Rezension zu Das Pflegehandbuch Leipzig (PDF-E-Book)
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Rezension von Dirk Hofmeister
HerausgeberInnen
Prof. Dr. Elmar Brähler ist Leiter der Selbständigen Abteilung für
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der
Universität Leipzig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind
Psychodiagnostik, Migration und Gesundheit, somatoforme
Störungen.
Anja Born (Dipl.-Psych.) leitet die Koordinierungs- und
Beratungsstelle für Pflegevernetzung und arbeitet als
wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Selbständigen Abteilung für
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der
Universität Leipzig.
Witiko Nickel (cand. Dipl.-Pflegewirt) ist in der Selbständigen
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
der Universität Leipzig tätig.
Entstehungshintergrund
Das Buch entstand im Rahmen des vom Staatsministerium für Soziales
im Freistaat Sachsen und den sächsischen Pflegekassen geförderten
Modellprojektes Koordinierungs- und Beratungsstelle für
Pflegevernetzung an der Universität Leipzig, dass die regionale
Vernetzung gerontopsychiatrisch-geriatrisch tätiger
Gesundheitsfürsorger zum Ziel hat. AutorInnen des Buches sind
Akteure aus der Sozial- und Altenhilfe, Geriatrie,
Gerontopsychiatrie, Medizin und Psychologie.
Aufbau
Das Buch gliedert sich in einen einführenden Teil, in dem das in
Leipzig ansässige regionale Netzwerk der Gesundheitsfürsorger (GGV)
vorgestellt wird und in einem einfach geschriebenen Abschnitt die
Grundlagen der Pflege älterer, chronisch Erkrankter oder
Pflegebedürftiger erläutert und Leistungen der Pflegeversicherung
sowie des Sozialamtes zur Unterstützung Betroffener werden
benannt.
Es folgt eine umfangreiche Adressdatei mit über 250 Einrichtungen,
geordnet nach Angebotsformen: Beratungsstellen, Fachärzte,
Fachkliniken, Pflegedienste, Kurzzeitpflegeeinrichtungen,
Tagespflegeeinrichtungen, betreutes Wohnen, Altenpflegeheime,
alternative Wohnformen, niedrigschwellige Angebote, private
Betreuung, Selbsthilfe.
Bevor die einzelnen Institutionen vorgestellt werden, zeigt jeweils
ein knapp gehaltener, einführender Text in einfacher Sprache, für
welchen Personkreis das jeweilige Angebot sinnvoll ist. Innerhalb
der Abschnitte zu den Angebotsformen sind die Angaben nach
Stadtgebieten (Zentrum, Nord, Ost, Süd, West, Umland) geordnet und
beschrieben durch Versorgungsschwerpunkte, Angaben zur Ausstattung,
Informationen zur Betreuung, zur Gestaltung des Umfeldes, zur
ärztlichen Versorgung und zu Besonderheiten in den Angeboten.
Inhalt
Pflegebedürftigkeit verändert das Leben gravierend, für den
betroffenen Menschen, die Angehörigen, das soziale Umfeld. Die
Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen hängt deutlich von der
Qualität der medizinischen, psychiatrischen oder pflegerischer
Versorgung ab. Auch wenn die Zahl der Pflegeheime und Pflegeheime
in Deutschland von etwa 20.300 im Jahr 2003 auf fast 22.600 im Jahr
2007 gestiegen ist, heißt das nicht automatisch, dass auch die
Qualität zugenommen hat. Was Betroffenen und ihren Angehörigen
oftmals fehlt, ist ein strukturierender Überblick über
Hilfsangebote, über pflegerische und medizinische,
niedrigschwellige oder intensivere Angebote, über Beratungsstellen,
ambulante, teilstationäre oder stationäre Einrichtungen. Das
»Pflegehandbuch Leipzig« gibt einen vergleichenden Überblick und
will Pflegebedürftige bei der Auswahl geeigneter Hilfen
unterstützen.
Das 500 Seiten starke Werk ist einzigartig in Deutschland und
ersetzt in und um Leipzig Broschüren, die entweder unvollständig
waren oder in der Leserführung durch Werbung geprägt waren. 83
Prozent aller Versorgungsangebote der ambulanten, teilstationären
und stationären Pflege in Leipzig wurden erfasst und auf recht
pragmatische Weise mit Kontaktdaten, Erreichbarkeit und weiteren
möglichen Kriterien, die zur Auswahl eines geeigneten Dienstes
verhelfen können vorgestellt.
Neben der umfangreichen Darstellung der verschiedenen
Betreuungsangebote vermittelt das Buch im Einführungsteil
Grundwissen für die Auswahl der geeigneten Unterstützung. Vor jedem
Adressteil wird gezeigt, welches Angebot von wem genutzt werden
darf und für wen es hilfreich sein kann.
Zielgruppe für das »Pflegehandbuch Leipzig« dürfte neben
Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen auch professionelle Berater
in kommunalen Einrichtungen, Pflegeberater in Krankenkassen oder in
Beratungsstellen sein. Im Vergleich zu vorhandenen einzelnen und
werbefinanzierten Broschüren liegt hier ein unabhängiges Kompendium
mit einer umfassenden Fülle an Informationen vor.
Diskussion
Das »Pflegehandbuch Leipzig« überzeugt durch seine klare Struktur,
die Übersichtlichkeit, die dem in der sozialpsychiatrischen
Versorgung für wichtig befundenen Grundsatz der gemeindenahen
Versorgung durch die sektorenbezogene Darstellung aller Hilfen
gerecht wird, und durch seine verständliche Sprache. Zu wünschen
ist solch ein Überblickswerk anderen Städten, vor allem aber auch
ländlichen und strukturschwachen Gebieten, in denen schon der Weg
zur nächsten Beratungsstelle über unüberwindliche Hürden führen
kann.
Die äußerst umfassende Darstellung mag für den professionellen
Pflegeberater oder vermittelnden Hausarzt eine immense
Rechercheerleichterung darstellen, für den einzelnen Betroffenen
bedeutet sie einen ggf. zu hohen Leseaufwand. Zwar ist vorstellbar,
dass beispielsweise ein Altenpflegeheim mit vielen Plätzen und
kleinen Zimmern anders ausschaut als eine kleinere Einrichtung mit
größeren Zimmern, dass es einen Unterschied macht, ob eine
Cafeteria oder ein Park genutzt werden können, aber Fotos hätten
hier die Auswahl auf einfache Weise erleichtern und das Buch
ansprechender gestalten können.
Für professionell Pflegende, BeraterInnen in der Altenhilfe oder
Angehörige ist es ein unbestrittener Vorteil, mit dem Buch
Ratsuchenden vor dem Besuch einer Einrichtung vermitteln zu können,
welche Bedeutung die Ausgestaltung pflegerischer Grundsätze (z.B.
Biografiearbeit, Gedächtnistraining, Orientierungshilfen) im Alltag
haben kann. Wichtig bleibt, sich selbst ein Bild von der
Institution und ihren spezifischen Angeboten zu machen.
Die Recherche deutlich erleichtern würde eine beigelegte CD mit dem
Inhalt des Buches und einer Suchfunktion. Bei einer wünschenswerten
Neu- oder Zweitauflage des Kompendiums könnte ein solches
Hilfsmittel den Gebrauchswert noch steigern.
Fazit
Das »Pflegehandbuch Leipzig« ist vor allem für den Einsatz in
Beratung über und Vermittlung von Hilfen der Geriatrie und
Gerontopsychiatrie in Leipzig und Umland geeignet. Angehörige von
pflegebedürftigen oder chronisch erkrankten Menschen dürften durch
die Einführung gesetzliche, finanzielle und inhaltliche
Hintergründe der Pflege sowie die thematischen Kapiteleinleitungen
besondere Hilfe bei der Auswahl geeigneter Dienste. Der besondere
Vorteil des Buches liegt dabei in der unabhängigen und
gleichberechtigten Darstellung aller Hilfen.
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