Rezension zu Phänomen geistige Behinderung (PDF-E-Book)
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Rezension von Barbara Bellmann
Das Lehrbuch »Phänomen geistige Behinderung – ein psychodynamischer
Verstehensansatz« von Thomas Mesdag und Ursula Pforr wendet sich an
Studenten der Fachrichtung Pädagogik, Psychologie und Humanmedizin
sowie an Menschen, die in ihrem beruflichen oder privaten Leben mit
dem Thema in Berührung kommen.
Auf 221 Seiten wird die Problematik der geistigen Behinderung
besprochen und von verschiedenen Seiten aus beleuchtet und
diskutiert. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der geistigen
Behinderung aus der gesellschaftlichen Perspektive. Der Leser
erfährt, was geistige Behinderung ausmacht. Dieses Kapitel umfasst
jedoch nicht nur die Definition des Begriffes, sondern geht darüber
weit hinaus und ermöglicht dem Leser einen Einstieg in die
Thematik. In dem zweiten Kapitel berichtet Manfred Gerspach über
die Grundzüge einer psychoanalytischen Heilpädagogik. Verschiedene
Ansätze der Heilpädagogik werden vorgestellt und diskutiert. Zudem
wird auf die verschiedenen Formen von geistiger Behinderung
eingegangen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Paradox
verordneter Autonomie. Dieter Katzenbach und Gerlinde Uphoff
bringen dieses Thema dem Leser sehr praxisorientiert nah und
arbeiten mit vielen Fallbeispielen. In dem vierten Kapitel geht
Christian Gaedt auf die Problematik Psychiatrie und geistige
Behinderung ein. Die problematische Beziehung der Pädagogik und der
Psychiatrie ist in diesem Kapitel der Kernpunkt. Nachdem sich
Ursula Pforr und Alfred Ising in dem sechsten Kapitel mit den
Möglichkeiten und Grenzen einer psychodynamisch orientierten
Beziehungsarbeit bei Menschen mit geistiger Behinderung befasst
haben, thematisiert Albrecht Rohrmann in dem siebten Kapitel die
strukturellen Perspektiven offener Hilfen. Auch für Wolfgang Urban
ist die Selbstbestimmung ein wichtiger Aspekt. Selbstbestimmt leben
mit hohem Hilfebedarf ist der Titel des achten Kapitels. Die beiden
vorletzten Kapitel beschäftigen sich mit den Wünschen von geistig
Behinderten, was das Leben und Wohnen angeht. Interviews und
Befragungen werden vorgestellt und diskutiert. Auch diese Kapitel
sind sehr praxisnah. In dem letzten Kapitel geht Ursula Pforr auf
die Familienplanung von Menschen mit geistiger Behinderung ein.
Ich bewerte dieses Buch als sehr nützlich für Studium, Beruf und
Alltag. Der Leser bekommt zu Beginn eine Einführung in die Thematik
der geistigen Behinderung. Umfangreiche Vorkenntnisse werden nicht
vorausgesetzt und man kann auch als Laie dieses Buch lesen und
verstehen. Man taucht im Verlauf des Werkes immer tiefer in das
Thema ein. Am Ende hat der Leser ein gutes Basiswissen und kann
über die Problematik sprechen und sich seine eigene Meinung bilden.
Interessante Thesen und Gedanken werden aufgeworfen und diskutiert,
ohne den Leser in eine bestimmte Richtung zu drängen. Themen werden
nicht tabuisiert, sondern neutral und sachlich dargestellt. Das
Buch ist sehr praxisnah und arbeitet mit vielen konkreten
Beispielen, was für den Leser sehr hilfreich ist und zudem den Text
auflockert und das Lesen spannender macht. Trotz der
unterschiedlichen Autoren ist der Stil einheitlich und flüssig. Die
verwendete Sprache ist angemessen und leicht verständlich.
Besonders das zweite Kapitel von Manfred Gerspach fand ich
stilistisch sehr gut. Nach jedem Kapitel folgt ein zugehöriges
Literaturverzeichnis, was ich als sehr angenehm empfinde. Auch der
Umfang des Werkes ist positiv zu bewerten. Man schafft es gut,
dieses Buch durchzuarbeiten, und wird von der Seitenzahl nicht
abgeschreckt.
Den Preis von 24,90€ finde ich angemessen.