Rezension zu Postsexualität
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Rezension von Bettina Zehetner
Robert Pfallers Artikel »Strategien des Beuteverzichts. Die
narzisstischen Grundlagen aktueller Sexualunlust und Politohnmacht«
thematisiert eloquent die gesellschaftspolitischen Aspekte des
Themas Postsexualität. Auf die penetrante Sexualisierung des
öffentlichen Raums folgen Überforderung, Verweigerung und somit
Entsexualisierung privater Lebensformen. Von der Intimisierung zur
Privatisierung führen die Bekenntnis-TV-Shows, die vormals
schambesetzte Asexualität als neuestes Produkt und Aufmerksamkeit
garantierendes Identitätsangebot vermarkten.
Jean Clam bezieht sich in seinem Text »Lässt sich postsexuell
begehren? Zur Frage nach der Denkbarkeit postsexueller
Begehrensregime« ausschließlich auf ein blickorientiertes
Begehrenskonzept. Hier fehlt der frauenspezifische Blick, um dieser
Reduktion alternative Begehrensorientierungen
entgegenzustellen.
Marcus Stiglegger zeigt in »Fe-Male Transgressions.
Überschreitungen der Geschlechtergrenzen in den Filmen von David
Cronenberg und Monika Treut« spannende Beispiele für
Geschlechtergrenzen-Überschreitungen: Monika Treuts Dokumentation
»Gendernauts« über zwischen den Stereotypen ihre eigene
Ausgestaltung von Geschlecht lebende Personen sowie David
Cronenbergs »Crash« und vor allem »M. Butterfly« über die
Selbstinszenierung als das begehrenswerte Andere. Empfehlenswert
auch Ursula Neugebauers Artikel »In und außer sich. Von der An- und
Abwesenheit des Körpers« über Kunstprojekte, die sich mit
Gender-Transgressionen auseinandersetzen und Christina von Brauns
gewohnt fundierter Beitrag »Postsexualität. Die symbolische
Geschlechterordnung in den drei Religionen des Buches«.
Die post-dichotome Veruneindeutigung und Vervielfältigung der
Geschlechterperformanzen nach dem einschränkenden »entweder
männlich – oder weiblich« bietet enorme Entwicklungschancen, auch
und gerade für die psychoanalytische Theorie und Praxis.
Die feministische und queer-theory hat dazu noch viel zu sagen.
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