27. bis 29. Oktober 2017 (Leipzig)

2017-10-27 - 2017-10-29

6. Tagung in der Reihe »Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis« zum Thema »Autoritarismus«

Autoritäre Fixierung ist zweifellos konstitutiv für rechtsextreme Einstellungen und rassistische Gewalt. Das bestätigen viele empirische Befunde. Allerdings bezieht sich die gegenwärtige Autoritarismus-Forschung kaum mehr auf die Psychoanalyse. Dabei galt es den Autoren der ersten kritischen Studie zu »Autorität und Familie«, allen voran Max Horkheimer, als ausgemacht, dass ohne die »moderne Tiefenpsychologie« die Wirkung der Gesellschaft auf die in ihr lebenden Subjekte nicht gründlich begriffen werden kann. Wenn Autoritarismus, wie es seit etlichen Jahren geschieht, ohne diese Tiefendimension gedacht wird, gerät auch die Tiefenwirkung der Gesellschaft auf die Individuen aus dem Blick. Diese Wirkung ist heute allerdings nicht mehr dieselbe wie in der Frühzeit der Kritischen Theorie, wo der Vater noch die Instanz war, die die autoritären Standards der Gesellschaft in der Familie durchsetzte. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein. Dennoch gibt es weiterhin autoritäre Führer, und das Phänomen des Populismus zeigt, dass der Autoritäre Charakter nicht einfach verschwunden ist. Er hat sich lediglich verwandelt. Wie aber entsteht er heutzutage? Gedeiht er womöglich gerade unter permissiv-neoliberalen Bedingungen? Gehört zu ihm die Wiederkehr vorbürgerlicher Stammesstrukturen auf High-Tech-Niveau? Wie ist eine demokratische Gesellschaft zu verstehen, die jene autoritäre Dynamik, durch die sie bedroht wird, immer wieder selbst hervorbringt? Diesen Fragen soll auf der Tagung mit Rückgriff auf die Standards der Kritischen Theorie und psychoanalytischem Instrumentarium nachgegangen werden.

Programm:

Freitag, 27.10.2017

19:00 – 21:00 Uhr
Prof. Dr. Helmut Dahmer, Wien
Autoritärer Charakter und autoritärer Staat – Konzepte von gestern?

Samstag, 28.10.2017

09:00 – 10.45 Uhr
Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann, Berlin
Einzelkämpfer – Wiedergänger des Autoritarismus?
Co-Referent: Steffen Elsner, Dipl.-Psych.

10:45 – 11:15 Uhr Kaffeepause

11:15 – 13:00 Uhr
Dr. Mahrokh Charlier, Frankfurt/M.
Autorität und Postmigranten
Co-Referentin: Micha Böhme, Dipl.-Päd.

13:00 – 15:00 Uhr Mittagspause

15:00 – 16:45 Uhr
Dr. Philipp Lenhard, Köln
Falsche Propheten. Zur Aktualität der Demagogiestudien von Leo Löwenthal und Norbert Guterman
Co-Referent: Johannes Buchholz, M.A.

16:45 – 17:15 Uhr Kaffeepause

17:15 – 19:00 Uhr
Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg
Vorurteile, Diskriminierung, Gewalt, Terrorismus: Hilft uns allein die Lerntheorie, das zu verstehen?
Co-Referentin: Julia Schuler, M.A.

Sonntag, 29.10.2017

09:30 – 11.15 Uhr
Dr. Lutz Eichler, Erlangen
Adoleszenz, Narzissmus und Autoritarismus
Co-Referent: Jérôme Seeburger, Dipl.-Soz.

11:15 – 11:45 Uhr Kaffeepause

11:45 – 13:30 Uhr
Dr. Matthias Burchardt, Köln
Personale Autorität statt Unterwerfung durch pädagogische Selbststeuerung
Co-Referentin: Susan Winter, Bildende Künstlerin

Termin:

27. bis 29. Oktober 2017

Veranstalter:
Prof. Dr. Christoph Türcke
Hochschule für Grafik und Buchkunst
PD Dr. Oliver Decker
Universität Leipzig

Veranstaltungsort:

Bibliotheca Albertina (Vortragssaal)
Beethovenstraße 6
04107 Leipzig

Teilnahmegebühr (für die ganze Tagung):
Bei Anmeldung bis zum 31.08.2017:
Regulär: 75 EUR €
WeiterbildungskandidatInnen: 40 EUR €
Ermäßigt (SchülerInnen, Studierende, Erwerbslose): 30 EUR

Bei Anmeldung ab dem 01.09.2017:
Regulär: 95 EUR €
WeiterbildungskandidatInnen: 55 EUR €
Ermäßigt (SchülerInnen, Studierende, Erwerbslose): 40 EUR

Um schriftliche Anmeldung wird gebeten.

Kontakt:
PD Dr. Oliver Decker
Universität Leipzig
Philipp-Rosenthal-Str. 55
04103 Leipzig
oliver.decker@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:

home.uni-leipzig.de


Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag:

Die enthemmte MitteOliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler (Hg.)
Die enthemmte Mitte
Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland / Die Leipziger »Mitte«-Studie 2016
EUR 19,90

Seit 2002 untersucht die Leipziger Arbeitsgruppe um Brähler und Decker die rechtsextreme Einstellung in Deutschland. Die gewonnenen Daten und sozialpsychologischen Analysen der »Mitte«-Studien der Universität Leipzig sind zur bundesweiten Grundlage der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus geworden. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass antidemokratische Ideologien seit einigen Jahren verstärkt artikuliert werden und sich das politische Klima in der Bundesrepublik verschiebt. Im Langzeitverlauf lassen sich so verschiedene politische Milieus, ihre Polarisierung und der Legitimationsverlust demokratischer Institutionen beschreiben. [ mehr ]

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Mahrokh Charlier
Ost-westliche Grenzgänge
Psychoanalytische Erkundungen kultureller und psychischer Differenzen zwischen »Orient« und »Okzident«
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Mahrokh Charlier widmet sich im vorliegenden Buch den kulturellen Merkmalen und Differenzen christlich-westlicher und islamisch geprägter Gesellschaften auf Basis ihrer eigenen Lebensgeschichte und vor dem Hintergrund ihrer langjährigen klinischen Erfahrung als Psychoanalytikerin. Die ausgewählten Aufsätze vermitteln ein vertieftes Verständnis der psychostrukturellen Unterschiede beider Kulturkreise und verdichten sich zu einem Plädoyer für eine interkulturelle und kultursensible Psychoanalyse. [ mehr ]

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Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler (Hg.)
Rechtsextremismus der Mitte und sekundärer Autoritarismus
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Die Arbeitsgruppe um Elmar Brähler und Oliver Decker an der Universität Leipzig führt seit 2002 im Zwei-Jahres-Rhythmus sozialpsychologische Studien zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland durch. Die aktuellen Ergebnisse belegen einen starken Rückgang rechtsextremer Aussagen einen starken Rückgang rechtsextremer Aussagen und gleichzeitig eine Abwertung von Asylsuchenden, Musliminnen und Muslimen, Sinti und Roma. Dies interpretieren die Autorinnen und Autoren vor dem Hintergrund der »wirtschaftlichen Insellage« Deutschlands als »sekundären Autoritarismus«. [ mehr ]

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OpferTobias Grave, Oliver Decker, Hannes Gießler, Christoph Türcke (Hg.)
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Rechtsextremismus der Mitte Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler
Rechtsextremismus der Mitte
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Mit diesem Buch legen die Autoren der bekannten »Mitte«-Studien neue Ergebnisse ihrer seit 2002 andauernden Untersuchung zur rechtsextremen Einstellung in Deutschland vor. Zugleich wird eine Theorie der Gesellschaft vorgestellt, die aktuelle Diskurse der Sozialpsychologie mit einer Gegenwartsdiagnose verbindet und Herausforderungen für die Demokratie im 21. Jahrhundert formuliert. [ mehr ]

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Analytische SozialpsychologieHelmut Dahmer (Hg.)
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Soziologie und Sozialpsychologie subjektivierter Arbeit (PDF-E-Book)Lutz Eichler
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