Rezension zu Trauma und kollektives Gedächtnis
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Rezension von Sara Lucke
Das Buch »Trauma und kollektives Gedächtnis«, ursprünglich eine
Inaugural-Dissertation, geschrieben von Angela Kühner, hat eine
sehr gute übersichtliche Gliederung – beginnend mit einem klar
strukturierten Inhaltsverzeichnis. Hinzu kommt, dass vor jedem
Kapitel dem Leser der Einstieg in den kommenden Abschnitt durch
einen kurzen Abriss erleichtert wird, eingeleitet mit der
Überschrift »Worum es in diesem Kapitel geht«. Nach jedem der fünf
großen Oberkapitel bekommt man außerdem die Möglichkeit, eine
Zusammenfassung des Wesentlichen des vorangegangen Kapitels zu
lesen. Diese sind zwar sehr knapp gehalten, geben aber jedem noch
einmal die Chance der Reflexion. Eben dafür scheint auch der
Schluss des Buches »Schluss: Ein reflexives Erinnern« (S. 285)
gedacht zu sein. Er ist allerdings weniger als Zusammenfassung
gedacht, sondern eher als Kommentar der Autorin zu ihrer
Arbeit.
Inhaltlich gesehen versucht Angela Kühner zum Thema ihrer Arbeit zu
gelangen, indem sie erst vom individuellen Trauma hin zum
kollektiven Trauma führt. Dabei beginnt sie mit der Herleitung des
Begriffs Trauma bzw. mit dessen Definition. Dieses erste Kapitel
ist so verfasst, dass auch ein Laie etwas mit seinem Inhalt
anfangen kann – es ist gut verständlich geschrieben und umreißt
dabei sogar die Traumadefinition des Diagnostisch-Statistischen
Manuals. Das übrige Kapitel, das sich im Weiteren mit
Trauma-Phänomenen befasst, ist teilweise auf einem sehr
theoretischen Niveau geschrieben. Glücklicherweise schafft es die
Autorin dies durch das Fallbeispiel »Wie der ›11. September‹
kollektiv wurde« (S. 97) wieder aufzulösen bzw. ihre Theorien auf
etwas Konkretes anzuwenden. So lässt sich das Vorangegangene für
den Leser leichter nachvollziehen.
Entsprechend dem beschriebenen Stil sind auch die anderen Kapitel
verfasst, die sich nach und nach immer mehr der Kollektivität
zuwenden – meistens aufgezogen am Beispiel Holocaust.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Angela Kühner es
schafft, das Thema »Trauma und kollektives Gedächtnis« unter
interessanten Gesichtspunkten darzustellen. Gerade durch ihren
teilweise umständlichen und sehr theoretischen Schreibstil ist das
Buch aber nicht zu empfehlen, um einzelne Aspekte nachzuschlagen.
Mir erschien es wichtig, das Buch wirklich komplett zu lesen, da
das stringente Konzept dieser Arbeit natürlicherweise als Folge
hat, dass ein Kapitel auf dem anderen aufbaut. Beim Lesen des
Buches und für den Überblick helfen dabei aber sehr gut die
Zwischenbilanzen, die sie an einigen Stellen zieht, um
Vorangegangenes miteinander zu verknüpfen. So hat der Leser die
Möglichkeit, beim Lesen den roten Faden nicht zu verlieren.