22. und 23. Februar 2019 (Salzburg)
2019-02-22 - 2019-02-23
Un-Mögliches Lieben – Zwischen Begehren und Optimierung
Die Geschichte der Psychoanalyse – so wird sie jedenfalls auch erzählt –
beginnt mit einer unglücklichen Liebesgeschichte – der zwischen Josef Breuer
und Anna O. Anders als Breuer hat Freud vor dieser Liebe (er nannte sie bald
Übertragungsliebe) nicht die Flucht ergriffen, sondern Verliebtheit und
sexuelles Begehren als wissenschaftliche und therapeutische Herausforderung
angenommen und die sexuelle Liebe als den Kern aller Liebe betrachtet. Daher
seine Zielvorgabe einer gelingenden Analyse: Liebes- und Arbeitsfähigkeit. Wie
zeigt sich das Feld der Liebe heute? Wir sind aufgespannt zwischen dem Ideal
einer unendlichen Liebe, den endlosen Optionen, dem optimierten Körper, den
grenzenlosen Varianten des Sexuellen, der Entkoppelung von Liebe und Sex
einerseits; und den Enttäuschungen, dem Scheitern, dem Rückzug, der Einsamkeit,
den Versuchen, dem Dilemma einer Sexualität ohne Liebe versus einer Liebe ohne
Sex zu entkommen andererseits. Sind also die freudschen Überlegungen zur Genese
der »reifen« genitalen Liebe noch gültig? Und welche alternativen Konzepte von
anderen psychoanalytischen Autorinnen und Autoren gibt es zu diesen Fragen? Und
welches »Angebot« kann die Psychoanalyse bieten angesichts des Diktats des
unbegrenzten Genießens? Spricht sie ja nicht nur von der Liebe, sondern ebenso
vom unausweichlichen Verlust, von Trennung, Differenz, Mangel und Tod. Ist die
psychoanalytische »Beziehung« eine »Liebesbeziehung«? Gilt Ferenczis
Überzeugung von der »Heilung durch Liebe« immer noch? Wie steht es um den
status quo der Liebe aus soziokultureller und psychoanalytischer Sicht? Wie ist
angesichts der Demontage der Vaterfunktion, der Fortschritte der
Biotechnologien, der fortschreitenden Virtualisierung von »Beziehung«, der
Ersetzung des Körpers durch das Bild Liebe und Begehren noch möglich? Was ist
aus heutiger Sicht die Triebfeder der »Liebe«? Was passiert mit Freuds »verliebter
Hörigkeit« im Zeitalter der Dominanz des Visuellen? Was ist mit dem »fundamentalen
Phantasma«, von dem Lacan meint, dass es das Subjekt und sein Begehren in
bestimmter Weise fixiert? Welche Folgen hat die »Virtualisierung« von Liebe und
Sexualität auf Identitäts- und Subjektbildung? Kommt es tatsächlich zu einem
Verschwinden der klinischen Struktur der Neurose zugunsten so genannter »Neopathologien«,
deren Klagen sich nicht mehr um Liebeskonflikte, sondern um Begehrensverlust
drehen?
ReferentInnen:
Mathias Hirsch, Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und für
psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker (DGPT, affil. Mitglied DPV),
Gruppenanalytiker. Nach Beendigung der psychoanalytischen Praxis
Seminartätigkeit und Supervision in Berlin und Moskau. Zahlreiche
Veröffentlichungen: u.a. psychoanalytische Traumatologie, Psychoanalyse des
Körpers, kulturpsychologische Themen
Manfred Mittermayer, Dr. phil., geb. 1959, Studium der Germanistik und
Anglistik in Salzburg, seit 2012 Leiter des Literaturarchivs Salzburg, seit
2013 Leitung der Rauriser Literaturtage (mit Ines Schütz), zahlreiche
Publikationen zur Literatur des 20. Jahrhunderts., v.a. zu Thomas Bernhard;
Kurator von Ausstellungen und Filmveranstaltungen
Thomas Pollak, Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie, Lehranalytiker am
Frankfurter Psychoanalytischen Institut; Publikationen u. a. zu klinischen
Konzepten von Angst und Traum und zu Ausbildung und Profession des
Psychoanalytikers
Edith Seifert, Dr. phil. habil., Psychoanalytikerin in Berlin, Supervisorin in
Einrichtungen der Jugendhilfe; Ex-Univeristätsdozentin für psychoanalytische
Pädagogik an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Veröffentlichungen,
insbesondere zur Sexualität
Angelika Staehle, Diplom-Psychologin, Psychoanalytikerin für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene, Lehranalytikerin und Supervisorin DPV/IPA,
Gruppenlehranalytikerin, Leiterin der Weiterbildung Kinder- und
Jugendliche-Psychoanalyse der DPV; niedergelassen seit 30 Jahren in eigener
Praxis; zahlreiche Veröffentlichungen zur psychoanalytischen Behandlungstechnik
von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, zu Träumen, autistischen Phänomenen,
Mutismus und Symbolisierungsstörungen, zur klinischen Gruppenanalyse sowie zu
Gruppenprozessen in Institutionen
Termin:
22. und 23. Februar 2019
Veranstaltungsort:
Parkhotel Brunauer
Elisabethstraße 45
A-5020 Salzburg
Telefon: +43/(0) 662/ 45 42 65-0
Fax: 0 662/ 45 42 65-13
Veranstalter:
Freiberg – wissenschaftliche Gesellschaft der Arbeitskreise für
Psychoanalyse in Österreich:
Innsbruck, Linz/Graz, Salzburg und Wien
Tagungssekretariat:
Praxis Dr. Christian Schacht
Franz-Josef-Straße 15
5020 Salzburg
E-Mail: christian.schacht@aon.at
Auskünfte
Mag. Günther Wintersteller,
Telefon: +43/(0)650/7614970
E-Mail: guenther_wintersteller@web.de
Weiter Informationen:
www.psychoanalyse-freiberg.at
Passende Lektüre im Psychosozial-Verlag: