Rezension zu Die »Generation der Kriegskinder«
Zeitschrift für Politikwissenschaft
Rezension von Sabine Steppat
Seit der Jahrtausendwende ist der Diskurs um die »Generation der
Kriegskinder« als einer »generation in the making« (25) entflammt.
Diesem widmeten sich die Historikerinnen und Historiker dieses
Bandes anlässlich eines Kolloquiums im November 2007, das
Bestandteil eines von der DFG geförderten Sonderforschungsbereichs
»Erinnerungskulturen« an der Universität Gießen war. In der
Publikation werden die unterschiedlichen Erfahrungswelten,
Deutungsmuster und Sinnstiftungen von Angehörigen der Jahrgänge
1930 bis 1945 in einer Längsschnittperspektive beleuchtet. Im
Mittelpunkt steht »die Synthese von individuellen Erfahrungen,
zeitgenössischen gesellschaftlichen Diskursen, medial vermittelter
öffentlicher Erinnerungskultur und familienbezogenen Gedächtnissen«
(21). Behandelt werden die gesellschaftlichen Sozialisations- und
Erfahrungsräume von Angehörigen der genannten Jahrgänge, die den
Zweiten Weltkrieg als Kleinkinder erlebten hatten und in der
Bundesrepublik beziehungsweise in der DDR unter unterschiedlichen
politischen Vorzeichen aufwuchsen. Die Kriegskindheit sollte als
Teil der Nachkriegsgeschichte gesehen werden, als »Indikator für
das sich wandelnde Selbstverständnis der deutschen
Nachkriegsgesellschafen und als Intervention für das seit 1989
dominierende Narrativ von der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik«
(26). Insgesamt biete die aktuelle Debatte über die Kriegskinder-
Generation den Angehörigen der Jahrgänge 1930 bis 1945 Anlass,
eigene Erinnerungen zu überdenken und an die nachfolgenden
Generationen weiterzuerzählen. Zudem eröffne sie die Möglichkeit,
jene Erinnerungen öffentlich anzusprechen, die über Jahrzehnte
»kaum sagbar« waren, sodass nun die Gelegenheit besteht, sich mit
den »bislang verdeckten Innenseiten des Nationalsozialismus« (27)
zu beschäftigen.
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