Rezension zu Film und Psychoanalyse

Film. Das Kino-Magazin

Rezension von Falk Straub


Durch die Globalisierung sind Gesellschaften einem enormen Wandel unterworfen. Inwiefern spiegelt sich dieser auch in ihren kulturellen Erzeugnissen wider? Dieser Frage geht das Buch »Film und Psychoanalyse« nach und legt zwölf Kinofilme auf die Couch. Ganz im Geiste des Filmtheoretikers und -kritikers Siegfried Kracauer, der Filme als »Spiegelbild einer Kollektivgesinnung« verstand, begreift auch der Sammelband die bewegten Bilder als Kennzeichen »gesellschaftlich vor- und unbewusster soziokultureller Befindlichkeiten und Veränderungsprozesse«. Was Kracauer für die Weimarer Republik unternahm, versuchen die Herausgeber Parfen Laszig und Gerhard Schneider aufs Zeitalter der Globalisierung zu übertragen. Der Fokus liegt daher ausschließlich auf Filmen der letzten 15 Jahre.
Das ambitionierte Versprechen wird aber leider nur bedingt eingelöst. Zwar bieten einige Aufsätze interessante neue Einblicke in Filme, von denen man annahm, bereits alles über sie gelesen zu haben (LOLA RENNT). Andere hingegen geben lediglich Augenscheinliches wieder (STAY).

Die Crux des Bandes liegt jedoch darin, dass sich zu wenige Autoren des gemeinsamen Referenzpunkts Kracauer annehmen. Neben gelungenen Analysen zu verdrängter Kollektivschuld (CACHE), Tendenzen der Identitätsverschiebung (LOLA RENNT) oder schwelenden Themen wie der Legalisierung aktiver Sterbehilfe (DAS MEER IN MIR) stehen zu viele Essays, die den Bezug zur Gesellschaft vermissen lassen.

Zwar gelingt den meisten eine schlüssige Beschreibung der im Film (unbewusst) verhandelten Themen wie etwa Verzweiflung und Melancholie (DER GESCHMACK DER KIRSCHE) oder Konflikten zwischen Mutterhindung und Freiheitsdrang (REQUIEM). Worin genau sich hier nun aber spezifische Merkmale einer globalisierten Welt widerspiegeln, bleibt oft zu ungenau herausgearbeitet.

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