Rezension zu Psychotherapie der Emotionen

Rezension von Andreas Bilger

Rezension »Psychotherapie der Emotionen«

Das neue Buch von Reinhard Plassmann ist eine Fundgrube für klinisch und forscherisch Tätige, für Lernende und Lehrende, Ärztinnen und Ärzte, PsychosomatikerInnen, PsychotherapeutInnen, Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker und wahrscheinlich auch für fortgeschrittene PatientInnen. Plassmanns Erfahrung als behandelnder Arzt und Psychoanalytiker, als Lehrender an Universitäten und in der psychoanalytisch/psychosomatischen Ausbildung und als Untersucher und Autor ist umfassend und er vermag seine Befunde, seine Erkenntnisse und die daraus gezogenen Konsequenzen gut darzustellen.

Insbesondere den Bereich der emotionalen Entwicklung und die Bedeutung der Emotionen in der Entwicklung und Behandlung von Krankheiten und in der psychotherapeutischen und insbesondere psychoanalytischen Behandlung von diesen Patienten hat Plassmann immer wieder dargestellt und auch leidenschaftlich vorgestellt, so auch in diesem Buch. Die Dimension und die Bedeutung der Gefühle und der gefühlshaften Resonanz in der zwischenmenschlichen Beziehung, also auch in der Behandlung und in ihrer Bedeutung für die Entwicklung und die Veränderungen im zwischenmenschlichen und innerpsychischen Verhalten, zu der der Behandler ( ebenso wie andere Bezugspersonen) entscheidendes beitragen kann.

Plassmann greift auf bekannte theoretische Konzepte der emotionalen Resonanz und der Transformation von Emotionen in der seelischen Verarbeitungen ebenso umfassend zurück wie auf seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen (z.B. auch Traumatherapie) die er, wie man ihn kennt, auch leidenschaftlich in Seminaren, in der Gruppenarbeit mit Kollegen und in Wort und Schrift anderswo vertritt, so dass vielleicht gelegentlich die selbstkritische Entwicklung der Gedanken der engagierten Mission etwas hinterherhinkt.

Man spürt bei der Lektüre nicht nur durch die vielen Fallbeispiele die Erfahrung und die Zugewandtheit des Autors mit und zum »Objekt« und zum Thema seines Interesses, dem Mitmenschen und seinen Gefühlserfahrungen und zu dem Weg, den er für die Transformation in gesündere und hilfreiche Abläufe und Bewältigungsmechanismen ( und Gesundung) erkundet hat und vorschlägt.

Die Literaturliste erlaubt, auch die Primärliteratur über Säuglingsbeobachtung, Entwicklung von Kindern, menschlichen Beziehungen und Emotionen usw zu vertiefen. Man wünscht das fundierte und gut lesbare Buch von Plassmann in die Hände von Studierenden, klinisch und lehrend tätigen Ärztinnen und Ärzten und Psycholog*innen ebenso wie von im weiteren Sinne Interessierten und Betroffenen.

Andreas Bilger, Ulm

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