Rezension zu Scheitern und Biographie
»Europäische Ethnologie / Kulturanthropologie / Volkskunde«
Rezension von Ina Merkel
Um es gleich vorweg in einem Satz zu sagen: Den beiden Herausgebern
ist
ein anregendes, lesbares, nachdenklich machendes und zugleich
unterhaltsames Buch gelungen, ein in der heutigen
Wissenschaftslandschaft seltenes Ereignis, das es kritisch zu
würdigen
gilt. Obwohl das Thema Scheitern längst im Feuilleton angekommen
ist -
die Herausgeber verweisen selbst auf die mediale Präsenz und den
fast
inflationären Gebrauch des Begriffes – heißt das ja nicht, dass
schon
alles gesagt wäre. Im Gegenteil, in der ernsthaften
wissenschaftlichen
Auseinandersetzung tun sich neue Fragen auf, die so noch gar
nicht
gestellt worden sind.
Scheitern wird von den Herausgebern und AutorInnen als inhärentes
Moment
modernen Lebens begriffen, gleichwohl gilt es ihnen mit Richard
Sennett
als das große Tabu der Moderne«. Entstanden im 18. Jahrhundert
in
bürgerlichen Kontexten wird Scheitern im Zuge der Aufklärung
immer
stärker mit säkularen Glücksvorstellungen verknüpft, als
individuelles
Projekt begriffen: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Scheitern
ist die andere Seite des Erfolgs, in echten Erfolg als Potenz
quasi
eingeschrieben. Das setzt allerdings voraus, dass es etwas
Überschüssiges gibt, das riskiert werden kann. Scheitern ist
geradezu
ein Luxus, trifft es doch mit Bürgern und Kleinbürgern immerhin
Gruppen,
die überhaupt etwas zu verlieren haben« (S. 13). Scheitern ist
eine
Angelegenheit des öffentlichen Urteils, somit sind davon in erster
Linie
Personen betroffen, die in der Sphäre der Öffentlichkeit agieren,
also
weitgehend Männer. Stefan Zahlmann definiert damit in seiner
Einleitung
Scheitern als männliche und als bürgerliche Angelegenheit, eine
These,
die in der Empirie der vorgeführten Fälle nachdrücklich bestätigt,
so
dezidiert aber erst am Schluss von seiner Mitherausgeberin
wieder
aufgegriffen wird.
Scheitern ist nicht einfach Misslingen, Erfolglosigkeit, bedeutet
nicht,
zu hoch gepokert und verloren zu haben. Scheitern ist
existentiell,
Zer-Scheitern, wie Zahlmann eingangs erläutert, Zerschlagen von
Existenzbedingungen. In der Tat ist das Zer-Scheitern
bürgerlicher
Existenzen ein periodisch auftretendes Massenphänomen im 19. und
20.
Jahrhundert: Gründerkrach, Inflation, Holocaust, Flucht, Enteignung
im
Sozialismus mögen als Stichworte hier genügen. Hinter dem Diskurs
über
das individuelle Scheitern stehen realhistorische Gefahren des
Abstiegs
und der sozialen Ausgrenzung, der Verproletarisierung und
Verelendung,
Erfahrungen, die in den letzten hundert Jahren immer wieder –
teilweise
sogar massenhaft – in bürgerlichen Schichten gemacht werden und
die
irgendwie verarbeitet werden müssen. Am deutlichsten wird diese
Dimension überraschenderweise in dem Beitrag über Karl Marx
(Jürgen
Herres und Regina Roth), einem Mann, der das Elend der Arbeiter
aus
eigener Anschauung gut genug kannte, um zu wissen, wie sich der
Ausschluss aus dem bürgerlichen Milieu anfühlen würde.
Diese Realerfahrungen bilden den Hintergrund für Ängste,
Verdrängungen
und öffentliches Tabu. Beim Scheitern geht es letztlich um Status-
und
Gesichtsverlust, um Abstieg, Ausschluss, Ausgrenzung. Das aber
ist
etwas, über das nicht öffentlich geredet werden kann. Die
Herausgeber
interessieren sich deshalb vor allem für die Strategien, die in
männlich-bürgerlichen Biografien aufscheinen: Verdrängung,
Suizid,
Umdeutung, Ironisierung und kreativ-künstlerische Verarbeitung.
Nicht existentielles und endgültiges, sondern zeitweiliges und
überwindbares Scheitern steht damit im Zentrum der Überlegungen,
weil
solche Art des Scheiterns offenbar zur Grunderfahrung in
unserer
heutigen westlich-modernen Gesellschaft gehört. Der Verlust
ökonomischer Sicherheit und die fehlende Möglichkeit zur
Verwirklichung
persönlicher Zielvorstellungen sind die markantesten Formen
biographischen Scheiterns der Gegenwart geworden.« (S. 13) Vor
dem
Hintergrund normativer Vorstellungen eines gelungen oder
erfolgreichen
Lebens wird jedoch selbst diese Art des zeitweiligen Scheiterns
ausgeblendet, gehört es zu den unerwünschten Konflikten und wird
als
individuelles Versagen gedeutet. Dabei sind abgelehnte
Projekte,
misslungene Unternehmungen, Bildungswege, die nicht zu den
individuellen
Fähigkeiten passen, das Auseinanderfallen von Beruf und
Familie,
abgebrochene Karrieren, zerbrochene Beziehungen usw.
Alltagserfahrungen,
die nicht allein in der individuellen Verantwortung des
Einzelnen
liegen. Damit sie sich nicht biografisch verstetigen, müsse
darüber
geredet werden, und zwar nicht nur therapeutisch, sondern
öffentlich.
Öffentliches Reden über Verlieren, Versagen, Misslingen, um zu
einer
Diskussion über den Maßstab der Bewertung von Biographien« (S. 18)
zu
kommen, um Scheitern von der individuellen Situation zu lösen
und
gesellschaftlich zu legitimieren, so könnte man das (etwas
pathetisch
anmutende) Credo der Herausgeber zusammenfassen. Es geht darum,
dass
scheiterfähige Biographiekonzepte« (S. 9) entwickelt werden, dass
wir
den Umgang mit Scheitern [...] erlernen« (S. 19),
Handlungsfähigkeit
selbst in der Krise« entwickeln, eine neue Kultur des
Scheiterns«
ausbilden (S. 9).
In dem Buch werden eine ganze Reihe reizvoll zu lesender,
biografischer
Fallstudien vorgestellt. Das ist ein geschickter Kunstgriff, weil
der
Zusammenhang von Scheitern und Biografie es möglich macht, das
Scheitern
als Moment in längerfristigen Prozessen zu begreifen, es
gewissermaßen
zu historisieren. Das Scheitern, um das es in diesem Buch geht, ist
mit
einer Ausnahme (einem Suizid) – eben weil es sich um
biografisch
verarbeitetes Scheitern handelt – ein überwundenes Scheitern,
die
vorgeführten Fälle Stehaufmännchen und nicht gebrochene
Gestalten,
gescheiterte Existenzen«. Die Fälle stammen aus dem 18., 19. und
20.
Jahrhundert und reichen bis in die Gegenwart. Obwohl das Buch
nicht
chronologisch aufgebaut ist, entsteht auf diese Weise eine
Vorstellung
vom gesellschaftlichen Wandel biografischer Konzepte wie
gesellschaftlicher Normen und Werte, vom kulturellen Charakter
der
Vorstellungen von Glück, gelungenem Leben oder eben vom
Scheitern.
Scheitern ist keine anthropologische Konstante, sondern
historisch,
kulturell, sozial und geschlechtsspezifisch verschieden
konstruiert.
Das Buch gliedert sich in drei Teile: Arbeit und Leistung«,
Religion,
Nation, Generation« und Lob des Scheiterns. Einsichten und
Aussichten«.
Eingeleitet werden die Beiträge durch eine intelligente
philosophische
Betrachtung von Zahlmann über die Kultur biografischer
Legitimation,
über die Kultur des Redens über das Scheitern also. Dieses Reden
findet
vor einem kulturellen und historischen Hintergrund statt, in
dem
definiert ist, was jeweils als Erfolg, als gelungenes Leben zu
gelten
hat und vor dem sich die Gescheiterten rechtfertigen müssen. Hier
setzt
das Buch mit einem Gegenkonzept an: Scheitern soll nicht länger
als
Ausnahme, als Endpunkt begriffen werden, sondern vielmehr als
notwendiges Moment gelungenen Lebens. Es will dazu ermuntern, sich
das
eigene Scheitern einzugestehen, über Scheitern zu reden und zu
begreifen, dass Scheitern in unsere alltägliche Lebenspraxis
unvermeidbar eingeschrieben ist. Das ist nicht
psychologisierend
therapeutisch gemeint, sondern analytischer Ausgangspunkt für
das
Begreifen eines machtvollen normativen Diskurses.
Die einzelnen Beiträge können nur kursorisch gestreift werden.
Ich
beschränke mich auf die Darstellung der Hauptthesen, um einen
Leseanreiz
zu geben, und hoffe, die Pointen damit nicht vorwegzunehmen. Im
ersten
Teil werden anhand von Fallanalysen sehr eigenwillige Perspektiven
auf
das Thema entwickelt, oft entlang einer einzelnen Biografie.
Andreas
Bähr befasst sich mit den Motiven eines Selbstmords im 18.
Jahrhundert,
der paradoxerweise als einziger Ausweg angesehen wird, in Würde
zu
scheitern. Jürgen Herres und Regina Roth lesen die Biografie von
Karl
Marx als eine Abfolge von Erfolgen und Misserfolgen. Nicht nur war
sein
Leben reich an persönlichen Tragödien, es müsste nach den
Maßstäben
seiner Zeitgenossen wohl als gescheitert angesehen werden. Doch
gerade
seine Meisterschaft im Nichtvollenden, im Suchen nach neuen
Lösungen,
sein Niezufriedensein mit den eigenen Manuskripten macht bis heute
seine
Anziehungskraft aus. Martina Kessel analysiert die
autobiografischen
Erinnerungen des einzigen Enkels von Moses Mendelssohn, der mit
seiner
von Katastrophen durchsetzen unternehmerischen Karriere nicht
ins
bildungsbürgerliche Muster seiner Familie passte. Renate Liebold
zeigt
auf, wie die berufliche Erfolgsbiografie von heutigen
Karrieremännern
durch das Scheitern in der Familie konterkariert wird. Gerd Dressel
und
Nikola Langreiter machen ein Thema auf, das den potentiellen
Leserkreis
dieses Buches besonders interessieren wird, indem sie nach dem
Scheitern
von Wissenschaftler/innen fragen. Sie kommen zu der These, dass
sowohl
die Formen des Scheiterns als auch des Erzählens darüber
generations-
bzw. geschlechtsspezifische Muster aufweisen. Letztlich aber
zeichnen
sich die dominanten Erzählmuster dadurch aus, dass sich die
eigenen
Misserfolge und Krisen darin nicht ohne weiteres integrieren
lassen. Das
selbstironische Fazit: WissenschaftlerInnen scheitern nicht (S.
119).
Claudia Dreke schließlich untersucht, wie das Scheitern einer
Westfrau
im Osten in Selbst- und Fremdbildern reflektiert wird, die dem
Ost-West-Diskurs entnommen sind.
In diesem ersten Teil geht es vor allem um die biografische
Konstruktion, die narrativen Muster der Rechtfertigung und die
historisch-kulturellen Norm- und Wertvorstellungen, vor deren
Hintergrund Scheitern jeweils anders definiert wird. Die Fälle
sind
anschaulich und plastisch geschrieben und sehr reizvoll zu lesen.
Im
zweiten Teil versammeln sich Beiträge, die sich eher im Sinne
kollektiver« Biografien verstehen, wenn man denn so einen
Begriff
überhaupt bilden kann. Gesine Carl stellt die philosophischen
Konzepte
zweier Zeitgenossen aus dem 18. Jahrhundert einander gegenüber,
die,
weil sie verschiedenen Generationen angehören, geradezu
entgegengesetzte
Auffassungen vom Scheitern vertreten. Jürgen Reulecke fragt danach,
wie
das generationsspezifisch-kollektive Versagen der
jugendbewegten
Jahrhundertgeneration« im Dritten Reich von ihr nach 1945
verarbeitet
wird. Er deutet das selbstbewusste Auftreten der Männer des
Freideutschen Kreises als Repräsentationsform, hinter der sich
eine
tief depressive, von Scham geprägte Grundstimmung verbarg, die
zu
zeigen aber Schwäche gewesen wäre, weil dies das
Männlichkeitsbild
dieser Altersgruppe nicht zuließ« (S. 173). Hieran anknüpfend
zeigt
Rainer Pöppinghege, wie deutsche Kriegsgefangene sowohl des I. wie
des
II. Weltkrieges zwar über ihre Lagererfahrungen berichten können,
die
Gefangennahme selbst, das konkrete Moment des Scheiterns also,
nicht
erzählt werden kann, ja verdrängt werden muss. Um den Bruch
nationalsozialistischer Männlichkeitsvorstellungen nach 1945 geht
es
auch in dem Beitrag von Christoph Kühberger, der untersucht hat,
wie
abwehrend inhaftierte Nationalsozialisten auf den alternativen
Männlichkeitsentwurf der amerikanischen Besatzungssoldaten
reagierten.
Das Kapitel, in dem kollektive biografische Erfahrungen
verhandelt
wurden, wird von einem Interview mit Sander L. Gilman über
amerikanische
Vorstellungen vom Scheitern beschlossen. Der Mainstream der
amerikanischen Kultur zeige, wie Scheitern überlebt und
überwunden
werden kann und ermögliche dadurch eine symbolische
Aufrechterhaltung
von Handlungsfähigkeit. Letztlich wird damit ein Gegenbild zur
amerikanischen Wirklichkeit geschaffen, in der man – ganz anders
als in
Europa – individuell viel dramatischer und existentieller
scheitern
kann. Zugleich wird diese Wirklichkeit darin ausgeblendet.
Scheitern
ist zwar ein alltägliches Phänomen, jedoch noch nicht als
Normalität
akzeptiert.« (S. 217) Die Überschrift dieses Teils lautet:
Religion,
Nation, Generation – nach der Lektüre drängen sich mir andere
Begriffe
auf, nämlich: Generation, Geschlecht, Kultur.
Im Wechsel von der individuell-biografischen auf die
Gruppenperspektive
verdichten sich die im ersten Teil bereits angedeuteten sozialen
und
kulturellen Hintergründe der Maßstäbe des Scheiterns zu
kulturellen
Mustern. Historische (Generation) und soziale (Geschlecht)
Perspektiven
gehen dabei eine außerordentlich anregende Symbiose ein.
Scheitern
bekommt einen konkreten historischen, sozialen und kulturellen Ort,
der
im dritten Teil zugunsten philosophisch-utopischer Betrachtungen
(nicht
ohne abermaligen Gewinn) aufgegeben wird. Im Lob des Scheiterns«
werden
das Überwinden gepriesen, die kreativen Potentiale herausgehoben,
das
Scheitern selbst in Glück umgedeutet. Dabei geht allerdings die
tragische Dimension des Scheiterns verloren.
So umschifft Utz Jeggle heiter das gefährliche Terrain, um
Scheitern als
Form lebenslangen Lernens zu deklarieren, als typische
kulturelle
Gebärde der bürgerlichen Gesellschaft. In der Entpathetisierung
liegt
ein großer Reiz, zumal darin die Dialektik von Scheitern und
Glück
aufscheint. Äußeres Scheitern kann innerlich frei machen, Glück
kann
zugleich Scheitern bedeuten. Zum Glück gehört der Mut zum Unglück,
zum
Gelingen die Erfahrung des Scheiterns. Scheitern kann ich nur
im
Scheitern lernen.« (S. 234) Erhard Meueler knüpft indirekt daran
an,
wenn er phantasiertes wie reales Scheitern als Voraussetzung
für
Fortschritt und Subjektentwicklung ansieht. Am eigenen Beispiel
zeigt
Meueler, welche kreativen Potentiale im Scheitern stecken können
und
zugleich wie grenzwertig Scheitern für die eigene Existenz sein
kann.
Christian Klein erklärt Berlin zur Hauptstadt des Scheiterns
wie
natürlich des Glücks, das daraus gewonnen werden kann. Er stellt
zwei
Berlin-Biografien einander gegenüber Fabian« von Erich Kästner
und
Herr Lehmann« von Sven Regener. Beides Geschichten von Männern, die
ein
Leben führen, das den Ansprüchen der Gesellschaft nicht genügt. Ob
es
sich deshalb gleich um gescheiterte Existenzen handelt, wie er
behauptet
(S. 256), möchte ich zumindest im Fall von Herrn Lehmann in
Frage
stellen. Nur, weil er die normativ gesetzten Lebensziele (Geld,
Kariere,
Familie) nicht anstrebt, ist er ja noch kein Verlierer«.
Interessant an
dem Vergleich ist, dass es sich um Geschichten handelt, in
denen
Individuen in gesellschaftliche Umbrüche verwoben sind. Sylka
Scholz
beschließt diesen Teil und damit das Buch mit einer Analyse von
zwei
Projekten, die vor einigen Jahren große mediale Aufmerksamkeit
genossen
haben: der Show des Scheiterns« und des Clubs der Polnischen
Versager«. Die beiden Kulturprojekte deutet sie als einen Diskurs
der
Gescheiterten«, in dem versucht wird, alternative Sinngebungen
von
Scheitern zu entwerfen. Paradoxerweise sind die Gescheiterten
damit
ausgesprochen erfolgreich. Allerdings verschiebt sich die
Perspektive
von der Logik des Erfolgs zur Aktivität. Wichtig wird, überhaupt
etwas
versucht zu haben. Ein wenig erinnert das allerdings an die
tröstenden
Lehrersprüche bei Schulsportfesten.
Doch Scholz geht es um mehr als eine rhetorische Strategie, sie
zeigt,
dass in der Umdeutung des Scheiterns implizit eine Kritik des
hegemonialen Männlichkeitsmodells enthalten ist. In ihren
klugen
Schlussgedanken greift sie noch einmal die eingangs aufgeworfene
Frage
nach dem Zusammenhang von Geschlecht und Scheitern auf. Es fällt
auf,
dass es sich insbesondere bei den historischen Fällen im Buch nur
um
männliche Biografien handelt. Erklärt wird das mit der Verknüpfung
von
Scheitern und Öffentlichkeit. Dennoch bleiben Fragen offen, die
Scholz
am Ende auflistet: Wie sieht weibliches Scheitern aus und in
welchen
Narrativen kann es erzählt werden? Welche Deutungsmuster gelten
in
unteren sozialen Schichten? Und was, möchte ich hinzufügen, ist mit
dem
Scheitern, das nicht verarbeitet, nicht umgedeutet werden kann,
weil es
endgültig und existentiell ist? Diese und andere Fragen, die aus
der
Lektüre erwachsen, zeigen nicht nur an, dass den beiden
Herausgebern ein
anregender und provozierender Band gelungen ist, sie lassen auch
auf
eine Fortsetzung des Unternehmens hoffen. (Eine zweite,
korrigierte
Auflage ist inzwischen erschienen.)
Dieser Sammelband ist nicht das Ergebnis einer Tagung, vielmehr
wurden
die AutorInnen von den Herausgebern sorgfältig ausgewählt,
inhaltlich
gezielt auf bestimmte Perspektiven und Schwerpunkte gelenkt und
überzeugend lektoriert. Am Ende ist ein konzentrierter Band
entstanden,
der auf erholsame Weise frei von Füllseln, Redundanzen und
Abschweifungen ist. Verdienst der Herausgeber ist zweifellos auch
das
erstaunlich harmonische Miteinander so unterschiedlicher
disziplinärer
Perspektiven wie aus Geschichte, Soziologie, Kultur- und
Literaturwissenschaft, Psychologie und Philosophie. Ihnen allen
gemeinsam ist eine konsequente Kontextualisierung des Scheiterns
in
konkreten historischen, kulturellen und sozialen
Zusammenhängen.