Jürgen Straub
Das erzählte Selbst
Konturen einer interdisziplinären Theorie narrativer Identität. Ausgewählte Schriften (3 Bände)
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Buchreihe: Diskurse der Psychologie
Verlag: Psychosozial-Verlag
884 Seiten, Broschur, 125 x 205 mm
1. Aufl. 2019
Erschienen im Februar 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2821-1, Bestell-Nr.: 2821
Band 1: Historische und aktuelle Sondierungen
autobiografischer Selbstartikulation
Jürgen Straub
erörtert Kernfragen einer Theorie personaler narrativer Identität
und schickt die Leserschaft auf eine Reise, die von Montaigne bis
Ricœur, von Nietzsche bis in die Gegenwart des
21. Jahrhunderts führt. Die anhand empirischer und
theoretischer Analysen von Selbst-Geschichten erörterte Identitäts-
und Erzähltheorie zeigt, dass Identität als eine offene Struktur
aufgefasst werden muss, in der es keine unantastbaren Festlegungen
geben kann. Diese Identität kann von der Totalität abgegrenzt
werden. Im einführenden Beitrag erörtert der Autor auch die
totalitäre Idee einer imaginierten Gemeinschaft, die gegenwärtig in
der Neuen Rechten Hochkonjunktur hat.
Das Selbst entsteht in einer soziokulturellen Praxis, in der das
Geschichtenerzählen essenziell ist. Wir alle erzählen uns immer
wieder neu. Im Lauf der Zeit ändert sich der Blick auf unser
gelebtes und das noch erwartete Leben. Was dabei stets gleich
bleibt, ist die zutiefst menschliche Tatsache, dass wir auf
Anerkennung angewiesen sind. Im Erzählen verwandeln wir leibliche
Erlebnisse in mitteilbare Erfahrungen, wodurch wir andere an
unserer Existenz teilhaben lassen. Dabei gewinnen wir Einsichten in
unser Leben, verstricken uns aber auch in Selbsttäuschungen.
Selbst-Erzählungen bilden den Boden, auf dem nicht nur das
Selbstgefühl des Individuums, sondern auch seine Beziehungen
gedeihen können.
Band 2: Begriffsanalysen und pragma-semantische Verortungen
der Identität
Wir alle erzählen uns immer wieder neu
und bilden auf diese Weise unsere personale Identität beständig um.
Paradoxerweise können wir uns nur dadurch erhalten, dass wir uns
fortlaufend verändern. Die personale Identität spätmoderner
Subjekte ist eine extrem dynamische, in sich differenzierte
Struktur. Diese durch Offenheit charakterisierte Form der
kommunikativen Selbstbeziehung einer Person wird im vorliegenden
Buch eingehend analysiert. Dabei zeigt sich nicht zuletzt: Der
spätmoderne Identitätsbegriff passt zu den liberalen,
demokratischen Gesellschaften, in denen er entstanden ist.
Personale Identität ist ein Politikum. Viele Eigenheiten, auch die
ethischen und moralischen Fundamente unseres heutigen Lebens,
blieben ohne Bezugnahme auf diese eigentümliche Selbst-Form der
transitorischen Identität unverständlich.
Jürgen Straub erörtert Kernfragen einer Theorie personaler
narrativer Identität. Dabei setzt er sich mit zahlreichen
AutorInnen auseinander, die die theoretische Debatte bis heute
prägen und bereichern. Zu ihnen gehören etwa William James, George
H. Mead, John Dewey oder Hans Joas, Charles Taylor, Paul Ricœur,
Harry Frankfurt, Käte Meyer-Drawe und natürlich Sigmund Freud, Erik
H. Erikson, Heinz Kohut sowie andere Größen der Psychoanalyse.
Band 3: Zeitdiagnostische Klärungen und Korrekturen
postmoderner Kritik
Der Begriff der personalen
Identität ist seit langem heiß umkämpft. In der Postmoderne
versuchen zahlreiche KritikerInnen das diffuse Konzept zu verwerfen
und loszuwerden. Es sei, so sagen sie in spektakulären
Zeitdiagnosen, hoffnungslos überaltert. Es habe seine Passform für
unsere Gegenwart verloren. Die anachronistische Idee der Identität
sei außerdem moralisch zweifelhaft und politisch prekär, weil sie
Einzelne in ein stahlhartes Gehäuse einsperre. Dort regierten
Disziplinar- und Kontrolldispositive, für die eine Leid erzeugende,
körperliche Bedürfnisse, sinnliche Begehren und leidenschaftliche
Wünsche unterdrückende Vernunft verantwortlich zeichne. Von der
Emanzipation und Autonomie dieser unterworfenen, abhängigen
Subjekte könne keine Rede mehr sein.
Jürgen Straub widerspricht dieser Zeitdiagnose entschieden. Er
befasst sich mit empirischen Defiziten, begrifflichen
Ungereimtheiten und theoretischen Inkonsistenzen, aber auch mit
normativen Problemen der grassierenden Kritik an
Identitätstheorien. Dabei setzt er sich mit prominenten
VertreterInnen dieser Kritik auseinander, etwa mit Kenneth Gergen,
Hubert Hermans und Harry Kempen, mit Wolfgang Welsch oder Heiner
Keupp. Es zeigt sich, dass klassischen VertreterInnen des
identitätstheoretischen Denkens – etwa Erik H. Erikson oder Jürgen
Habermas – häufig unhaltbare, mitunter groteske Vorwürfe gemacht
wurden. Dies schützt allerdings weder diese noch andere AutorInnen
vor berechtigten Einwänden, denen eine hinreichend komplexe,
zeitgenössische Theorie des erzählten Selbst und personaler
Identität vorzubeugen hat.
Inhaltsverzeichnis
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Band 1: Historische und aktuelle Sondierungen
autobiografischer Selbstartikulation
Vorwort
Sich selbst erzählen – Identität bilden
Die bleibende Aktualität identitätstheoretischen Denkens: Eine
persönliche Einführung
Montaigne, die multiple Persönlichkeit und andere Formen
kultureller Selbstbeschreibung
Autobiografisches Gedächtnis und personale Identität im
Übergang
Geschichte, Identität und Lebensglück
Eine psychologische Lektüre von Nietzsches Unzeitgemäßen
Betrachtungen
Lost and Found in Translation
Kulturelle
Zumutungen und transitorische Identität in Eva Hoffmans
autobiografisch-interkultureller Migrationserzählung
Ein Selbstbildnis erzählen
Narrative Identität, Kontingenz und Migration
Kann ich mich selbst erzählen – und dabei erkennen?
Prinzipien und Perspektiven einer Psychologie des Homo
narrator
Wie erklären wir einen Mord?
Natalia Ginzburgs È stato cosí oder: Autobiografische
Selbstthematisierungen und narrative Handlungserklärungen
Drucknachweise
Band 2: Begriffsanalysen und pragma-semantische Verortungen
der Identität
Vorwort
Identität als psychologisches Deutungskonzept
Eriksons Erbe und James Marcias Differenzierung der Diffusion
Identität und Sinnbildung
Von Sigmund Freud und William James zu einer handlungs- und
erzähltheoretischen Sozialpsychologie
Identität
Theoretische Konturen eines komplexen Begriffs
Erstrebte und ersehnte Identität
Die Person, die ich bin, als Wunsch und Wirklichkeit
Identität und andere Formen des kulturellen Selbst
Personale Identität als Politikum
Notizen zur theoretischen und politischen Bedeutung eines
psychologischen Grundbegriffs
Drucknachweise
Band 3: Zeitdiagnostische Klärungen und Korrekturen
postmoderner Kritik
Vorwort
Identitätstheorie im Übergang?
Über Identitätsforschung, den Begriff der Identität und die
zunehmende Beachtung des Nicht-Identischen in subjekttheoretischen
Diskursen
Autonomie, narrative Identität und die postmoderne Kritik des
sozialen Konstruktionismus
»Relationales« und »dialogisches« Selbst als zeitgemäße
Alternativen?
Personale Identität
Anachronistisches Selbstverständnis im Zeichen von Zwang und
Gewalt?
Identitätstheorie, empirische Identitätsforschung und die
»postmoderne« Armchair psychology
Der »flexible Mensch«
Ein neues Leitbild für jüngere Generationen?
Zerbrochene Narrative, fluide Identitäten
Gedächtnis- und Erinnerungstheorie Beyond the Archive –
und was das alles für eine Theorie des erzählten Selbst
bedeutet
Drucknachweise & Literaturhinweise