Tagung der
Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V. (Institut der
DPV/DGPT): Liebe im Kontext gesellschaftlicher Gewalt. Szenen und Bilder
außereuropäischer Filme
Auf der Tagung erkunden wir die Dynamik von Beziehungen und
familiären Strukturen, die uns in vier zeitgenössischen Filmen vorgeführt
werden. Der eröffnende Film ist ein Dokumentarfilm aus Palästina und Israel.
Zwei der Spielfilme haben ihren Schauplatz in Afrika, der eine im Tschad und
der andere in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Der dritte Spielfilm
kommt aus Israel. Die unterschiedlichen Perspektiven der Filme laden zu einer
Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Lebensformen von Menschen ein, die
unter teilweise erdrückenden Bedingungen nach einem selbstbestimmten Leben in
Würde, nach Übernahme politischer Verantwortung und der Erfüllung ihrer
Liebeswünsche suchen.
5 Broken Cameras ist ein Dokumentarfilm von Emad
Burnat unter Mitwirkung von Guy Davidi. Das Leben des Dokumentarfilmers Emad
aus dem kleinen palästinensischen Dorf Bil'in wird uns im Film durch zwei
äußere Einschnitte vermittelt, die sich zeitgleich ereignen: Der Bau der Mauer durch den Staat Israel,
die Israel und Palästina trennt, und die Geburt seines jüngsten Sohnes, zu der
der Vater seine erste Kamera angeschafft hat. Er hält den gewaltlosen
Widerstand der Bewohner des Orts und der internationalen israelischen
Unterstützer gegen die Mauer fest, die die Bauern von ihren Feldern
abschneidet. So entwickelt sich der einer bäuerlichen Familie entstammende
Palästinenser zum Chronisten des Lebens der Bewohner unter den massiven
Einschränkungen. Was bedeutet die erlebte Bedrückung, der Kampf und die wiederholte
Erfahrung von Ohnmacht der Erwachsenen für den kleinen Sohn, für alle Kinder und
Jugendlichen des Orts? Was der tödliche Verlust vertrauter älterer Personen? Und
schließlich der Erfolg des gewaltlosen Widerstands, der darin besteht, dass die
Mauer in einem Bogen gebaut wird, der den Zugang zu einigen Feldern weiterhin
erlaubt?
Mahamat-Saleh Haroun präsentiert in Daratt in zum
Teil sehr gemächlichen Szenenfolgen eine Handlung, die in ihrer Einfachheit
mythologische Züge gewinnt: Der Protagonist erhält vom blinden Großvater den
Auftrag, den Mörder seines Vaters zu töten. Der Großvater übergibt ihm die
Pistole des Vaters und der Protagonist geht in die Stadt, sucht und findet den
Mann, der im Bürgerkrieg den Vater umgebracht hat, und plant, ihn zu
erschießen. Es entsteht eine Beziehung zwischen dem Sohn des getöteten Vaters
und dem Vatermörder, die sowohl den Protagonisten als auch den Zuschauer
verunsichert. Was zunächst in der Logik ödipaler Konflikte psychoanalytisch
leicht deutbar erscheint, erweist sich in der konkreten Analyse der Wirkungen
als durchaus rätselhaftes und faszinierendes Panorama von Beziehungsfacetten.
Trennung von Arnos Gitai nimmt die politische
Situation in Israel 2005 auf, als der damalige Premierminister Scharon nach der
zweiten Intifada sich zum einseitigen Abzug aus Gaza entschied. An den Anfang
stellt der Regisseur die Begegnung zweier Heimatloser, eines jüdischen Israelis
und einer Palästinenserin aus Jerusalem. In der Folge bildet die
Auseinandersetzung mit der Evakuierung der jüdischen Siedler in Gaza den Hintergrund
eines berührenden Familiendramas, das nach Europa führt.
Félicité von
Alain Gomis, zeigt das Leben Félicités, die als Sängerin in einer Bar in
Kinshasa arbeitet und damit sich und ihren halbwüchsigen Sohn ernährt. Ihr
Leben wird fundamental erschüttert, als der Sohn verunglückt und eine teure
medizinische Behandlung braucht. Die unabhängige, stolze Frau muss sich von
neuem der Frage von Abhängigkeit und Unabhängigkeit stellen. Auch ihre
Liebeswünsche bedrängen sie wieder und sind in der sich anbahnenden Beziehung
zu einem Mann neu zu verhandeln.
ReferentInnen:
Isolde Böhme, Dr. med., Psychoanalytikerin (DPV) und
Gruppenanalytikerin (D3G) in eigener Praxis in Köln
Sigrid Scheifele, Dr. phil., Dipl.-Soz., Dipl.-Psych.,
Psychoanalytikerin
Achim Würker, Dr. Dr. phil., Studiendirektor i.R.,
freischaffender Wissenschaftler, Mitglied der Kommission Psychoanalytische
Pädagogik und des Frankfurter Arbeitskreises Tiefenhermeneutik und
Sozialisationstheorie
Termin:
3. und 4. November 2018
Veranstaltungsort:
3. November:
Großer Veranstaltungssaal der Psychoanalytische
Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V.
Riehler Str. 23
50668 Köln
4. November:
OFF Broadway-Kino
Zülpicherstr. 24
50674 Köln
Veranstalter:
Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V.
Kosten:
75 €/ 25 € für Studierende oder AusbildungskandidatInnen
Anmeldung:
bis 31. Oktober im Sekretariat der PsAG Köln-Düsseldorf
Frau Schäfer
Telefon: 0221 135901
E-Mail: manuela.schaefer@psychoanalyse.koeln
Weitere Informationen:
Offizieller Flyer
Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:
| Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.) Alfred Hitchcock Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 1
| EUR 14,90 |
Kaum ein anderer Regisseur verstand es so mit den Ängsten seiner ZuschauerInnen zu spielen wie Alfred Hitchcock. Er drehte mit den besten SchauspielerInnen, etablierte Begriffe wie »Suspense« und »MacGuffin« und perfektionierte die subjektive Kameraführung. Auch wenn Hitchcock trotz zahlreicher Oscar-Nominierungen nie eine Trophäe gewann, gilt der Meister der Suspense als einer der einflussreichsten und künstlerisch bedeutendsten Filmregisseure. 1979 zeichnete ihn das American Film Institute schließlich mit dem AFI Life Achievement Award aus. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.) Roman Polanski Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 2
| EUR 19,90 |
Der französisch-polnische Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Roman Polanski gilt als Meister der Inszenierung des Klaustrophobischen und der seelischen Erosion. Dass menschliche Urängste, Wahn und Verzweiflung sich als Motive durch sein filmisches Schaffen ziehen, scheint angesichts seiner jüdischen Wurzeln und der daraus resultierenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten nur logisch. Polanski selbst stellt allerdings nur seinen Oscar-prämierten Film Der Pianist (2002) als explizit autobiografisch heraus, in den er seine Kindheitserinnerungen einfließen ließ. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.) Pier Paolo Pasolini Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 8
| EUR 19,90 |
Nachdem Pasolini in den fünfziger Jahren als Drehbuchautor in die Filmszene einstieg, waren seine ersten Regiearbeiten wie Accattone oder Das erste Evangelium – Matthäus noch stark vom Neorealismus beeinflusst. Bewusst inszenierte er seine Figuren als changierend zwischen Profanität und Transzendentalität. Ende der Sechziger wandelte sich Pasolinis Werk und er wandte sich großen Legenden und Mythen zu, etwa Ödipus (Edipo Re – Bett der Gewalt) oder Medea. [ mehr ] Dieser Titel ist derzeit vergriffen. |
| Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.) Darren Aronofsky Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 9
| EUR 19,90 |
Das Werk des Filmregisseurs und Drehbuchautors Darren Aronofsky reicht vom Low-Budget-Projekt Pi über den grafisch opulenten Film The Fountain bis zum Arthouse-Publikumserfolg Black Swan. Trotz der unterschiedlichen Zugänge findet sich immer das einheitliche Motiv der »Ich-Suche« des Individuums. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.) David Cronenberg Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 10
| EUR 19,90 |
Mit Werken wie Parasiten-Mörder (1975) wurde David Cronenberg zum Mitbegründer des »Body-Horror«-Genres. In seinen späteren Filmen stellt er das Thema der Gewalt in einen soziokulturellen Zusammenhang (A History of Violence, 2005) und beschäftigt sich verstärkt mit den psychologischen Konflikten seiner Figuren (Spider, 2002). [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.) Die Coen-Brüder Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 11
| EUR 24,90 |
Seit Anfang der 1990er Jahre gehören die Brüder Joel und Ethan Coen als Oscar-prämierte Filmregisseure, -produzenten und Drehbuchautoren zu den Größen Hollywoods. Trotz des großen kommerziellen Erfolgs stehen die Coens bis heute für den kreativen und unangepassten Hollywoodfilm jenseits geltender Genrekonventionen. Das Buch bietet einen Gesamtüberblick über ihr Oeuvre und versammelt Texte zu ihren wichtigsten Filmen. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.) Michael Haneke Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 12
| EUR 24,90 |
Der preisgekrönte österreichische Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke (geb. 1942) erlangte durch seine anspruchsvollen, sozialkritischen Filme weltweit Anerkennung. Seine Geschichten sind aus der Realität unserer Gesellschaft resultierende Alpträume, die einen Einblick in unsere soziokulturelle Conditio humana mit ihren apokalyptischen Gewalt- und Zerstörungsfantasien erlauben. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Peter Bär, Gerhard Schneider (Hg.) Martin Scorsese Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 13
| EUR 24,90 |
Martin Scorsese (geb. 1942) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseure und Vertreter des New Hollywood. In der Tradition des europäischen Autorenfilms der 1960er und 70er Jahre thematisiert Scorsese individuelle, soziale und soziokulturelle Konfliktsituationen sowie die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeiten, Gewalt und den Verlust basaler Sicherheiten. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Gerhard Schneider, Peter Bär, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Timo Storck (Hg.) Akira Kurosawa Die Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 14
| EUR 24,90 |
Der oscarprämierte Akira Kurosawa (1910–1998) gehört zu den weltweit einflussreichsten und wichtigsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts. Seine Erfolge und seine Wirkung auf westliche Filmemacher brachten ihm den Ruf des »westlichsten« Regisseurs Japans ein. Dabei wurde übersehen, wie sehr sich Kurosawa mit seinem Land und dessen Kultur beschäftigt hat. Das Werk und die humanistische Haltung des Regisseurs nutzen die AutorInnen im vorliegenden Band für den aktuellen Diskurs über die Conditio humana. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |
| Timo Storck, Andreas Hamburger, Karin Nitzschmann, Gerhard Schneider, Peter Bär (Hg.) François Ozon Täuschung und subjektive Wahrheit. Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 15
| EUR 29,90 |
Täuschung und Wahrheit, Wirklichkeit und Fiktion, biologisches Geschlecht und Gender – das sind die zentralen Fragen der Conditio humana, die François Ozon in seinen Filmen aus verschiedenen Perspektiven thematisiert. Ozon gehört zu den interessantesten und produktivsten Regisseuren der Gegenwart. Kaum ein anderer versteht es, die verschiedensten Charaktere, Plots und Themen so brillant auf die Leinwand zu bringen. Für sein Drama Jung & Schön (2013) und den Erotikthriller Der andere Liebhaber (2017) wurde er bei den Filmfestspielen von Cannes für die Goldene Palme nominiert. [ mehr ] Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 2-3 Werktage |