Rezension zu Mit Freud im Kino
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Rezension von Julia Recker
Dieses »Psychoanalytische Filminterpretationsbuch« kostet 29,90
Euro.
Das 262 Seiten umfassende Buch gliedert sich in Prolog, Danksagung
und Einleitung sowie in dreizehn Kapitel – und zwar je ein Kapitel
pro analysiertem Film – auf.
Die analysierten Filme lauten Moby Dick, Wilde Erdbeeren, Belle de
Jour, Der letzte Tango, Lola, Don Juan de Marco, Der Geschmack der
Kirsche, American Beauty, Fight Club, Swimming Pool, Zimt und
Koriander, Wie im Himmel und Match Point.
Nach einem kurzen Prolog, in welchem versucht wird, die
Sinnhaftigkeit eines solchen Buches zu erläutern, folgt eine
einseitige Danksagung und dann der eigentliche Start: die
Einleitung.
In dieser wird zunächst sehr kurz und knapp auf die
gesellschaftliche Geschichte von Filmen allgemein eingegangen;
daran anschließend auf den Status der Filmindustrie in der heutigen
Zeit.
Zusätzlich erläutert der Autor, warum Horrorfilme besonders für
Jugendliche von Bedeutung sein können, und wieso sich der
Betrachter von bestimmten Filmen besonders angesprochen fühlt und
von anderen weniger.
Auf die Bedeutung der Psychoanalyse wird ebenfalls in diesem
Zusammenhang eingegangen, hier sowohl auf die Bedeutung in Bezug
auf Filme als auch auf ihre allgemeine Bedeutung in der heutigen
Zeit.
Schön ist, dass der Autor am Ende der Einleitung noch kurz auf die
Absicht des Buches zu sprechen kommt und hier aufzeigt, dass es
nicht als vollkommen wissenschaftliches Werk anzusehen ist.
Weiterhin folgen die einzelnen Kapitel zu jedem Film. Hier ist
nicht jedes Kapitel nach gleichem Muster aufgebaut. Zwar gibt es
jedes Mal eine kurze Einleitung und Beschreibung des Filminhalts,
danach folgen allerdings – je nach Film – unterschiedliche
Besprechungsthemen. Meist folgt eine psychoanalytische Bearbeitung
des jeweiligen Films in verschiedenen Schritten und basierend auf
Themengebieten. Hier geht der Autor regelmäßig sehr genau auf
Einzelheiten, wie zum Beispiel gesellschaftliche Aspekte und
Bedeutungen, ein und versucht so dem jeweiligen Film gerecht zu
werden. Dies ist leider nicht immer ganz möglich, da die Kapitel
für einen eineinhalb- bis zweistündigen Film doch recht kurz
geraten sind. Vielleicht hätte der Autor hier auf ein paar (zum
Teil eh veraltete) Filme verzichten sollen und dafür die anderen
etwas ausführlicher besprechen können.
Zum Schluss folgt in jedem Kapitel noch eine kurze Zusammenfassung
der wichtigsten Erkenntnisse sowie Anmerkungen, die oft sehr
interessant sind, selbst wenn sie nicht immer direkt etwas mit der
psychoanalytischen Interpretation zu tun haben.
Insgesamt ist das Buch sehr unterhaltsam geschrieben und somit eine
wirklich interessante Bettlektüre oder ähnliches. Die analysierten
Filme sind durchweg kennenswert und auch, wenn man den jeweiligen
Film nicht selbst gesehen hat, kann man sich durch die jeweilige
Filmbeschreibung gut ins jeweilige Thema einfühlen.
Etwas schade ist es, dass die Filme zum größten Teil recht alt
sind. Neuere Werke werden eher nicht besprochen. Somit ist der
junge Leser vielleicht etwas überfordert mit der Fülle an
altertümlichen Filmen, was ihn eventuell auch von einer Anschaffung
dieses Buches abhalten könnte.
Ob das Buch in seinem gesamten Umfang wirklich ernst zu nehmen ist,
bleibt für den modernen Psychologie-Studenten oder auch
Psychologie-Absolventen durchaus fraglich. Allerdings äußert der
Autor ja selbst ebenfalls seine Bedenken an einer völlig
ernsthaften Interpretation. Trotzdem ist es ein netter Denkanstoß
und ebenfalls ein netter »Einstieg« in die Psychoanalyse.
Wie das Buch aus Sicht eines ausgebildeten Psychoanalytikers zu
bewerten ist, kann ich leider nicht näher beantworten.
Insgesamt ist das Buch für Psychologen, die sich im Grundstudium
befinden, als angenehme Abwechslung zum trockenen Uni-Alltag
durchaus empfehlenswert.
Für eine Prüfungsvorbereitung oder Themenvertiefung ist das Buch
aber eher nicht geeignet.
Sicher ist das Buch jedoch für alle Nicht-Psychologen sowie Film-
und anderweitig Interessierte durchweg geeignet.
Es wird keinerlei psychologisches Vorwissen verlangt oder
vorausgesetzt. So hat jedermann die Chance, einen kleinen, aber
feinen Einblick in die Welt der Beziehung zwischen Film und
Psychoanalyse zu erlangen.