Rezension zu Phänomen geistige Behinderung (PDF-E-Book)
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Rezension von Johannes Rieger
Mit dem Buch »Phänomen geistige Behinderung« setzen sich die
Herausgeber, der Diplom-Sozialpädagoge Thomas Mesdag und Ursula
Pforr, welche als Diplom-Pädagogin mit Schwerpunkt Sonder- und
Heilpädagogik den Verein Betreutes Wohnen Darmstadt e.V. leitet,
mit einem bedeutsamen und heftig diskutierten Thema
auseinander.
Der Begriff der geistigen Behinderung, welcher in den letzten
Jahren, wie die Herausgeber betonen, wieder verstärkt einseitig
unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet wird, ist das
zentrale Thema dieses Buches.
Ziel dieses Buches ist es, dazu beizutragen, dass der Begriff der
geistigen Behinderung wieder als soziale Kategorie verstanden wird,
wodurch geistige Behinderung nicht mehr auf medizinische Aspekte
verkürzt werden kann, sondern gleichermaßen auch gesellschaftliche
und soziale Bedingungsfaktoren bei der Auseinandersetzung mit
diesem Begriff mitberücksichtigt werden müssen, um möglichst alle
Entwicklungspotenziale einbeziehen zu können und um
gesellschaftliche Problemstellungen, welche eine geistige
Behinderung mitbedingen, beseitigen zu können.
Konzeptuell gesehen, stützen sich die Autoren hierbei auf einen
psychodynamischen Verstehensansatz, welcher in Verbindung gebracht
wird mit dem Modell der offenen Hilfe.
Innerhalb des Buches werden in insgesamt zehn Beiträgen
unterschiedliche, durchaus scharf diskutierte Aspekte im
Zusammenhang mit dem Begriff der geistigen Behinderung
thematisiert.
So beschäftigt sich beispielsweise Ursula Pforr mit der in der
heutigen Zeit immer bedeutsamer werdenden Thematik, »wenn Menschen
mit einer geistigen Behinderung Eltern werden«, so der Titel ihres
Beitrags.
Die sich aus der Elternschaft sogenannter geistig behinderter
Menschen ergebende Problematik, vor allem innerhalb der Bürokratie,
beschreibt die Autorin äußerst anschaulich unter anderem anhand
eines zur Thematik passenden Filmes, der wiederum auf einer wahren
Begebenheit beruht.
Insgesamt gesehen erarbeitet sie in ihrem Beitrag eine durchaus
kritische, jedoch auf alle Fälle lesenswerte Analyse der Systeme
und Modelle, welche bei der Elternschaft von geistig behinderten
Menschen Hilfe zu leisten haben.
Zusammenfassend lässt sich daher festhalten, dass sich Mesdag und
Pforr in ihrem Werk »Phänomen geistige Behinderung« mit einer
speziellen, gerade aus sonderpädagogischen Gesichtspunkten heraus
jedoch sehr bedeutsamen Problematik befassen.
Dieses Buch eignet sich daher in besonderer Weise für Studenten der
Sonderpädagogik mit Schwerpunkt Geistigbehindertenpädagogik, welche
im Verlaufe ihres Studiums mit dieser Thematik zwangsläufig
konfrontiert werden und hierzu grundsätzlich Stellung beziehen
müssen.
Hierfür liefert dieses Buch durchaus gewinnbringende,
wissenschaftlich aufgearbeitete sowie durch Fallbeispiele sehr
praxisnahe Orientierungspunkte, die es dann durch zusätzliche
Literaturlektüre zu vertiefen gilt.