Rezension zu Trauma und kollektives Gedächtnis
www.uni-online.de
Rezension von Kirstin Wittchow
Im vorliegenden Buch versucht Angela Kühner eine Antwort auf die
Frage nach der Möglichkeit für ein Trauma von Kollektiven zu
finden. Sie stützt sich bei diesem Versuch nicht allein auf ihre
eigenen Forschungserkenntnisse, sondern bezieht das gesamte
vorhandene psychologische Spektrum mit ein.
Sie versucht im Verlauf der fünf Kapitel einen Weg zu finden, um
einerseits den doch recht schwammigen Begriff »Trauma« klarer zu
definieren bzw. auch zu entmystifizieren und andererseits die
Schwierigkeit einer eindeutigen und allumfassenden Definition für
Kollektiv bzw. Masse und deren »Gedächtnis« zu finden.
Sie nähert sich der gesamten Thematik vom Großen zum Kleinen hin,
da sie im ersten Kapitel vor allem die Frage nach dem
Trauma-Begriff zu klären versucht, der im Verlauf der letzten Jahre
doch auch recht missbräuchlich für alles verwendet wurde. Bereits
im zweiten Kapitel versucht sie, mit Hilfe Sigmund Freuds, zu
klären, was unter dem Kollektiv-Begriff verstanden werden kann. In
den letzten drei Kapiteln versucht sie die beiden Begriffe zusammen
zu bringen, wobei sie immer wieder aufzeigt, dass es aufgrund der
verschiedenen wissenschaftlichen Strömungen ein Problem ist, eine
allumfassende Wahrheit bzw. Antwort zu finden. Der Grundtenor ihres
Buches ist eben auch der, dass sie nicht beansprucht, eine Antwort
auf die Frage nach einem möglichen kollektiven Gedächtnis und
dessen Traumafähigkeit gefunden zu haben.
Ihre Ausführungen werden immer wieder anhand von Fallbeispielen,
z.B. der Holocaust, 11. September oder Amselfeld-Mythos,
verdeutlicht, was dem Leser zu einem besseren Verständnis
verhilft.
Die Gliederung des Buches bewirkt, dass der doch sehr schwierige
Stoff (Vergleich mehrerer Forschungsrichtungen u.a.) aufgelockert
und der Leser an einem roten Faden durch das Buch geführt wird. Aus
diesem Grund ist es auch für fachübergreifend Interessierte
geeignet. Der nicht aus dem Bereich der Psychologie stammende Leser
sollte sich nicht durch auftretende Fachbegriffe stören, da sich
diese im Verlauf des Textes von selbst erklären bzw. der
Erklärungsversuch ohnehin Thema des Buches ist.
Dieses Buch sollte nicht mit der Erwartungshaltung für eine nun
endgültige Definition über ein kollektives Trauma bearbeitet
werden, da Angela Kühner immer wieder betont, dass dies nicht
möglich ist, da die behandelten Begriffe »kollektives Gedächtnis«,
»kollektive Identität« u.a. keine statischen Größen sind, sondern
einem stetigen Wandel unterliegen.
Den Lesefluss des vorliegenden Buches unterbrechen immer wieder
auftretenden Druckfehler, von denen ich mir ein paar gemerkt habe
[...]