Daniel R. Müller, Volker Roder
Integrierte Neurokognitive Therapie INT für schizophren Erkrankte (PDF-E-Book)
Evidenz und Grenzen klinischer Anwendung
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12 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 35004
DOI:
https://doi.org/10.30820/2364-1517-2020-1-55Die Mehrheit schizophren Erkrankter leidet in erheblichem Masse an
stark ausgeprägten kognitiven Defiziten. Diese sind vor allem
deshalb bedeutsam, da ihnen für den Krankheitsverlauf, die
Behandlung und die soziale (Re-)Integration eine zentrale Rolle
zukommen dürfte. Insgesamt 11 für die Behandlung dieser
Patientengruppe relevante neuround sozialkognitive Funktionsdomänen
wurden von der MATRICS Initiative (Measurement and Treatment
Research to Improve Cognition in Schizophrenia) als relevant
definiert. Diese Initiative wurde vom National Institute of Mental
Health (NIMH) in den USA unterstützt. Für die 11 Funktionsdomänen
liegen heute wenige kognitive Remediations-Ansätze (KR) vor. Die
Integrierte Neurokognitive Therapie (INT) ist ein KR-Gruppenansatz
und wurde für die Behandlung ambulanter und tagesstationärer
schizophren Erkrankter entwickelt. Die INT integriert als erster
KR-Ansatz Interventionen zu allen 11 MATRICSDomänen in ein
einheitliches Therapiekonzept. Jede kognitive Domäne wird nach dem
gleichen didaktischen Vorgehen behandelt: Auf eine Einführung mit
edukativen Elementen zur Förderung einer realistischen
Selbstwahrnehmung im Zielbereich folgt die INT einem
Kompensationsansatz (Strategielernen) und Restitutionsansatz
(wiederholtes Üben). Dabei werden individuelle Copingstrategien mit
anschliessendem Transfer der erlernten Strategien in den Alltag
erarbeitet und wiederholt eingeübt. Die INT wurde in randomisierten
Studien untersucht. Nebst den zu erwartenden unmittelbaren
Verbesserungen in den kognitiven Domänen, zeigte die INT auch
Generalisierungseffekte auf das soziale Funktionsniveau und die
Negativsymptomatik, welche beide nicht als unmittelbares
Interventionsziel definiert sind. Diese Effekte konnten i. d. R.
auch über eine Katamnese von einem Jahr aufrechterhalten werden.
Geringe Abbruchraten und hohe Teilnahmefrequenzen an den
INT-Sitzungen weisen auf eine hohe Akzeptanz seitens der
Teilnehmenden hin. Eine Ausweitung dieser Intervention auf andere
Verlaufsstadien der Störung mit unterschiedlichen
Behandlungssettings ist derzeit noch ausstehend, wie auch die
Überprüfung einer potentiellen Rezidivprophylaxe durch die INT.
Abstract:
Most of schizophrenia patients suffer from marked cognitive
deficits. They seem to be important for the course of the illness,
the treatment, and the social (re-)integration of the patients. The
MATRICS Initiative (Measurement and Treatment Research to Improve
Cognition in Schizophrenia), supported in the US by the National
Institute of Mental Health (NIMH), defined 11 neurocognitive and
social cognitive domains. Today, some cognitive remediation (CR)
approaches for the treatment of these domains are available. One of
these interventions is the Integrated Neurocognitive Therapy (INT).
It has been developed especially for the treatment of outpatients
in groups. INT represents a CR approach that integrates
interventions of all 11 MATRICS domains. The didactic procedure in
INT is identical for each cognitive domain: it starts with
introductory sessions including education tools to promote more
realistic self-perception in the cognitive target. This is followed
by compensation (strategy learning) and restitution (drill and
practice) of individualized copings strategies, and it ends by
supporting the transfer of the learned strategies into daily
living. INT has been evaluated in randomized controlled studies.
Evidence was found that INT improves cognitive functions (proximal
outcome). Furthermore, it seems that these effects were generalized
to more distal outcome areas such as social functions and negative
symptoms (distal outcome). All these effects could be maintained
during a 1-year follow-up. The low drop-out rates and the high
attendance rate in the INT groups suggest good acceptance of INT by
schizophrenia outpatients. Studies focusing on schizophrenia
patients in other states of illness and treatment settings are not
yet finished as well as the evaluation of possible relapse
prevention following INT.