Rezension zu Weibliche Ejakulation
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Rezension von Sara Lucke
Die Autorin möchte in ihrer Doktorarbeit »Weibliche Ejakulation«
Antworten auf Fragen geben, die aus einem uralten Streit der
Geschlechter entspringen, und zeigen, dass die Unterschiede
zwischen Männern und Frauen nicht so groß sind, wie immer
angenommen wird. Sie geht als Ärztin dabei vor allem auf die
Physiologie ein, indem sie scheinbar anatomische Besonderheiten des
einen Geschlechts auch beim anderen sucht und so Bestätigung für
ihre These der geringeren Unterschiede findet. Unter dem Titel der
Arbeit versteckt sich neben medizinischen Aspekten und dem
Hauptthema Ejakulation auch eine aufbereitete Diskussion um den
vaginalen versus den klitoralen Orgasmus. Sie erläutert dabei
verständlich die verschiedenen Sichtweisen dieser Kontroverse und
bezieht selbst Stellung. Am Ende des Buches wartet auf jeden
methodisch interessierten Leser ihre eigens durchgeführte
Fragebogenstudie. Die Ergebnisse beziehen sich neben deskriptiven
Daten zur sexuellen Erfahrung der Probandinnen und der Quantität
der weiblichen Ejakulation auch auf ein Randgebiet: die sexuelle
Präferenz. Da die Autorin repräsentative Daten bezüglich Hetero-
bzw. Homosexualität sammeln konnte, stellt sie deren Auswertung
unter interessanten Gesichtspunkten wie »Multipler Orgasmus« oder
»Anzahl sexueller Partner« vor. Auch wenn dieser Abschnitt
natürlich wissenschaftliche Analyseschritte enthält, ist er auch
für Fachfremde gut verständlich und nachvollziehbar
geschrieben.
Bei der erzählerischen Darstellung der menschlichen Sexualorgane
und der Ejakulation bindet sie jeweils historische Aspekte neben
medizinischem Grundlagenwissen ein. Dabei widmet sie sich
keinesfalls einseitig dem Thema: Von biochemischer Untersuchung der
Flüssigkeit bis zu Erektionsstörungen beim Mann bereitet sie alle
Themen interessant und gut lesbar auf. Besonders erwähnenswert ist
dabei ihre konsequente Art, dem Leser unmittelbar zu erklären,
warum sie das als nächstes behandelte Thema in ihre Analyse mit
einbezieht und welchen Bezug es zur Gesamtthematik hat.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass das Buch »Weibliche
Ejakulation« für jeden geschrieben ist, der sich mit der Thematik
beschäftigen möchte. Es ist kein Vorwissen aus den Bereichen
Psychologie oder Medizin nötig, um der Arbeit folgen zu können. Die
sehr übersichtliche, ausführliche und stringente Gliederung hilft
außerdem dabei, nur bestimmte Unterthemen herauszugreifen. Auch
wenn es sich empfiehlt, die Doktorarbeit in Gänze zu lesen – was
aufgrund zwar wissenschaftlicher, aber ansprechender Darstellung
leicht gelingt -, ist es jedem durch die in sich geschlossenen
Unterkapitel möglich, sich auf einzelne Beiträge zu
beschränken.
Zuletzt sollte auch die Unbefangenheit und Souveränität, mit der
sich die Autorin dem sensiblen Thema nähert, nicht unerwähnt
bleiben. Rundum gelungen!