Rezension zu Das (Nicht-)Sprechen über die Judenvernichtung
Literatur-Report
Rezension von Ludwig Helwig
Diese Studie eröffnet einen neuen Zugang zur Erforschung
psychischer Weiterwirkungen der Shoah in mehreren Generationen
nicht-jüdischer Deutscher.
Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch
orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen
und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese
psychoanalytisch orientiert aus.
Hintergrund des Forschungsprojekts ist die Deportation der Jüdinnen
und Juden aus einer nordhessischen Stadt in das Ghetto bzw.
Vernichtungslager von Minsk im Jahre 1941. In Minsk wurden zwischen
1941 und 1943 etwa 135 000 Jüdinnen und Juden ermordet. Die
Bedeutung des Sprechen bzw. Nicht-Sprechens über diese Deportation
ist ein Schwerpunkt der Analyse.
Die psychoanalytische Erkenntnismethode und Theorie ermöglichen
eine Herausarbeitung sowohl aktueller und kollektiver unbewußter
Verstrickungen in Bezug auf die Shoah und deren Folgen als auch
unbewußter Phantasmen, die im Nationalsozialismus selbst virulent
waren.
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