Rezension zu ADHS (PDF-E-Book)
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Rezension von Johannes Rieger
Mit dem oben genannten Werk versuchen die beiden Herausgeber Dr.
med. Terje Neraal und Dr. med. Matthias Wildermuth, beides
Fachärzte für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie, Kinder- und
Jugendpsychiatrie, eine alternative Sichtweise bzw. einen
veränderten Zugang zum Themengebiet ADHS aufzuzeigen.
Im Vordergrund des Buches stehen daher weniger die medizinische
Beschreibung der äußerlichen Verhaltensauffälligkeiten oder gar der
medikamentösen Behandlung bei ADHS, sondern in erster Linie
vermittelt das Buch an Hand von beziehungs- und familiendynamischen
Erkenntnissen und Sichtweisen einen Einblick in die Innenwelt, die
Gefühle und Motive der betroffenen Kinder, wobei hierbei vor allem
auch die bedeutsamen familiären und außerfamiliären Strukturen,
Muster und Beziehungen mitberücksichtigt werden, die es unter
Einbezug der Symptome zu ergründen und gegebenenfalls auch zu
verändern gilt.
Das Buch ist in 3 größere Blöcke unterteilt:
Der erste Block, welcher mit dem Stichwort »Theorieansätze«
überschrieben ist, vermittelt unter anderem anhand der heutzutage
tonangebenden wissenschaftlichen Kernaussagen und Konzepte
grundlegende theoretische Einblicke und Erklärungsmuster der
ADHS-Thematik.
»Fallbeispiele« lautet wiederum der Titel des zweiten Blockes.
Hierbei werden von unterschiedlichen Autoren insgesamt zehn
Fallbeispiele von Kindern, bei denen ADHS diagnostiziert wurde,
detailliert beschrieben und aufgearbeitet.
Anhand dieser Fallbeispiele versuchen die einzelnen Autoren,
bedürfnisangepasste, familientherapeutische
Behandlungsmöglichkeiten für Kinder mit ADHS aufzuzeigen und zu
begründen.
Im dritten Block, der die Überschrift »Praxisansätze« trägt, wird
unter anderem eine im Jahr 2005 durchgeführte Studie von Wildermuth
und Sant’Unione zusammengefasst, welche insgesamt 93 Kinder mit
ADHS einbezog und die medikamentöse Behandlung von ADHS durchaus in
Frage stellt.
Diese Studie wurde 2005 mit dem »Förderpreis für ambulante Kinder-
und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie« des Berufsverbandes für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ausgezeichnet.
Nach Angaben der Herausgeber richtet sich dieses Buch an einen sehr
großen, breitgefächerten Leserkreis, zu welchem Mediziner,
Erzieher, Lehrer wie auch betroffene Eltern gleichermaßen
gehören.
Ziel der Herausgeber ist es, diese vielschichtige Lesergruppe »für
die inneren Nöte dieser Kinder zu sensibilisieren« sowie Eltern Mut
zu machen, psychotherapeutische Hilfe anzunehmen und
einzufordern.
Um diesem vielschichtigen Leserkreis gerecht werden zu können,
bedarf es einer angemessenen, leicht verständlichen Sprache, um die
sich alle Autoren nach meinen eigenen Leseerfahrungen durchaus
bemühen, wobei hinzugefügt werden muss, dass ich als
Sonderpädagogik-Student beim Lesevorgang auf Vorerfahrungen im
Zusammenhang mit dieser Materie zurückgreifen konnte, was mir den
Aneignungsprozess durchaus erleichtert haben dürfte. Gerade jedoch
mittels der zehn Fallbeispiele werden theoretische Gesichtspunkte
praxisnah konkretisiert und die wichtigsten ADHS-Grundlagen
verständlich gemacht, ohne dass hierfür, meiner Einschätzung nach,
unmittelbar spezifisches Vorwissen erforderlich gewesen wäre.
Insgesamt lässt sich daher festhalten, dass dieses Buch einen
verständlich geschriebenen, wissenschaftlich fundierten und
inhaltlich durchaus bedeutsamen Zugang zur ADHS Thematik liefern
kann, sodass sich dieses Buch durchaus für eine breitgefächerte
Lesergruppe eignet, zu der LehrerInnen, ErzieherInnen, Mediziner
wie auch betroffene Eltern gleichermaßen zählen, unabhängig davon,
auf wie viel Vorwissen über die ADHS-Thematik zurückgegriffen
werden kann.