Rezension zu Das Unbewusste, Band 1-3
Gilde Rundbrief Gilde Soziale Arbeit Bielefeld Heft 2 2007 61. Jg.
Rezension von Vogt Jost-Wilhelm
In der Vorstellung von Band I dieses dreibändigen Werkes zum großen
Themenfeld des Unbewußten (ZfF 11/2006 und »gilde rundbrief«
1/2007) wurde bereits darauf hingewiesen, welche Auswirkungen
Erkenntnisse und Umgang mit dem Unbewußten in anderen Disziplinen
haben.
Deshalb wurde in diesem Band als Untertitel auch der Begriff
»Anschlüsse« gewählt. Gemeint ist damit die Herstellung von
Verbindungen und Austausch zu und mit anderen Fachdisziplinen.
Gerade in einer Welt, in der das Meßbare, Formbare, Verstehbare,
das im Rahmen der Naturwissenschaften alle Lebensbereiche
durchdringt, erscheint es umso wichtiger, die nicht meßbare
Wahrheit des Unbewußten in die Diskussion einzubringen.
In diesem Buch werden dazu Konzeptionen, die sich aus der
Pränatal-, Säuglings-, Bindungs- und Adoleszentforschung für die
Psychoanalyse ergeben haben, vorgestellt. Weiter werden die
Forschungen in den Sozialwissenschaften, die sich mit Sprache,
Bildern, Metaphern und Kognition befassen, aufgezeigt. Auch der
Diskurs über das kulturelle und gesellschaftliche Unbewußte als
sog. »Massenphänomen« wird ausführlich beschrieben. Aktuelle
philosophische Denkwege, die sich bes. in ethischen Fragen (Arbeit
an den Genen, Sterbehilfe u.a.) niederschlagen, kommen zu Wort.
Besonders interessant erscheinen Entwicklungen in den
Neurowissenschaften und in der Quantenphysik, wo sich der Kreis des
Erkennens und Meßbaren mit dem des Geistigen zu schließen beginnt.
Hier wird zum ersten Mal eine Nachdenklichkeit der
Naturwissenschaft erkennbar, daß Menschsein und Leben mehr sind als
Erkennbares und Meßbares.
Ein faszinierendes, aber auch sehr anspruchsvolles Buch.