Rezension zu Einsicht in Gewalt
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Rezension von Barbara Bellmann
Das Lehrbuch »Einsicht in Gewalt« von Svenja Taubner befasst sich
auf 349 Seiten mit dem Thema Kriminalität im Jugendalter. Das Buch
ist nicht nur für Studenten geeignet, sondern für jeden Menschen,
der sich über das doch sehr aktuelle Thema Jugendkriminalität
informieren und einen Einblick in das Thema bekommen möchte. Jedoch
sind meiner Meinung nach für das Verständnis des Buches
Vorkenntnisse in der Psychologie sehr hilfreich.
Zu Beginn des Buches gibt es eine Einleitung und eine Seite mit
Zitaten von jugendlichen Tätern. Danach ist zu sagen, dass das Buch
grob in zwei Teile unterteilt ist, wobei jeder Teil zahlreiche
Unterkapitel umfasst. In dem ersten Teil wird die Theorie der
Thematik Jugendkriminalität erläutert. Dem Leser wird das Thema
Kriminalität in der Adoleszenz unter Berücksichtigung verschiedener
Schwerpunkte nahe gebracht. Verschiedene Theorien und Studien
werden in den vier folgenden Kapiteln vorgestellt und diskutiert.
Zuerst wird auf die Entwicklung von Einsichtsfähigkeit als Chance
des Täter-Opfer-Ausgleichs eingegangen. Dann wendet sich Svenja
Taubner der philosophischen und juristischen Auffassung von
Einsicht zu, wobei hier besonders ausführlich auf das Jugendgesetz
eingegangen wird. In dem dritten Kapitel wird der Begriff Einsicht
auch auf das psychoanlaytische Modell nach Freud angewandt.
Abschließend wird in dem vierten Kapitel auf die Genese von
Jugendkriminalität eingegangen. Schutz- und Risikofaktoren werden
erläutert und analysiert. Auch das dissoziale Syndrom wird
thematisiert.
Der zweite empirische Teil des Buches ist in sechs Kapitel
gegliedert. Zu Beginn wird das Konzept der Studie bekannt gegeben.
Der Leser erfährt sehr detailreich, was die Ziele der Studie waren,
wie die Durchführung ablief und welche Forschungsinstrumente
genutzt wurden. Im Weiteren werden die Merkmale der
Untersuchungsgruppe dargestellt. Nun folgt, wie es von zahlreichen
anderen Studien bekannt ist, die statistische Analyse, die
Auswertung und die Diskussion. Die restlichen Seiten des Buches
umfassen einen umfangreichen Anhang mit Material zu der
durchgeführten Studie.
Ich finde das Lehrbuch sehr ansprechend. Schon zu Beginn des Buches
wurde durch die Zitate der jugendlichen Straftäter mein Interesse
geweckt. Der erste Teil des Buches ist natürlich etwas trocken, wie
es oft im Theorieteil der Fall ist. Durch den angenehmen Stil der
Autorin und die klare Gliederung lässt sich der Theorieteil jedoch
gut überwinden. Besonders das Eingehen auf die juristischen
Hintergründe fand ich sehr interessant und wichtig. Der zweite Teil
des Buches war für mich trotzdem der spannendere Teil. Die Studie
wurde ausführlich beschrieben, so dass das Verständnis kein Problem
war. Auch die Ergebnisse wurden übersichtlich und gut strukturiert
dargestellt. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Auszüge aus
den Interviews und die Falldarstellungen. Dies zeigt nicht nur, wie
schwierig die Auswertung so einer Studie sein kann, sondern gibt
dem Leser auch sehr gute Einblicke in das Leben von kriminell
gewordenen Jugendlichen und den dazugehörigen Hintergründen. Auch
die Denk- und Sichtweise der Jugendlichen wird dadurch viel klarer.
Die Auswertung und Diskussion waren nachvollziehbar und gut
gegliedert. Auch der umfangreiche Anhang ist ein positiver Aspekt
dieses Buches. Ich denke, nach der Lektüre dieses Buches habe ich
ein Grundwissen zu dem Thema und sehe viele Aspekte mit anderen
Augen. Jedoch habe ich trotz der positiven Bewertung einen
Kritikpunkt optischer Art. Als ich das Buch erhalten habe, hat mich
das triste, farblose Cover dieses Buches fast vom Lesen abgehalten.
Hier sehe ich noch Verbesserungsbedarf.
Den Preis von 39,90 Euro halte ich für ein Fachbuch für
angemessen.
Abschließend bewerte ich dieses Buch als absolut lesenswert. Von
dem tristen Cover sollte man sich nicht abschrecken lassen, da
einem sonst ein stilistisch angenehmes, gut strukturiertes Lehrbuch
zu einem aktuellen Thema entgeht.