Rolf-Peter Warsitz
Scham - ein philobatisch-oknophiles Dilemma (PDF-E-Book)
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11 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen im August 2019
Bestell-Nr.: 26495
DOI:
https://doi.org/10.30820/0171-3434-2019-3-9Ausgehend von einer phänomenologischen und begriffsgeschichtlichen
Analyse der Scham, die die Dialektik von Sehen und Gesehenwerden in
den Mittelpunkt rückt, wird nach der besonderen Ausprägung gefragt,
die das Schamphänomen im psychoanalytischen Prozess annimmt – als
Schamaffekt in Übertragung und Gegenübertragung. Phänomenologisch
stellt sich die Scham als Konstitution des Subjekts im Blick des
Anderen dar. Klinisch-psychoanalytisch manifestiert sie sich als
Angst, speziell als Trennungsangst (L. Wurmser, J. Steiner). Wir
können sie als Dialektik der Objektbeziehung im Wunsch nach
Anlehnung und in der Flucht vor Nähe
(Oknophilie-Philobatismus-Dilemma nach M. Balint) fassen. In der
Tradition der Psychoanalyse Lacans stellt sich das Schamdilemma als
Dynamik von Selbsterkenntnis und -verkennung in der
Spiegelidentifikation dar. Das philobatisch-oknophile Dilemma wird
nun klinisch bzw. literarisch am Beispiel der Scham der Io in
Aischylos’ Prometheus in Fesseln sowie anhand einer klinischen
Fallvignette des Analysebeginns einer Analysantin mit einer
schamhaft verdeckten Körperbildstörung illustriert. Die klinischen
Beobachtungen zeigen, dass sich die Dialektik des Begehrens in
seiner Schamversion von Sehen und Gesehenwerden nicht als tödliche
Vernichtungsdynamik vollziehen muss, sondern als Anerkennung des
Begehrens kurativ verlaufen kann.
Abstract:
Starting from a phenomenological and historical conception of the
sense of shame the paper focusses on the dialectic of seeing and
being seen. It asks for the special way the sense of shame may
reveal itself in the psychoanalytic process (transference and
counter-transference). The sense of shame phenomenologically
represents the constitution of the subject in the glance of the
other. Clinicalpsychoanalytically the sense of shame appears as
anxiety, specifically as fear of separation (L. Wurmser, J.
Steiner). This can be concerned as the dialectic of object
relationship between contact and escape (ocophilic-philobatic
dilemma following M. Balint). Following Lacan’s traces the dilemma
manifests as dynamics of self-cognition and self-misunderstanding
in the mirror stage. This will be demonstrated literarily by the
character Io in Aischylos’ tragedy »Prometheus Bound« and
afterwords will be interpretated by a clinical vignette of the
early stage of the psychoanalysis of a patient suffering from a
negative body image. The clinical observation shows the dialectic
of desire in shape of seeing and being seen not only as deadly
destruction but also as a curative acknowledgement of desire.