Rezension zu »Jeder hat seinen eigenen Holocaust«

WeiberDiwan, Herbst-Winter 07, S. 24

Rezension von Gudrun Hauer

Traumafolgen

Die während der Zeit des Nationalsozialismus erlittenen Verfolgungserfahrungen (Konzentrations- und Vernichtungslager, Ghettos, erzwungene Emigration, Leben als »Untergetauchte« etc.) traumatisieren nachhaltig die Überlebenden – diese wurden und werden mit dem Terminus »Überlebenssyndrom« von der internationalen psychologischen Holocaustforschung analysiert. Gerade hier ist festzuhalten, dass die negativen Auswirkungen auch für die nächsten Generationen der Verfolgten (Kinder, EnkelInnen) feststellbar sind.

Die deutsche Psychologin und Psychotherapeutin Sandra Konrad hat in ihrer als Buch veröffentlichten Dissertation »Jeder hat seinen eigenen Holocaust« die transgenerationalen Erfahrungen jüdischer Frauen untersucht – mit der Methode von neun ausführlichen Familienporträts. Existenzielle Ängste, Zerstörung bzw. Beschädigung des Sicherheitsgefühls, Gefühle der Heimatlosigkeit ziehen sich als roter Faden durch die Aussagen aller Befragten. Zugleich arbeitet die Autorin sehr eindringlich die jeweils sehr unterschiedlichen Überlebensstrategien der weiblichen Überlebenden heraus. Die sehr lesenswerte Untersuchung wird abgerundet durch profunde Überblicke über die internationale psychologische Holocaustforschung sowie der Traumaforschung generell.

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