Rezension zu Körperorientierte Diagnostik und Psychotherapie bei Essstörungen (PDF-E-Book)
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Rezension von Dr. phil. Dr. rer. nat. Annemarie Rettenwander
Herausgeber und Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren
- Prof. Dr.med. Peter Joraschky ist Direktor der Klinik und
Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.
- Prof. Dr.med. Hedda Lausberg ist Fachärztin für Neurologie,
Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychiatrie. Sie
arbeitet als Diplom-Tanztherapeutin in Jena.
- PD Dr.phil. Karin Pöhlmann ist psychologische Psychotherapeutin
(Verhaltenstherapie).
Das Buch enthält Beiträge folgender Autorinnen und Autoren: Angela
von Arnim, Dieter Benninghoven, Wolfgang Beudels, Martina de Zwaan,
Marianne Eberhard-Kaechele, Wolfgang Herzog, Gerd Hölter, Peter
Joraschky, Birgit Kluck-Puttendörfer, Hedda Lausberg, Tanja
Legenbauer, Rudolf Maaser, Christoph Nikendei, Karin Pöhlmann,
Frank Röhricht, Michel Probst, Paul Thiel, Svenja Troska, Brunna
Tuschen-Caffier und Ralf Vogt.
Aufbau und Inhalt
Zunächst beschreiben Christoph Nikendei, Wolfgang Herzog und Peter
Joraschky die Krankheitsbilder Anorexia und Bulimia nervosa.
Psychoanalytische Erklärungsmodelle haben dabei Vorrang.
Es folgt ein Kapitel über »Theorien zum Körpererleben und ihre
Bedeutung für das Körpererleben von Patienten mit Essstörungen« von
Peter Joraschky und Karin Pöhlmann, in dem vorwiegend das
psychoanalytische Konzept des Körperbildes beschrieben wird.
Dann beschreibt Brunna Tuschen-Caffier Körperbildstörungen bei
Essstörungen. Ihr Ansatz folgt hauptsächlich
verhaltenstheoretischen Konzepten.
Mit dem Thema »Klinisches Management und Psychotherapie bei
Essstörungen« befasst sich anschließend Frank Röhricht. Er
schildert dabei u.a. die Ergebnisse einer von ihm durchgeführten
Literatur-Datenbank-Recherche, auch werden »Guideslines« zur
Behandlung von Essstörungen dargestellt.
In der Folge stellen Karin Pöhlmann, Paul Thiel und Peter Joraschky
die Entwicklung und Validierung des Dresdner
Körperbildfragensbogens (DKB-35) dar.
In einem interessanten Kapitel von Dieter Benninghoven geht es um
Körperbilder esssgestörter Patientinnen und ihrer Väter sowie um
eine Zusammenfassung empirischer Studien dazu.
Mit körper- sowie bewegungsbezogenem Verhalten und Erleben von
anorektischen jungen Frauen beschäftigen sich im Anschluss Gerd
Hölter, Svenja Troska und Wolfgang Beudels. Sie beschreiben dabei
eine Studie, die der Frage nachging, ob sich »klinisch behandelte,
anorektisch erkrankte und nicht erkrankte Probandinnen im Hinblick
auf ihre Bewegungsregulation unterscheiden« (S. 101).
Hedda Lausberg befasst sich dann mit Bewegungsdiagnostik und
-therapie in der Behandlung von Körperbildstörungen bei
PatientInnen mit Essstörungen. Dabei werden u.a. auch
Bewegungsdiagnosetests und Bewegungsanalysesysteme dargestellt.
Danach erläutert Michel Probst kurz allgemeine Aspekte,
Zielsetzungen und Techniken (Entspannungs- und Atemübungen, Formen
von Massage, Rollenspiel und Psychodramatechniken, Tanz und
kreative Bewegung; Sensory Awareness Training; Spiegelübungen etc.)
von Körpertherapien.
Birgit Kluck-Puttendörfer gibt eine Einführung in Diagnostik und
Körpertherapie bei Essstörungen auf der Grundlage der
Konzentrativen Bewegungstherapie (KBT).
Marianne Eberhard-Kaechele beschreibt tanz- und
ausdruckstherapeutische Diagnostik und Therapie bei Essstörungen,
Rudolf Maaser befasst sich anschließend mit dem Thema »analytische
Körperpsychotherapie« und dann folgt ein Kapitel von Angela von
Arnim mit dem Titel »Funktionelle Entspannung bei Patientinnen mit
Anorexia nervosa«.
Mit körper- und traumaorientierter Psychotherapie unter
»Berücksichtigung besonderer Settings für
Anorexia-Nervosa-Patienten« (S. 255) beschäftigt sich Ralf
Vogt.
Martina de Zwaan und Tanja Legenbauer thematisieren sehr
oberflächlich, recht technisch und wenig fundiert die Rolle
körperorientierter Strategien in der verhaltenstherapeutischen
Behandlung bulimischer Patientinnen.
Abschließend kommt noch einmal Frank Röhricht zu Wort, indem er
»die Multimodale, körperorientierte Psychotherapie (KPT) der
Essstörungen« darstellt.
Fazit
Körperorientierte Therapieverfahren haben in den letzten Jahren in
der Therapie von Essstörungen eine immer größere Bedeutung
gewonnen. Dies stellt sicher eine Bereicherung dar. Das vorliegende
Buch enthält Aufsätze verschiedener Autorinnen und Autoren zu
diesem Thema und diese Aufsätze sind von unterschiedlicher
Qualität. Wahrscheinlich hätte es eines noch gründlicheren
Lektorats bedurft, um leserInnenfreundlicher, kompakter und in sich
stimmiger zu wirken. Das Buch erscheint dennoch durchaus
lesenswert, in erster Linie für Fachleute.
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