Rezension zu Bewaffneter Widerstand
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Rezension von Verena Bildner
Das Buch »Bewaffneter Widerstand – Jüdische Partisanen im Zweiten
Weltkrieg«, von Nechama Tec, ist ein Dokument, dass uns an die in
Vergessenheit geratene Geschichte des jüdischen Widerstandes
erinnert. Erscheinen ist dieses Exemplar 2004 im Haland Wirth bzw.
im Psychosozial-Verlag. Es wurde aus dem Amerikanischen von Anna
Kaiser übersetzt.
Der Hauptteil ist in 15 Kapitel unterteil, gefolgt von einem
biografischen Anhang, einer Aufzählung der verwendeten Literatur,
einer Anmerkung und zuletzt einer Danksagung. Natürlich geht dem
Hauptteil noch ein Vorwort zuvor.
Ich finde es sehr erstaunlich, dass das Vorwort so persönlich ist
und man einen guten Einblick in die Motive erhält, die die Autorin
veranlasst haben, dieses, meines Erachtens ungewöhnliche Buch zu
schreiben. Ebenso geht aus dessen Vorwort hervor, dass das Buch
nicht in dieser Form geplant war, sondern mehr oder weniger durch
den Todesfall des Protagonisten in dieser Form erscheinen
musste.
Im ersten Kapitel, welches mit dem Titel »Vor dem Krieg« versehen
ist, erfährt der Leser am Anfang, wie die Ankömmlinge in dem
Partisanenlager auf den Leiter dieser Gruppe gestoßen sind und
welche Gefühle sie dabei empfunden haben. Erst nach diesen
bewegenden Interviews erfährt man wie der Protagonist Tuvia Bielski
seine Kindheit zusammen mit seiner Familie in dem Dorf Stankiewicze
in Weißrussland verbracht hat. Man erfährt, dass die Familie die
einzigen Juden in dem Dorf waren. Die große Armut, die in der
Familie herrschte, jedoch auch die Tatsache, dass der junge Bielski
einen unglaublichen Wissensdrang hatte und von deutschen Soldaten,
die Häuser in dem Dorf besetzten, die deutsche Sprach lernte und
sie in seinem gesamten Leben nicht wieder verlernte.
Ich verzichte darauf die weiteren Kapitel ebenso ausführlich zu
beschreiben, da sonst das Lesen in diesem Buch keinen weiteren
Zweck hätte.
Im weiteren Verlauf des Buches erfährt man von der Ermordung seiner
Eltern im Jahre 1941, diese Tat bewegte Bielski dazu, zusammen mit
zwei seiner Brüder in die weißrussischen Wälder in den Untergrund
zu fliehen. Seine erste Aktion bestand darin, in das Haus des
örtlichen Polizeichefs einzudringen und diesen beim Abendessen zu
töten. Diese Tat sprach sich schnell rum. Den Ruf, den sich die
Bielskis mit dieser Tat aufbauten veranlasste viele Juden dazu,
sich dem Widerstand anzuschließen. Ihre Kampfgruppe wuchs
zwischenzeitlich auf bis zu 1200 Kämpfer an. Der Zusammenschluss
dieser Kampfgruppe beschützte sie vor dem sicheren Tod. Bielski
verfügte offenkundig über eine außergewöhnliche Intuition, in einer
ausweglosen Situation das Richtige zu tun, wie auch über
beachtliches organisatorisches Talent. Er wurde in seinem Handeln
von der Überzeugung geprägt, dass die Rettung eines einzigen Juden
sinnvoller sei als die Tötung zahlreicher Deutscher.
Ich habe mich, da mir das Buch so außerordentlich erschien, über
Literatur dieser Art informiert. Dabei musste ich feststellen, dass
es sie noch nicht wirklich lange gibt und dass dieses Buch wohl
wirklich bahnbrechend für dieses Genre ist. Ich finde es sehr
interessant auch mal eine andere Seite der verfolgten Juden zu
sehen. Sie nicht immer nur in ihre Opferrolle, sonder als
Widerstandskämpfer, die, obwohl ohne Aussichten, sich
zusammenschlossen und für ihr Leben kämpften. Ebenso bemerkenswert
finde ich an dem Buch, dass keine Verherrlichung stattfindet, es
werden auch negative Begebenheiten (wie beispielsweise
Vergewaltigungen aber auch Demütigungen) geschildert. Ich finde das
Buch zeichnet das Leben eines ungewöhnlichen Mannes nach, ohne ihn
dabei zu verherrlichen. Da der Text der Autorin immer wieder durch
Interviews von Überlebenden dieser Gruppe unterbrochen wird, bietet
das Buch einen wirklich Einblick in sein Leben und offenbart auch
seine negativen Seiten.