Rezension zu Eine Couch auf Reisen

Chrismon

Rezension von Holch Christine

Als der Pychoanalytiker Akeret 66 Jahre alt ist, hält er es nicht mehr aus: Er muss einfach herausfinden, was aus seinen früheren Patienten geworden ist. Haben die Veränderungen, um die man in der Therapie gerungen hat, Bestand gehabt? Wie ist das Leben der ehemaligen Patienten weitergegangen? Und so begibt sich Akeret auf eine Besuchsreise.
Er fragt sich dabei auch, was eine Therapie, was man im Leben letztlich anstrebt: Ist es wirklich das Sich-gut-Fühlen? Ist es nicht eher das Sich-lebendig-Fühlen? Auch wenn dazu Trauer gehört?

Vier ehemalige Patienten stellt Akeret vor – und da er seine Interviews und Analysen von einem Romanschriftsteller hat in Erzählform bringen lassen, liest sich das wirklich spannend – , und kaum einer fühlt sich heute wirklich "gut", aber sie nehmen an der vollen emotionalen Bandbreite teil – inklusive Schmerz, Mitgefühl, Leidenschaft und Freude. Und daran mag auch der Therapeut einen Anteil gehabt haben – wie auch an ihrem Überleben.
Am Ende kehrt er bescheiden und sehr berührt von seiner Reise zurück: Berührt von der Heldenhaftigkeit, mit der diese Menschen ihren Weg von der Jugendzeit bis ins reife Alter gegangen sind. Eingedenk dessen, was Erich Fromm einmal sagte: "Ich betrachte jeden Patienten als den Helden eines epischen Gedichts." (cho)

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