Rezension zu Lebensgeschichten rechtsextrem orientierter Mädchen und junger Frauen
Journal der Jugendkulturen 12 April 2007
Rezension von Gabriele Rohmann
Michaela Köttig präsentiert mit diesem Buch, eine Überarbeitung
ihrer an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität
Göttingen eingereichten Doktorarbeit, eine wichtige Publikation zum
lange Zeit weitgehend übergangenen Thema Mädchen und junge Frauen
in der rechten Szene. Längst ist dort das weibliche Geschlecht
keine Randerscheinung mehr, auch sind die Akteurinnen weit weniger
passiv als allgemein angenommen. Das spannende am vorliegenden Buch
sind aber weniger die Strukturmerkmale der neuen und alten Rechten
als vielmehr die Analysen der Lebengeschichten der Befragten. So
zeigt Köttig anhand von biografischen Fallanalysen und aus
Erkenntnissen ihrer jahrelangen teilnehmenden Beobachtung das
komplexe Ineinanderwirken von Gruppendynamiken in den
Jugendcliquen, individuellen Dispositionen und unbewältigter
Familiengeschichte insbesondere der NS-Zeit auf.
Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über
Erscheinungsformen und Akteure des Rechtsextremismus. Darüber
hinaus wirft es, ähnlich wie die von Harald Welzer und anderen
verfasste Studie "Opa war kein Nazi" (siehe dazu unter anderem
Andreas Kuttners Besprechung im Journal der Jugendkulturen Nr. 11),
die wichtige Frage auf, wie und an welchen Stellen mit der NS-Zeit
umgegangen werden kann und soll.