Rezension zu Psychotherapie mit Müttern und ihren Babys
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Rezension von Anna Kaupp
Viele Dinge werden von Müttern auf ihre Kinder übertragen. So auch
Teile des »Inneren« der Eltern.
Der erste Teil des Buches widmet sich der Entstehungsgeschichte der
gemeinsamen Psychotherapien von Müttern und ihren Kleinkindern.
Damit sind vor allem Kinder bis 24 Monate gemeint. Es werden
verschiedene Beiträge vorgestellt, die sich auf die Entwicklung der
Therapie ausgewirkt haben. Als nächstes wird davon erzählt, dass
sich seit den 60er Jahren die Psychoanalyse verstärkt auf Kinder im
Vorschulalter konzentriert. Nachfolgend werden die Gründe erörtert.
Des Weiteren wird erwähnt, dass die Mutter-Kind-Therapien in der
Regel sehr kurz sind. Im Durchschnitt dauern sie nur sechs,
höchstens zwölf Wochen. Nachfolgend wird das Konzept der
Kurzzeittherapien vorgestellt. Das zweite Kapitel widmet sich den
Besonderheiten der gemeinsamen Therapie. Die Veränderungen treten
meist rasch auf und die Mutter muss psychisch meist stark
mobilisiert werden. Im dritten Kapitel wird die Entwicklung der
Identifizierung mit den Eltern dargestellt. Diese beginnt in der
Adoleszenz und geht bis zum Eltern-Werden. Dabei werden
unterschiedliche Eltern-Typen beschrieben: die unerreichbaren
Eltern, da sie extrem fordernd sind, eine depressive Entwicklung in
Zusammenhang mit der Elternschaft und die »verfolgten« Eltern.
Der zweite Teil des Buches beinhaltet die eingehende Untersuchung
eines Falles. Dabei werden die ersten Sitzungen der Therapie
dokumentiert, wobei sich Therapiebeschreibung und Kommentar immer
abwechseln. Im Anschluss steht ein zusammenfassender Bericht der
zweiten bis sechsten Therapiesitzung. Danach werden die
Psychotherapie-Effekte untersucht. Dazu wird eine Evaluation
gemacht und das ganze klinisch beurteilt. Im nächsten Kapitel wird
von der Mutter des bereits bekannten Falles berichtet, die ihr Kind
zehn Monate nach der ersten Therapie zu einer Einzeltherapie
bringt.
Der dritte Teil des Buches handelt von den Zusammenhängen der
eigenen Konflikte der Eltern und die Übertragung dieser auf die
Kinder. Dabei werden unter anderem die Verschiebung
unabgeschlossener Trauer auf das Kind, Rollenzuschreibungen und der
Ödipuskonflikt angesprochen.
Der vierte Teil widmet sich der Theorie und Praxis dieser
Therapietechnik. Dabei werden Veränderungen in der Therapie und die
Frage der Weiterführung der Kurzzeittherapie, wenn diese nicht
ausreichend ist, erläutert. Als nächstes werden technische
Prinzipien erklärt. Dabei geht es unter anderem um die Dauer, die
Frequenz, die Anzahl der Personen, das Setting, den Vater und die
Aktivität des Therapeuten. Es werden auch die Grenzen der Therapie
aufgezeigt. Das nächste Kapitel widmet sich der theoretischen
Ausarbeitung der psychischen Funktionsweise und der frühen
Eltern-Kind-Beziehung. Daraufhin werden die Beiträge der Mutter zu
Identifizierungen erörtert. Den Schluss bilden abschließende
Schlussfolgerungen.
Das Buch ist anspruchsvoll, aber interessant geschrieben. Man muss
sich allerdings konzentrieren beim Lesen. Am Anfang jedes Kapitels
erleichtert eine Einführung den Einstieg in das Thema. Einige
Erklärungen werden durch Schaubilder erläutert. Sehr gut
verständlich sind die Beschreibungen der verschiedenen
Therapiesitzungen und der jeweils nachfolgende Kommentar. Zu Beginn
des Buches ist eine ausführliche Einführung für den Leser zu finden
und am Ende des Buches viele Literaturangaben. Das Buch ist sehr
übersichtlich aufgebaut und somit sind die einzelnen
Gedankenschritte gut nachvollziehbar. Ich hätte mir gewünscht, dass
einzelne Fachausdrücke vielleicht in einer Fußnote kurz erläutert
werden. Dann ist es auch jemandem, der mit dem Thema nicht bekannt
ist, besser möglich, den Text nachzuvollziehen. Aus dem Text war es
mir nicht immer möglich, alles aus dem Kontext zu erschließen. Das
Buch wird, denke ich, hauptsächlich von Fachpersonal genutzt und
dafür ist es auch sehr gut geeignet.
Ein gutes, anspruchsvolles Buch, das nicht unbedingt für Laien,
dafür aber sehr gut für Fachpersonal geeignet ist.