8. bis 11. März 2018 (Berlin)
2018-03-08 - 2018-03-11
Kongress der
Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) »Die Paralyse der Kritik: eine
Gesellschaft ohne Opposition (Herbert Macuse)«
mit Unterstützung und in den Räumen der Rosa–Luxemburg Stiftung in
Berlin
Opposition in Deutschland und weltweit vollzieht sich in den letzten
Jahren immer weniger innerhalb einer linken kapitalismuskritischen Alternative,
sondern wird zunehmend zu einer Domäne von rechten und konservativen
politischen Gruppen unterschiedlichster Couleurs. Protestwähler wenden sich
vorzugsweise nationalistischen und rassistischen Parteien zu, die sich zugleich
globalisierungskritisch geben.
Vor diesem Hintergrund wird der Neoliberalismus durch die politischen
Eliten als Garant von Demokratie und Freiheit präsentiert, obgleich er der
Motor der rechten Entwicklungen ist. Die rechten Parteien und Regime haben
jedoch keine andere als die neoliberale Agenda – allenfalls durch offensichtlich
nationalistische und protektionistische Maximen verklärt.
Es scheint wieder eine bleierne Zeit gekommen zu sein, die keine
Alternative jenseits der neoliberal genannten kapitalistischen Entwicklung
vorstellbar macht. Das hatte Herbert Marcuse, von dem wir den Titel geliehen
haben, vor mehr als 50 Jahren beklagt. Marcuse, Theoretiker des modernen
Kapitalismus vor ’68, der die Ökonomisierung aller Lebensbereiche und die
Verführung zur Eindimensionalität sichtbar gemacht hatte und auf dieser
Grundlage auch Theoretiker der Revolte und des Aufbegehrens geworden war. Seine
Parole der »Großen Verweigerung« ist als Ausgangspunkt einer jeden emanzipatorischen
Revolte tragfähig geblieben. Hinsichtlich der Kritik von Wissenschaft, Politik,
Ökonomie und Krieg, der Analyse von Protestbewegungen und Entwicklung von
Gegenstrategien ermutigte Marcuse mit seinem: »Weitermachen!« – In diesem Sinn
wollen wir den nächsten Kongress der NGfP machen.
Gleichzeitig müssen wir berücksichtigen, dass und wie sich die Welt
(der Kapitalismus) seit der Verweigerungsrevolte von ’68 verändert hat –
Stichwörter: Entkollektivierung und Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse in
ihrer gesamten sozialen Bandbreite, Unterwerfung von Wissenschaft, Bildung und
Gesundheitswesen unter das direkte Diktat der Kapitalakkumulation,
zerstörerische Aspekte der forcierten internationalen Arbeitsteilung und der
globalen Zyklen seit 1971/73.
Der Wunsch nach einer Alternative, dem guten Leben jenseits der
Unterwerfung unter das Kapital besteht und findet seinen Ausdruck in vielen
Bewegungen und Projekten, in denen neue Formen der Kritik, aber auch der
Zusammenarbeit und des Gemeinsinns ausprobiert werden. Es gibt Occupy, No
pagamos, Degrowth, Fairtrade, Regionalwährungen, Tauschbörsen,
Mehrgenerationenprojekte, Kommunen, Ökodörfer, Friedensbewegte, linke
Lesekreise, kritische Blogs, Inklusion, Europa, Wahrheitskommissionen,
Aufarbeitungen von Kriegen und kolonialer Herrschaft und vieles mehr. Aber:
welche Opposition ist unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Lage, jene
Gegenöffentlichkeit herzustellen, in der das »unglückliche Bewusstsein« seine
Stimme erheben kann und die punktuellen Aktionen aus ihrer Vereinzelung
befreien kann?
Die Angst vor Abstieg oder Scheitern im Hamsterrad und die gefühlte
Alternativlosigkeit hält viele davon ab, ihre Unzufriedenheit selbstbewusst
gegen die zu richten, die ihnen die Möhre vor die Nase halten.
Selbstbewusstsein wird neoliberal abgerufen, das Selbst verwirklicht sich in
Affirmation. Es fehlen die für die Entfaltung von Solidarität und Widerstand
notwendigen Strukturen und Institutionen: sie wurden in den letzten Jahren
erfolgreich geschleift. Dazu braucht es Analysen, mit welchen Feindbildern,
Strategien und Tricks dies geschehen konnte und weiterhin geschieht.
Die Begriffe der Affirmation, Opposition und Subversion suchen eine
Neubestimmung, um eine über das rein Politische hinausgehende Frage nach einer
anti–systemischen Perspektive aufzuwerfen, die auch einen Brückenschlag zu den
sozialen Umbrüchen von heute aufzeigt. Gleiches gilt für Kooperation,
Gemeinsinn u.w.m. Dazu laden wir Euch/Sie ein, mit den ReferentInnen und uns
auf dem Kongress zu diskutieren.
Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Bernd Leuterer, Ophelia Solti,
Raina Zimmering, Bettina Becker, Julia Kansko-Dusche, Jürgen Günther und Werner
Köpp für die Vorbereitungsgruppe
Die NGfP
Die Neue Gesellschaft für Psychologie ist ein Zusammenschluss von
PsychologInnen und Angehörigen verwandter Berufe, mit dem Ziel, ein
diskursives, kritisches und reflexives Wissenschaftsverständnis der Psychologie
weiterzuentwickeln, eine problemgerechte und gesellschaftlich verantwortliche
Forschung und Praxis zu unterstützen und eine Erneuerung der geistes-, kultur-
und sozialwissenschaftlichen Orientierung der Psychologie zu ermöglichen.
Dazu sehen wir es als notwendig an:
• die Hochschulen und den Wissenschaftsbetrieb zu demokratisieren,
• die Gleichstellung der Geschlechter im Wissenschaftsbetrieb voran zu
treiben,
• an der Überwindung der Spaltung von Wissenschaft und Praxis
mitzuarbeiten,
• eine gegenstandsangemessene Forschung zu fördern, welche die
gesellschaftliche(kulturelle) und geschichtliche Bedingtheit des Psychischen
realisiert und sich an Alltagsnähe und Praxisbezug orientiert,
• psychologische Praxis wissenschaftlich begleitet und reflektiert und
dabei an die geistes-, kultur- und sozial-wissenschaftlichen Traditionen
anknüpft und sie erneuert,
• die fächerübergreifende Kooperation mitanderen Disziplinen zu
pflegen, und zugleich
• die Identität des Faches trotz grundsätzlich anzustrebender Vielfalt
der Diskurse zu entwickeln
Termin:
8. bis 11. März 2018
Veranstaltungsort:
Rosa-Luxemburg Stiftung
Franz–Mehring–Platz 1
10243 Berlin
(Nähe Berlin Ostbahnhof)
Veranstalter:
Neue Gesellschaft für Psychologie (NGfP)
Teilnahmegebühren:
Gruppe I: Regulärer Preis: 140€ (bis 31.01.18: 120€)
Gruppe II: Mitglieder der NGfP: 90€ (bis 31.01.2018: 70€)
Gruppe III: Personen mit niedrigem Einkommen, Studierende und
PsychotherapieausbildungskandidatInnen: 35€(bis 31.01.2018: 25€).
Gruppe IV: Für Menschen, die kaum etwas erübrigen
können, gibt es ein begrenztes Kontingent an noch stärker reduzierten Karten.
Bitte wenden Sie sich in diesem Fall per E-Mail an uns (orga2017@ngfp.de).
Fachfremde PartnerInnen von TeilnehmerInnen der Gruppen I und II können
uns hinsichtlich reduzierter Teilnahmegebühren per Email anschreiben.
In den Tagungsgebühren sind kleine Imbisse und Pausengetränke
enthalten.
Wenn Sie am geselligen Abend mit kleinem Buffet und Getränken
teilnehmen möchten, bitten wir zusätzlich um einen Beitrag von 16€, ermäßigt
für Personen mit niedrigem Einkommen, Studierende und
PsychotherapieausbildungskandidatInnen 8€.
Anmeldung:
Anmeldung per E-Mail bitte unter Angabe von Vor- und Nachnamen,
Adresse, Preisgruppe und ob Sie eine Teilnahme am geselligen Abend wünschen an
folgende Adresse:
»Gesellschaftliche Spaltungen«
z. Hd. Dr. Christoph Bialluch
Hobrechtstr. 69
12047 Berlin
orga2017@ngfp.de
Sofern Sie Mitglied einer Psychotherapeutenkammer sind, bitten wir Sie
um die Nennung derselben.
Weitere
Informationen:
www.ngfp.de
Die NGfP und
weitere passende Lektüre im Psychosozial-Verlag: