Rezension zu Eine psychoanalytische Theorie der Zukunft und die Zukunft der psychoanalytischen Theorie
AOL Bücherbrief 55-2007
Rezension von Wilfried Wulfers
Inhalt: Eine psychoanalytische Theorie der Zukunft und die Zukunft
der psychoanalytischen Theorie; Freud und die Kunst – oder: Was tut
Michelangelos »Moses« wohl als nächstes? Der Vergleich zwischen den
Künsten in psychoanalytischer Sicht; Freud und das europäische
Unbewusste; Lacan nach dem Fall; Ein Interview mit Malcolm
Bowie.
Charakterisierung: Malcolm Bowie untersucht den Begriff der
Zeitlichkeit des Menschen in der Psychoanalyse. Er kommt dabei zu
dem Schluss, dass die Bedeutung des Zukünftigen in unangebrachter
Weise zu kurz kommt und greift deshalb auf das Spätwerk Jaques
Lacans zurück, der mit seinem Modell der Zukünftigkeit Freuds
Überlegungen wesentlich komplexer gestaltet und vervollständigt
hat. Er stellt einige fundamentale Annahmen Freuds über die
Zeitlichkeit von Diskursen infrage und lenkt die Aufmerksamkeit auf
eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die eine »zukunftsbewusste«
Psychoanalyse Kritikern und Theoretikern anderer Überzeugungen
bieten könnte. Bowie fordert psychoanalytische Theoretiker auf,
sich gegenüber Kunst zu öffnen, indem er seine Beispiele aus einer
großen Vielfalt von künstlerischen Disziplinen entlehnt. Musiker
wie Mozart, Mahler, Schönberg und Faure, Künstler wie Michelangelo,
Leonardo, Tiepolo und Matisse und Schriftsteller wie Goethe, Proust
und Svevo werden aufschlussreich zu Freuds Schriften in Beziehung
gesetzt.