Rezension zu Einsicht in Gewalt

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Rezension von Robert Sielski

Svenja Taubner behandelt in ihrem Werk »Einsicht in Gewalt« auf 349 Seiten die reflexive Kompetenz adoleszenter Straftäter beim Täter-Opfer-Ausgleich. Das Buch ist sinnvoll in zwei Abschnitte gegliedert. Hierbei handelt es sich einmal um einen Block, der sich mit theoretischen Inhalten zur Thematik »Einsicht« und »Reflexive Kompetenz adoleszenter Straftäter beim Täter-Opfer-Ausgleich« befasst, und zum anderen aus einem Block, der eine Studie beschreibt und somit empirische Befunde und die dahintersteckenden Methoden und Ergebnisse an einem konkreten Fall zeigt.

Im ersten Teil werden verschiedene Disziplinen zum Begriff der »Einsicht« herangezogen, sodass man vom juristischen und philosophischen Standpunkt über die psychoanalytische Sichtweise bis hin zur speziellen Fragestellung, nämlich der »Einsicht vor dem Hintergrund gewalttätigen Verhaltens in der Adoleszenz«, einen breiten Einblick in die Thematik der »Einsicht in Gewalt« bekommt. Der Sachverhalt wird gut strukturiert und sprachlich angemessen zu verstehen gegeben. Man versteht auch ohne viel Vorwissen, worum es in den einzelnen Kapiteln geht. Da es sich, wie ich denke, hierbei weniger um ein didaktisches Buch handelt, sondern eher für Personen geschrieben ist, die sich vor allem für das Thema interessieren bzw. sich schon damit beschäftigt haben, ist mein Kritikpunkt für diesen Teil des Buchs wahrscheinlich etwas hinfällig. Jedoch finden sich wenig bis keine Tabellen oder kurze Zusammenfassungen, die zum schnellen Nachlesen hilfreich wären.

Der zweite Block befasst sich mit empirischen Inhalten, die den theoretischen Teil festigen und beispielhaft füllen. In diesem Teil des Buches werden die Planung, Durchführung und auch die Ergebnisse einer Studie von Taubner inhaltlich detailliert beschrieben und klar gegliedert dargeboten. Vor allem die aus der Realität verwendeten Beispiele von jugendlichen Straftätern führen zu einer aufklärenden Sichtweise, wie jene Straftäter fühlen und denken, aber auch, wie man qualitative Analysen mit sogenannten »problematischen« Jugendlichen durchführen kann.

In Kapitel 7, das sich mit der statistischen Auswertung befasst, sind viele Abbildungen enthalten, die meiner Meinung nach sehr hilfreich sind, um schnell, aber auch aufschlussreich die Ergebnisse der Vorher-Nachher-Untersuchung dieser Studie entnehmen zu können. Neben einfach gehaltenen Grafiken z. B. zum »Täter-Opfer-Ausgleich« oder auch zu »Rückfallstatistiken« gibt es auch dazugehörige Tabellen, in denen Veränderungen numerisch abgebildet sind. Dadurch kann man sich näher mit den Veränderungen auseinandersetzen und die Relevanz kritisch hinterfragen.

Die für diese Studie verwendeten Messinstrumente sind im Anhang des Buches zu finden, was den Vorteil hat, dass man bei weiterem Interesse nicht andere Quellen hinzuziehen muss, was eine Zeitersparnis bringt. Zudem werden die Messinstrumente jeweils kurz angesprochen und es wird begründet, warum diese verwendet wurden. Wichtig als Student finde ich jedoch den Vorteil, dass man direkt die Items der Skalen im Anhang nachlesen kann und sich so schnell ein konkretes Bild der Instrumente machen kann.

Zudem werden anhand von Ausschnitten aus den Interviews deutlich gemacht, was z. B. unter »niedriger reflexiver Kompetenz« gemeint ist, sodass man nicht nur ein theoretisches Konstrukt vorfindet, sondern dieses auch beispielhaft gefüllt bekommt.

Fazit

Alles in allem kann man sagen, dass das Buch sowohl im Theorie- als auch im Empirieteil verständlich und gründlich geschrieben ist. Durch Zitate aus Interviews, die mit den jugendlichen Strafgefangenen geführt wurden, gibt das dem Inhalt des Buchs ein gewisses Extra. Man erfährt sozusagen aus eigener Hand, wie die Jugendlichen über Gewalt denken und dementsprechend gehandelt haben.

Der Theorieteil ist sehr breit gefasst, sodass man viel über das Thema erfährt.

Durch die Gliederung in zwei Teile kann man sich sehr gut mit der Thematik auseinandersetzen und direkt ableiten, was einem persönlich wichtig ist – ob die Theorie oder evtl. Hilfestellung bei der Durchführung eines eigenen Projekts.

Man kann dieses Buch auch ohne viel Vorwissen lesen, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Es ist sehr informativ – auf theoretischer und auf praktischer Grundlage.


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