Rezension zu Frauenheilkunde mit Leib und Seele
DHIVA, März/Juni 2018
Rezension von Dagmar Möbius
Frauenheilkunde mit Leib und Seele
Aus der Praxis einer psychosomatischen Frauenärztin
Wäre es nach einer ihrer älteren Patientinnen gegangen, hätte
Claudia Schumann lieber »Frisöse« werden sollen. Mit dieser
Anekdote lädt die promovierte Medizinerin ihre LeserInnen ein,
Klischees über Frauenärzte zu hinterfragen. Die psychosomatische
Frauenärztin führte 27 Jahre eine eigene Praxis. Mit ihrem
besonderen Blick macht sie nicht nur potenzielle Patientinnen
neugierig, sie lässt auch Angehörige aller Heilberufe und
Interessierte hinter die Kulissen schauen.
Ihr 194 Seiten umfassendes Werk ist in vier Themenbereiche
gegliedert. Diese widmen sich den Beweggründen für ihre Berufswahl,
dem Praxisalltag inklusive kommunikativen und wissenschaftlichen
Herausforderungen, wirtschaftlichen Hintergründen und
gesellschaftlichen Zusammenhängen sowie persönlichen Ansichten.
Der umfangreichste und lebendigste Teil des Buches veranschaulicht
in zahlreichen anonymisierten Fallbeispielen die Bandbreite einer
psychosomatisch ausgerichteten Frauenarztpraxis von der
Früherkennungsuntersuchung über die Schwangerschaftsbegleitung und
Sexualberatung bis zum Umgang mit chronischen Schmerzen oder
Krebserkrankungen.
Eindringlich und ehrlich ist ein Kapitel über den eigenen Umgang
mit Fehlern. Solche einzugestehen und sich zu entschuldigen, kommt
bei Patientinnen gut an. Juristisch ist es jedoch fatal – und
unterbleibt deshalb meist. Auch die emotionale Komponente solch
menschlichen Verhaltens spart die Autorin nicht aus.
Ein sympathisches Buch, das sich auch für Nicht-Medizinierlnnen
flüssig liest und für eine menschliche Medizin plädiert.
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