Rezension zu psychosozial 117: 20 Jahre Mauerfall
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Rezension von Patrick Krei
Das kleine, 144 Seiten starke, Broschur-Bändchen »20 Jahre
Mauerfall« wurde von Irina Mohr und Elmar Brähler herausgegeben und
ist im Psychosozial-Verlag erschienen. Es fast 14 Texte,
unterschiedlicher Autoren, die wiederum zu unterschiedlichen Themen
ihre »Geschichten« erzählen.
In diesem Jahr, 2009, ist Reflexion angesagt – Reflexion über uns
unsere Gegenwart und unsere Vergangenheit. 20 Jahre schreiben Ost-
und Westdeutschland eine gemeinsame Geschichte, welche geprägt ist
von allerlei Gemeinsamkeiten, Konflikten, Abwanderungen und doch
steht fest, es existiert ein Band, welches dieses Deutschland
zusammen hält. 2009, das Jahr der Reflexion unserer Geschichte –
der Höhen und Tiefen. Dieses Buch gibt eine reiche Zahl an Facetten
wieder, wie es war und wohin uns die 20 Jahre gebracht haben, ob es
sich um Menschlichkeit oder Forschung handelt – alles ist
dabei.
Wie oben angesprochen gliedert sich das vorliegende Werk in 14
Texte, verfasst von Unterschiedlichen Autoren, die Ihre fundierte
Sicht uns preisgeben. Außerdem sind die Texte auf zwei voneinander
getrennt betrachteten Themen aufgeteilt, zehn von ihnen sind auf
das Schwerpunktthema »20 Jahre Mauerfall« gerichtet, vier auf die
Forschung.
Texte zum Schwerpunkt Thema:
Im ersten Text »Ausblick auf Rückblick oder: Du bist kein Apfel«
gibt uns Irina Mohr einen schnellen Einstieg und nimmt den Leser
mit auf die Reise in die DDR als Staat.
Im zweiten Text »… dass die Mauern im Osten besser halten –
Nachdenken über Ostdeutsche Identität« beleuchtet Annette Simon,
eingeführt durch ein lockeren vorurteilbehafteten Songtext, welcher
den »Osten« glorifiziert, die Gesellschaft der DDR und versucht dem
Leser an Hand vieler Beispiele klar zu machen, dass es sich in der
DDR um eine gespaltene Gesellschaft handelte und dass im Rahmen der
fortlaufenden Zeit über eine andere, ganz Deutschland umfassende
Frage nachgedacht werden muss.
Im dritten Text »Der Kampf um die Deutungshoheit über die DDR, die
politische Wende 1989 und heutige Herausforderungen« von Friedrich
Schorlemmer zeigt uns, wie weit Bürger und SED in der DDR mit
einander verbunden waren und nennt sechs Voraussetzungen um sich
ein differenziertes Urteil über die DDR zu bilden, ferner stellt er
kritische Fragen die sich auf das hier und jetzt beziehen und jeden
der sie liest zum aktiven Nachdenken anregt.
Im vierten Text »Voll geschäftsfähig« von Jakob Hein, wird
Deutschland als volljährig deklariert und so als eine Person wie
aus dem Leben gegriffen betrachtet, welche ihre Höhen und Tiefen
durch macht und sich gegen die Großen standhaft darstellt. Es ist
eine sehr amüsante kurzweilige Erzählung, aufgebaut auf der
globalen Geschichte Deutschlands.
Im fünften Text »Ich muss zurückblicken, wenn ich die Gegenwart
betrachte« von Judka Strittmatter, erzählt sie Ihre eigene kleine
Lebensgeschichte und gibt einen Einblick vom Überwachungsstaat der
DDR, von Flucht und erzählt Ihre und auch die allgemein gesehen
Geschichte über den »Ossi in der Wessi Welt«- geht aber auch auf
das heutige Politikgeschehen ein und unterstreicht sehr markant und
lustig Ihre Meinung.
Im sechsten Text »Sieben Wunder der Vereinigung« von Peter Bender,
zeigt er die markanten Punkte in der Geschichte bis zur
»Vereinigung« Deutschlands auf. Und betrachtet diese auch aus Sicht
der Bürger, wobei es immer wieder Momente gibt, in denen man als
Leser schon schmunzeln muss.
Im siebten Text »Vorwärts und nicht vergessen« von u.a. H. Berth
betrachten sechs Autoren Statistiken zu Problemen in den 20 Jahren,
und zeigen ihre Verläufe auf. Auch die Zufriedenheit ist ein Thema
dieses interessanten Artikels.
Die weiteren zweit Texte »Tatsächliche und gefühlte Einheit –
mögliche Gründe für die Diskrepanz« von Wolf Wagner und
»Erfahrungen im anderen Teil Deutschlands« Beschäftigen sich beide
mit der Spannung zwischen den Deutschen – und betrachten deutsche
Migranten. Und auch wenn die Titel schlimmes vermuten lassen – so
wird am Ende eine positive Bilanz gezogen.
Im zehnten Text »Tickt der Osten anders? Erklärungsversuche zur
Mediennutzung« von Hans-Jörg Stiehler werden wir entführt in die
Welt der Medien und sehen schnell dort gibt es auch Unterschiede
der Geschmacks, man sieht halt unterschiedlich Fern –
Unterschiedlich lange – Unterschiedliche Interessen, die werden
hier anhand von Studien versucht zu entschlüsseln – viel Spaß ich
hab kein Fernseher …
Texte zur Forschung:
Die Texte zur Forschung bilden einen eher eigenständigen Bereich
des Buches, und beschreiben unter anderem »Die Liebe« im Text
»Bios«, der mir besonders gut gefallen hat aus diesem Bereich, da
nicht nur die menschliche Liebe betrachtet wird, nein sie steht
hier auch im Zusammenhang mit der Natur und ich will schon fast
sagen mit Rechnerarchitektur – aber das wäre wohl zu weit
gegriffen.
Außerdem wird in einem anderen Text die Psychologie des
Kinderopfers beleuchtet, welches so in unserer Kultur nicht mehr
vorkommt – dennoch ist es sehr interessant zu erfahren was dahinter
steckt, ferner wird noch ein Literaturrundflug gegeben, hierzu ist
nicht viel zu sagen, denn es ist garantiert für jeden etwas
dabei.
Sehr schön und auf jeden Fall erwähnenswert finde ich den Nachruf
bzw. die schlanke Biografie von Herrn Parin, ich selber durfte ihn
durch Zufall noch kennen lernen und bin umso verblüffter, dass ihm
hier ein paar Seiten gewidmet sind! Es ist alles enthalten was
relevant ist, leider stellt dieser Abschnitt nicht seine
Menschlichkeit heraus sondern eher seine Kompetenzen. Eigentlich
schade.
Allgemein betrachtet ist diese Broschüre sehr schön und klärt über
so manchen Zusammenhang auf. Die Herausgeber haben die Artikel
sorgsam ausgewählt. Mir persönlich haben folgende Texte am besten
gefallen: »Voll geschäftsfähi«, »Ich muss zurückblicken«, »wenn ich
die Gegenwart betrachte«, »Bios«, »Paul Parin«. Weiterhin ist zu
erwähnen, dass es eine Vielzahl von Literaturangaben gibt um sich
weiter in die Einzelnen Themen zu vertiefen, außerdem gibt es noch
einen Abschnitt über die Autoren, welcher uns die Autoren etwas
näher bringt. Alles in allem eine nette kleine Broschüre, die zu
empfehlen ist.
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