Rezension zu Schopenhauers Stachelschweine
Spuren Magazin
Rezension von Ulfried Geuter
Reden für Stachelschweine
In einer Fabel von Schopenhauer rücken frierende Stachelschweine
zusammen. Kommen sie sich nah, pieksen sie sich und rücken wieder
auseinander. So leben die Menschen, will Deborah Anna Luepnitz uns
sagen. Was sich Menschen nicht zu sagen trauen, kann sie krank
machen. Die Therapeutin bringt es in ihren fünf Fallgeschichten
wieder zur Sprache.
Dave verknallt sich oft und fühlt sich dann eingeengt. Er trennt
sich von einer Freundin, mit der es so schön ist wie mit keiner
zuvor. Erst nach Monaten erzählt er, dass eine schwere
Herpesinfektion ihm die Lust raubte, als die Freundin nicht mehr
verhüten wollte. Noch später, dass er mit 19 Jahren Vater wurde und
das Baby mit vier Monaten starb. Er hatte es abtreiben wollen. Das
auszusprechen, lässt ihn wieder fühlen.
Die amerikanische Psychotherapeutin nimmt einen mit, weil sie die
Patienten mitnimmt, neugierig auf sich selbst zu werden. Mit ihrem
Buch hat sie dem Genre der psychotherapeutischen Fallgeschichte ein
kleines Meisterwerk hinzugefügt.