Rezension zu Wandel von Liebesbeziehungen und Sexualität
Lambda Nachrichten 02/2008
Rezension von Gudrun Hauer
Essentielle Problematiken
Seit rund zwei Jahrzehnten ist ein wichtiger Paradigmenwechsel in
Bezug auf die Analyse von Liebesbeziehungen und Sexualität
feststellbar: Sie werden als durch gesellschaftliche Faktoren
konstruiert betrachtet, Historizität ist somit bei vielen
wissenschaftlichen Untersuchungen zu einem unverzichtbaren
Leitthema geworden.
In Silja Matthiesens Wandel von Liebesbeziehungen und Sexualität
beinhaltet das Wort »Wandel« eine doppelte Bedeutung: Zum einen
handelt es sich um die Untersuchung gesellschaftlicher Prozesse auf
der Makroebene, zum anderen zielt es auf die Veränderungen bei den
biografischen Rekonstruktionen von Paargeschichten auf der
Mikroebene. Der sehr informative Band, der quantitative und
qualitative Methoden miteinander verbindet, verwendet zur
Vertiefung ausführliche biografische Paarinterviews. Und genau hier
liegt leider ein wichtiger Mangel dieser Studie: Für die
qualitativen Paarinterviews wurden ausschließlich heterosexuelle
Paare herangezogen; Leserinnen müssen die Daten zu lesbischen sowie
schwulen Beziehungen sehr mühsam suchen, womit das in dieser Studie
immanent angelegte Vergleichspotential nur unzureichend
ausgeschöpft wird.