Rezension zu Tat-Sachen

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Rezension von Tom Levold

»Tat-Sachen. Narrative von Sexualstraftätern«

Wenn ein neues Werk von Michael B. Buchholz auf den Markt kommt, wird man nicht enttäuscht. Nun kommt im Psychosozial-Verlag eine phantastische Studie heraus, die Buchholz gemeinsam mit Franziska Lamott und Kathrin Mörtl verfasst hat. Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine vollständig transkribierte Gruppentherapie von inhaftierten Sexualstraftätern von 90 Sitzungen !, die von den AutorInnen konversations- und metaphernanalytisch ausgewertet worden sind. Das Versprechen des Klappentextes, aus dieser Vorgehensweise seien »überraschende Einsichten in bewegende Geschichten, interessante Gesprächsformate und Redezüge sowie Sprachbilder zur Abwehr und Selbstreflexion entstanden, die Leser erhielten Einblicke in Biografiemuster, Täuschungsstrategien und Aufdeckungshilfen, Zweifel und Rechtfertigungen, die Mühen der Einsicht und die mühsame Arbeit am Sinn«, wird auf großartige Weise eingelöst.

Das Buch ist nicht nur ein herausragendes Beispiel für die Reichweite qualitativer Forschungsprogramme, sondern widmet sich auch einem Thema, dessen vertieftes Verständnis wie kein zweites durch ideologische und moralische Diskurse erschwert worden ist. Pflichtlektüre für alle, die professionell mit Delinquenten zu tun haben, darüber hinaus eine außerordentliche intellektuelle Bereicherung für jeden, den die Dynamik von Scham und Schuld interessiert. systemagazin freut sich, kurz vor Erscheinen einen ausführlichen Vorabdruck bringen zu können, in dem die AutorInnen einführend zu ihrem Forschungsfeld und den Zielen ihrer Studien Stellung nehmen und erste Einblicke in ihre Arbeitsweise geben.


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