Georg Feuser
Zur »Banalität des Bösen« (Ahrendt) in Feldern der Heil- und Sonderpädagogik (PDF-E-Book)
Dilemmata einer Wissenschaft und ihrer Praxis als Artefakt
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19 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen im Juni 2022
Bestell-Nr.: 23511
DOI:
https://doi.org/10.30820/0341-7301-2022-2-118Der in Feldern der Heilund Sonderpädagogik immer wieder scheinbar
symptomatisch auftretende und nur auf Einzelfälle bezogene und nach
außen mit Bedauern beklagte Machtmissbrauch »ent-setzt« das Recht
(Agamben) und missachtet die Würde von in diesen Feldern lebenden,
lernenden, arbeitenden und wohnenden Menschen. Die Fokussierung auf
den Einzelfall lenkt in geschickter Weise von der Erkenntnis ab,
dass die in herrschaftsförmigen Verhältnissen personaler und
institutioneller Gewalt sich ausdrückenden Machtverhältnisse denen
gegenüber, für die das Fach und die Institutionen eine
anerkennungsbasierte fürsorgliche, protektive und auch
advokatorische Funktion einzunehmen hätten, nicht nur konstitutive
Komponenten des Systems als solches sind, sondern ihr ureigener
ideologischer Untergrund und Überbau zugleich. In ihnen verzahnen
sich die herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen, die sich im
»Staatsgeist« (Bourdieu) widerspiegeln, wie sie gleichwohl von
diesem geschaffen und zum intrinsisch wirksam werdenden Habitus des
Individuellen und zum Kitt gesellschaftlicher Übereinkünfte werden.
Das resultiert in »Nebelbildungen im Gehirn«, die eine Heilund
Sonderpädagogik als Wissenschaft konstituieren und ihre
Handlungsfelder institutionalisieren, ohne der Dialektik der
Exklusionsund Inklusionsprozesse als ihnen innewohnende
Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen gewahr zu werden. Das
Fach selbst ist ein Artefakt dieser Verhältnisse, dessen zentrale
Aufgabe die euphemische Banalisierung der Tragik ihrer
gesellschaftlichen Wirklichkeit zu sein scheint.
Abstract:
The abuse of power, which appears to be symptomatic in the fields
of special education, and which only refers to individual cases and
is deplored with regret from the outside, »de-legitimizes« the law
(Agamben) and disregards the dignity of people living, learning,
working and living in these fields. The focus on the individual
case cleverly distracts from the realization that the power
relations expressed in domination-like relations of personal and
institutional violence towards those for whom the subject and the
institutions would have to assume a recognition-based caring,
protective and also advocatory function are not only constitutive
components of the system as such, but their very own ideological
subsoil and superstructure at the same time. In them, the dominant
social ideas, which are reflected in the »spirit of the state«
(Bourdieu), interlock, just as they are created by it and become
the intrinsically effective habitus of the individual and the
cement of social agreements. This results in »fog formations in the
brain« that constitute curative and special education as a science
and institutionalize its fields of action without becoming aware of
the dialectics of the processes of exclusion and inclusion as
inherent power relations and structures of domination. The
discipline itself is an artifact of these relations, whose central
task seems to be the euphemistic trivialization of the tragedy of
their social reality.