Hans Bosse
Der fremde Mann. Männlichkeitsbildung zwischen Bindung und Herrschaft. Eine ethnopsychoanalytische Fallstudie mit Adoleszenten in Papua-Neuguinea, interpretiert mit dem Ansatz der Ethnohermeneutik (PDF-E-Book)
psychosozial 72 (1998), 49-77
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Verlag: Psychosozial-Verlag
29 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 25692
Dargestellt werden Ergebnisse von Feldforschungen einer
ethnopsychoanalytischen Fallstudie mit Adoleszenten in
Papua-Neuguinea. Neun männliche Sepiks zwischen 17 und 20 Jahren
und eine 19 jährige Frau wurden 1985 in 23 Gruppeninterviews
befragt. Forscher und Sepiks kannten sich schon von einer Befragung
eineinhalb Jahre zuvor, als die Sepiks auf die Internatsschule
kamen. Zum Zeitpunkt der aktuellen Befragung hatten sie gerade ihr
Abitur hinter sich und warteten auf die Ergebnisse. Die hier
angewandte ethnohermeneutische Methode geht von der zentralen
Prämisse aus, dass das Fremde am Text, das es zu verstehen gilt,
immer die Forschungssituation selber ist, in der sich Forscher und
Teilnehmer als Fremde und in einer fremden, nicht
alltagsspezifischen Situation treffen. Hierzu gehört die Annahme,
dass alle Äußerungen der Teilnehmer immer zuerst als Aussagen
darüber zu lesen sind, wie die Forschungssituation erlebt und wie
sie lebensweltlich verstanden wird. Neben der Realsituation, der
Form- und Inhaltsanalyse werden verschiedene Ebenen der
Übertragungsprozesse erdeutet und die ethnographische
Interpretation genutzt. Konkreter Hintergrund der Lebenssituation
der befragten Sepiks ist die mit ihrer Schulkarriere einhergehende
Ablösung von ihrer ethnischen Herkunft und die Konfrontation mit
der Moderne. Vorstellungen der Sepiks über soziale Realität und
über das Geschlecht bezeichnen ihre Herkunft, wonach ein Mann trotz
Männer-spezifischer Fähigkeiten und Tätigkeiten zeitlebens
doppelgeschlechtlich bleibt (gilt spiegelbildlich für Frauen), ein
Mann zeitlebens unauflöslich mit Mutter und Vater real verbunden
ist, das Männliche und Weibliche gleichwertig ist und es Herrschaft
zwischen den Geschlechtern nicht geben darf. Gezeigt wird nun, wie
das Verstoßen des Rektors zur Übertragung auf den weißen Forscher
führt, womit die Sepiks den Verlust der Bindung auf die persönliche
Ebene bringen und so verarbeiten. Ohne Deutung unerklärliche
Aggressionen gegen künftige potentielle Ehefrauen werden durch die
zunehmende Übernahme des modernen Männlichkeitsbildes verständlich.
Insgesamt wird aus den Forschungen geschlossen, dass jeder Schritt
der Abkehr von der ethnischen Herkunft für die Sepiks als
traumatische Krise erfahren wird und der ständigen Bearbeitung
bedarf. Parralelen dieser Entwicklung zur westlichen frühen
Kindheit und den regressiven Phasen der Adoleszenz werden
gezogen.
Stichworte: Kulturschock, Geschlechtsidentität, Psychoanalytische
Interpretation, Männlichkeit, Geschlechtsrollen, Ethnische
Identität, Kulturwandel, Hermeneutik, Ethnologie, Ethnographie,
Ethnische Werte, Interkulturelle Unterschiede
Keywords: Culture Shock, Gender Identity, Psychoanalytic
Interpretation, Masculinity, Sex Roles, Ethnic Identity, Culture
Change, Hermeneutics, Ethnology, Ethnography, Ethnic Values, Cross
Cultural Differences