-Zeitung von 1925 bis 1933 - Zeitzeugnis eines Pionierprojekts postkolonialer Akkulturation
EUR 34,99
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Buchreihe: Haland & Wirth
Verlag: Psychosozial-Verlag
ca. 294 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen im November 2018
ISBN-13: 978-3-8379-7438-6, Bestell-Nr.: 7438
Das deutsche Judentum der Weimarer Republik erlebte eine
geistesgeschichtliche Verspätung, da es den nationalistisch und
neoromantisch motivierten Wandel seiner Zeit größtenteils nicht
mitvollzog. Statt an der zeitgenössischen Gesellschaft orientierten
sich viele seiner VertreterInnen weiter an der deutschen
Aufklärung. Gerade dieser Anspruch – ihre Gesellschaftskritik,
verknüpft mit ausgeprägtem Minderheitenselbstbewusstsein – führte
sie hinsichtlich ihrer Akkulturationsvorstellungen in eine
Pionierrolle. Grundlage der Untersuchung ist eine Analyse der
C.V.-Zeitung, Organ des Centralvereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens, die ein breites Spektrum von
Meinungen abdruckt und sich als demokratisches Diskussionsforum
bzw. als Zeugnis des Ringens um hierarchiefreie Pluralität lesen
lässt.
Miriam K. Sarnecki beleuchtet das Verhältnis des Centralvereins,
der größten deutsch-jüdischen Gruppe dieser Zeit, zu den anderen
Gemeinschaften (Orthodoxie, Ostjudentum, Zionismus, Verband
nationaldeutscher Juden) und gibt Einblick in den Wandel des
Vereins, dessen Vertreter sich zunehmend säkularisieren und
alternative Identitätsgrundlagen diskutieren. Ziel ist eine
differenzierte Wahrnehmung des Diskurses um die Behauptung
subkultureller Identität. Als Verfechter eines
Akkulturationskonzepts, das selbstbewusste, postkoloniale Züge
trägt, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus sind, kommen kritische
Vertreter des Vereins dem Stand der heutigen
Akkulturationsforschung bemerkenswert nahe.
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
Einleitung
1. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens
1.1 Fünfundvierzig Jahre deutsch-jüdischer Abwehrund
Bewusstseinsarbeit
1.2 Die C. V.-Zeitung: Organ und Diskussionsforum des
Centralvereins
2. Aufklärungsarbeit und Antisemitismusabwehr
3. Auseinandersetzung mit Rassismus und Chauvinismus
3.1 Umgang mit Rassentheorien
3.2 Gesellschafts- und indirekte Kolonialismuskritik
4. Verhältnis zu anderen jüdischen Gemeinschaften in
Deutschland
4.1 Identität mit jahrhundertealten Wurzeln: die
Orthodoxie
4.2 Fremd und vertraut zugleich: das Ostjudentum
4.3 Separation als Ideal: der Zionismus
4.4 Kollektive Selbstverleugnung: der Verband nationaldeutscher
Juden
5. Wandel des Selbstverständnisses und Entwicklung neuer
Identitätsgrundlagen
6. Behauptung subkultureller Existenz durch Ablehnung von
Taufe und Mischehe
7. Zusammenschau und Konklusion
Quellen und Literatur
Anhang
Begriffserklärungen
Leitende des Centralvereins und seiner Publikationsorgane
Biografien
Personenregister
Organisationenregister
Zeitschriftenregister
Dank
Die Autorin
Rezensionen
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Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 22/2020
Rezension von Simon Sax
»Es ist das Verdienst der Verfasserin, für den Untersuchungszeitraum 1925 bis 1933 kenntnisreich der titelgebenden These nachzugehen, der zufolge das ›Akkulturationsprojekt des Centralvereins […] sich […] als anachronistisch [erweist], jedoch nicht nur im Sinne einer ›Verspätung‹, mit der das deutsche Judentum an aufklärerischen Grundsätzen des 18. und 19. Jahrhunderts festhält, die im zeitgenössischen deutschen Umfeld längst unpopulär geworden sind, sondern zugleich im Sinne einer Vorwegnahme selbstbewusster Akkulturationsvorstellungen, die ihrer Zeit noch nicht gemäß sind‹ (S. 9–10)…«
Schweizer Zeitschrift für Geschichte (SZG), 70/2 (2020)
Rezension von Yvonne Weissberg
»Miriam K. Sarnecki (...) versteht ihre Arbeit nicht als eine im engeren Sinne historische, sondern als eine interdisziplinäre. Besonderen Wert legt sie auf eine hohe Dichte an Zitaten, um den Zeitgeist wiederzugeben (S. 35). Dies gelingt ihr zweifelsohne vor allem dadurch, dass sie häufig länger (bis zu zwei Druckseiten) und ungekürzt zitiert, so dass wir als Leser*innen einen lebendigen Eindruck von der Sprech- und Denkweise der einzelnen Autoren und Autorinnen bekommen. So ist es interessant zu lesen, in welchem Spannungsfeld sich der C.V. zwischen einer klaren Ablehnung des politischen Zionismus und der Verklärung Palästinas als Ort religiöser Sehnsucht bewegt…«