6. Dezember 2017 (Berlin)
2017-12-06
Vortrag von Bettina Becker: »›Mir hat das auch nicht geschadet‹ – Schwarze Pädagogik im Nationalsozialismus und heute«
»Mir
hat das auch nicht geschadet!« ist eine Standardantwort, die man erhält, wenn
man Erziehende darauf anspricht, dass sie durch körperliche Gewalt oder
herabsetzendem Verhalten psychischen Schaden bei ihrem Kind anrichten. Es
scheint so, als ob der »vertraute« Erziehungsstil einfach unreflektiert
weitergegeben wurde. Kinder nach einem bestimmten Regelwerk zu erziehen, hat
eine bis heute ungebrochene Tradition, die bereits in der Zeit der Aufklärung
begann und auch in der NS-Zeit stattgefunden hat. Der wichtigste
Erziehungsratgeber aus dieser Zeit heißt »Die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind« von Dr. Johanna Haarer, erstmalig 1933 und letztmalig 1987 unter dem
bereinigten Titel »Die Mutter und ihr erstes Kind« erschienen. Er hatte eine
Auflage von ca. 1,2 Millionen Exemplaren. In vielen Familien wurde dieser
Ratgeber von Mutter zur Tochter weitergegeben und ist in den Bücherregalen
gutbürgerlicher Wohnzimmer noch heute zu finden. Oft zeigt sich erst im Alter,
welche Auswirkungen Kindheitserlebnisse haben. Ich habe dies in einem
Pflegeheim erfahren und dort vier Heimbewohner, die zwischen 1933 und 1945
geboren wurden, zu den Erziehungsmethoden in ihrer Kindheit standardisiert auf
Basis der Bindungstheorie befragt.
Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe zur
gesellschaftlichen Verankerung und Verantwortung von
Psychotherapie/Psychoanalyse: »Psychoanalyse/Psychotherapie im
gesellschaftlichen Kontext«.
Termin:
6. Dezember 2017 um 20:15 Uhr
Veranstalter:
Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT)
Veranstaltungsort:
Fundus Buchhandlung (nahe Savigny-Platz)
Knesebeckstr. 20
10623 Berlin
Kontakt:
Dr. Almuth
Bruder-Bezzel: Almuth-Bruder-Bezzel@gmx.de
Dr. Uwe Langendorf:
uldf@gmx.de
Weitere Informationen:
www.dgpt.de