Rezension zu Phänomen geistige Behinderung (PDF-E-Book)
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Rezension von Carsten Lange
»Phänomen geistige Behinderung« zeigt in erschreckender
Deutlichkeit auf, wie sich die Gesellschaft der so genannten
gesunden und normalen Menschen nur durch das Leistungsprinzip
definiert und Personen mit Einschränkungen jeglicher Art,
insbesondere behinderte Menschen, nicht in dieses Raster
passen.
Sie funktionieren schlicht und ergreifend nicht, erbringen keine
Leistungen und verursachen ausschließlich Kosten.
Im gesamten Buch wird deutlich, wie sehr ein Mensch mit Behinderung
durch die Gesellschaft, insbesondere auch durch Gesetze, auf einen
»Kostenpunkt« reduziert wird.
Der Mensch als Individuum, als Persönlichkeit bleibt außen vor und
findet keine Beachtung.
Die in diesem Buch behandelten Themen sind eine sinnvolle und
umfassende Ergänzung zur Aus-, Fort- und Weiterbildung sowohl für
pädagogische und pflegend tätige Berufsgruppen als auch für alle
Betroffenen und deren Familienangehörige.
Letztlich ist dieses Buch besonders geeignet, um die Situation des
behinderten Menschen gegenüber nicht-behinderten Menschen deutlich
zu machen.
Die aufgezeigten Fälle verdeutlichen die Missachtung der
Persönlichkeitsrechte eines jeden Menschen im Bezug auf die eigene
Würde und das Recht auf Selbstbestimmung, sobald man als behindert
»abgestempelt« wurde.
Das Buch zeigt auf, dass die Gesellschaft noch viele Probleme damit
hat, behinderte als individuelle Menschen zu akzeptieren und nicht
als »Unkostenfaktor«.
Ein weiterer, besonders hervorzuhebender Punkt ist die Bedeutung
der offenen Hilfen als Betreuungskonzept zur Autonomiewahrung im
Gegensatz zum fremdbestimmten Leben in einer geschlossenen Anstalt
wie der Psychiatrie oder einem Pflegeheim.
Letzten Endes stellt sich die Frage, wie in einer angeblich so
aufgeklärten, fortschrittlichen und toleranten Gesellschaft an
solch haarsträubenden und veralteten Methoden im Umgang mit
behinderten Menschen festgehalten werden kann, ohne diese zu
hinterfragen.
Es wird klar, dass die Betreuungsstruktur in Deutschland
grundlegend und umfassend reformiert werden muss.
Dieses Buch sollte im Besonderen von den Gesetzgebern dazu genutzt
werden, auf die besonderen Anforderungen behinderter Menschen
einzugehen und diese unter Wahrung ihrer Würde als Individuum in
die Gesellschaft zu integrieren.