Christian Schneider, Annette Simon, Heinz Steinert, Cordelia Stillke
Identität und Macht
Das Ende der Dissidenz
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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
Verlag: Psychosozial-Verlag
257 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8980-6187-2, Bestell-Nr.: 187
Der sogenannten 68er-Generation kommt in beiden deutschen
Teilstaaten eine Schlüsselrolle zu. Als Nachfolgegeneration der
NS-Täter stellte sie in Ost und West die zentralen
gesellschaftlichen »Modernisierungskohorten« – unter völlig
verschiedenen staatlichen und psychosozialen Voraussetzungen.
In der DDR wurden die in »dissidentem« Verhalten liegenden
Innovationspotenziale politisch weitgehend stillgestellt und in den
Bereich der (Sub-) Kultur abgedrängt. Dem gesellschaftskritischen
Impuls der Dissidenten wurde unter der Ägide des staatlichen
Antifaschismus die Spitze abgebrochen, das für moderne
Gesellschaften typische adoleszente Aufbegehren als Movens
gesellschaftlicher Erneuerung wurde durch eine »Familiarisierung
der Kultur« kanalisiert. Beides schränkte die
»kulturrevolutionären« Veränderungsimpulse folgenreich ein. Erst
zwanzig Jahre später wurden sie beim Sturz des Regimes wirksam, in
der Folge allerdings rasch von Polit-Profis zur Seite gedrängt.
Im Westen wurden die 68er zur Schlüsselgeneration einer »zweiten
Demokratisierung«. Hier ist Dissidenz als Folge adoleszenztypischen
Protestverhaltens zu verstehen, in dem sich private und moralisch
gefärbte Motive des Aufbegehrens, die stark um das Problem der
NS-Schuld kreisten, mit politischen Optionen verbanden, die ins
Zentrum der politischen Kultur: der Macht, weisen. Dissidenz ließ
sich in politische Bedeutung umsetzen.
Das Buch arbeitet anhand von Fallgeschichten verschiedene Formen
und Schicksale von Dissidenz heraus und zeigt exemplarisch die
unterschiedliche Dynamik des Verhältnisses von Individuum und
Gesellschaft in Ost und West. Die Frage ist, wie
sich in der Adoleszenz gewonnene »dissidente« Identitätspositionen
in das Koordinatensystem politischer Machtausübung eintragen
lassen. Daran entscheidet sich, ob Dissidenz in handlungsrelevante
Politik transformiert werden kann oder in eine »Identitätspolitik«
gedrängt wird, die in ihrem Anspruch auf Gesellschaftsveränderung
scheitert.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
1. Der unsichtbare Dritte
2. Grenzgänger - Die Ost-Westler als Schlüsselgruppe
3. Grenzüberschreitungen als Initialszenen des Protests
4. Ost-West-Phantasien
5. Erwachsenwerden in Ost und West
6. Der unsichere Vater: Vaterlosigkeit in Ost und West
7. Scham und Schuld
8. Das Ende der Dissidenz: Macht oder Identität?
9. Der Wendehals West: Das Ende des Opportunismus