Rezension zu Männlichkeit und kollektive Gewalt

Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschlands

Rezension von Jürgen Döllmann

Luigi Zoja, Männlichkeit und kollektive Gewalt

Das Buch des italienischen Psychoanalytikers und Schriftstellers Luigi Zoja, Autor des Buches »Das Verschwinden der Väter« handelt von sexueller Gewalt, die durch Männer und Gruppen von Männern ausgeübt wird. Er untersucht die Psychodynamik und Tiefenpsychologie sexueller Gewalt. Ausgehend vom griechischen Mythos, in dem der Zentaur – halb Mann, halb Tier – die Sexualität fast ausschließlich als sexuellen Gewaltakt kennt, beschäftigt sich der Autor mit der Geschichte der Gruppenvergewaltigung und der Dynamik der Aggressoren in ihrer Eigenschaft als Gruppenmitglieder.

Er betrachtet in dem Buch die individuelle Gewalt, die aus kollektiven Wellen hervorgeht und archetypischen Pfaden folgt. Von dem griechischen Mythos des Zentaurus, über die Sabinerinnen. Der Geschichte Lateinamerikas unmittelbar nach seiner Entdeckung und die Nachfahren der Seeleute der Bounty auf Pitcairn bis zu den Massenvergewaltigungen im Zuge der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert.

Massenvergewaltigungen infolge eines Krieges ist in den allermeisten Epochen vorgekommen. Doch war sie nach Meinung des Autors oftmals nicht Teil einer Strategie. Im Falle einer kollektiven zentaurischen Besessenheit hingegen ist jeder Vergewaltiger sowohl im sozialen als auch sexuellen Bereich integriert. Gerade die Wiederkehr der Gruppenvergewaltigungen beweist für den Autor, dass »psychische Epidemien« nach wie vor existieren.

Zojas eindringliche Ausführungen zeigen, dass die Debatte über männliche Gewalt dringend notwendig ist.



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