Rezension zu Das psychoanalytische Konzept der »Nachträglichkeit«

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Rezension von Christian Döring

Die Autorin, sie ist Mitarbeiterin am Zentrum für Literatur – und Kulturforschung in Berlin, legt uns mit diesem Buch ihre Dissertation vor. Eine frische und originelle Arbeit, die übersichtlich aufgebaut ist und sich flüssig liest.

Zunächst beschäftigt sich Christine Kirchhoff mit der Urszene der Subjektivität, das heißt sie stellt das Konzept des Befriedigungserlebnisses von Altmeister Freud an den Anfang ihrer Überlegungen. Daran anschließend bringt sie Adorno mit seinem Lebensnotkonzept ins Spiel. Interessant wie sie es präsentiert. Einleitend gibt sie einen assoziativen Exkurs in die griechische Philosophie. Die Art der Autorin ihr Thema zu beleuchten, lässt dem Leser die Freiheit eigene Gedanken aufkommen zu lassen und so quasi mit ihr in einen Austausch zu treten. Das lässt den Leser nicht ermüden sondern treibt ihn an.

Im zweiten Teil ihrer Arbeit widmet sich Christine Kirchhoff eingehend der Begriffsgeschichte des Konzepts der Nachträglichkeit. Sie hat gut analysiert warum Freud es versäumt, den von ihm gesuchten Ursprung in die Gegenwart zu verlegen. Die Autorin streift an dieser Stelle selbstverständlich jüngere Autoren und stellt richtigerweise fest, dass sie die Nachträglichkeit nicht explizit thematisieren. An dieser Stelle hätte ich gern noch mehr gelesen.

Mit einem kurzen Exkurs der Säuglingsforschung leitet Christine Kirchhoff ihren dritten und zugleich letzten Teil ein. Dieser dritte Teil ist für mich der krönende Abschluss und Höhepunkt des Buches. Hier führt uns die Autorin sozusagen mitten hinein in die Praxis.

Untersucht wird insbesondere die Kontroverse um den Stellenwert der experimentellen Säuglingsforschung für die Psychoanalyse. Hier finden Dornes »Blinde Flecken« Beachtung. Ausführlich und sprachlich exakt geht Doktor Christine Kirchhoff zum Schluss ihrer Dissertation noch einmal auf Differenzen zwischen psychoanalytischer Theorie und experimentalwissenschaftlicher Säuglingsforschung ein.

Eine interessante, neugierig machende Arbeit, die völlig ohne schematische Darstellungen auskommt und dennoch Inhalte sehr gut vermittelt.



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