Rezension zu Psychotherapie mit Müttern und ihren Babys

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Rezension von Barbara Bellmann

Das Lehrbuch »Psychotherapie mit Müttern und Ihren Babys« von Bertrand Cramer und Francisco Palacio-Espasa, erschienen im Jahr 2009 im Psychosozial-Verlag, wendet sich an Studenten der Psychologie und/oder Humanmedizin. Aber auch Menschen mit Vorkenntnissen und Bezug zur Psychotherapie werden dieses Buch interessiert und aufmerksam lesen. Ohne Basiswissen ist es meiner Meinung nach nicht sehr ratsam dieses Buch zu lesen, da das Thema sehr speziell ist und ein gewisses Grundverständnis vorausgesetzt wird.

Auf 393 Seiten erläutern Bertrand Cramer und Francisco Palacio-Espasa, wie Mütter und Kleinkinder gemeinsam behandelt werden und welche Ansätze und Therapiemöglichkeiten es gibt. Nach dem Vorwort wenden sich die Autoren direkt dem Leser zu und geben Hinweise zu dem Buch und was der Leser in welchem Abschnitt zu erwarten hat. Nun beginnt der erste von fünf Teilen des Buches. Dieser befasst sich mit den gemeinsamen Psychotherapien von Mutter und Kind. Zudem wird die klinische Studienlage zur Eltern-Kleinkind-Psychopathologie dargelegt und besprochen. Dieser erste Teil des Buches umfasst drei Kapitel.

Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, woher der Ansatz der gemeinsamen Therapie stammt. Verschiedene Meinungen werden vorgestellt und kommentiert. Auch die geschichtliche Entwicklung der Psychiatrie des jungen Lebens wird dem Leser sehr detailliert nahe gebracht. Das zweite Kapitel befasst sich mit den psychischen Abläufen nach der Geburt, bevor das dritte Kapitel die Entwicklung der Identifizierung mit den Eltern thematisiert.

Nach dem sehr theoretischen ersten Teil folgt nun ein sehr praxisnaher zweiter Teil mit dem Titel: »Der psychotherapeutische Prozess – eingehende Untersuchung eines Falles«. Der Leser lernt nun Martine und ihre Tochter Sandra kennen. In den folgenden fünf Kapiteln wird dieser Fall ausführlich vorgestellt und diskutiert. Besonders genau werden auch die einzelnen Sitzungen beschrieben, sodass der Leser einen sehr genauen Eindruck von den Abläufen erhält. Der dritte Teil des Buches, bestehend aus einem Kapitel, ist ähnlich praxisnah aufgebaut und beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen den Konflikten der Eltern und der Psychopathologie des Kindes. Theorie und Praxis der Technik ist das Thema des vierten Teiles. In drei Kapiteln werden die Ursachen der therapeutischen Veränderungen, die Befragungstechniken und die Begrenztheit der gemeinsamen Therapien besprochen und diskutiert. Auch hier wird wieder ein Fallbeispiel detailreich vorgestellt und genau erläutert. Der fünfte und letzte Teil des Werkes besteht aus zwei Kapiteln und befasst sich mit der psychischen Funktionsweise und der frühen Eltern-Kind-Beziehung. Abschließend folgt eine Schlussfolgerung, in der die gewonnen Erkenntnisse zusammengefasst werden.

Als ich mit dem Lesen dieses Buches begonnen habe, ist mit besonders positiv aufgefallen, dass sich die Autoren Bertrand Cramer und Francisco Palacio-Espasa zu Beginn direkt an den Leser wenden und Hinweise geben, was der Leser auf den folgenden Seiten zu erwarten hat. Dies war eine große Hilfestellung und hat zu einem guten Verständnis beigetragen. Der erste Teil des Buches ist sehr theoretisch gehalten. Jedoch sind dafür die folgenden Teile sehr praxisorientiert und daher spannend und gut zu lesen. Die Fälle werden detailreich erklärt und beschrieben, sodass man ein sehr genaues Bild von den Abläufen bekommt. Auch die Diskussionen und Kommentare sind direkt auf den jeweiligen Fall bezogen und helfen dem Leser die Situationen besser zu verstehen und zu deuten. Diese Praxisnähe ist ein sehr großer Pluspunkt dieses Werkes und ich habe die Fälle aufmerksam und interessiert gelesen.

Der Stil ist flüssig und die angewendete Sprache ist angemessen und auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau. Inhaltlich finde ich das Lehrbuch vollständig. Ich habe beim Lesen keine Themen vermisst und die einzelnen Themenblöcke wurden ausreichend genau behandelt. Weniger positiv dagegen finde ich die nahezu nicht vorhandenen Tabellen und Abbildungen. Lange Textpassagen könnten durch Abbildungen und Tabellen aufgelockert werden. Zudem würden das Lernen und das Verständnis noch weiter unterstützt. Die Gliederung in Teile und Kapitel könnte durch farbige Untermalungen noch klarer gegliedert werden und würde die Übersichtlichkeit steigern. Den Preis von 39,90€ finde ich für ein Fachbuch durchaus angemessen.

Insgesamt hinterlässt das Buch, trotz einiger optischer Mängel, einen guten Eindruck bei mir. Besonders die exakte Darstellung der klinischen Fallbeispiele und die folgende Besprechung sind der Grund dafür. Dieses Werk behandelt einen sehr speziellen und komplizierten Themenbereich und insgesamt ist es den Autoren gelungen, dem Leser dieses schwierige Thema nahe zu bringen.



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