Rezension zu Eine schulenübergreifende Systematik moderner Psychoanalyse
Publik-Forum, kritisch – christlich – unabhängig, Ausgabe 1/2018
Rezension von Klaus Hoffmann
Der Autor, emeritierter Professor für Philosophie, legt eine
zugleich anspruchsvolle wie spannende Übersicht über die Grundlagen
und die klinische Praxis aktueller psychoanalytischer Richtungen
vor. Schnell wird sein ernsthaftes Bemühen deutlich, den Begriff
richtig zu bestimmen. Insbesondere gegenüber denjenigen
analytischen Kreisen – mittlerweile sinkt ihre Zahl
glücklicherweise —, die sich am vermeintlichen Beleg
psychoanalytischer Lehrmeinungen durch neurobiologische Befunde
berauschen. Dies kehrt Detel nachvollziehbar um: Die Neurobiologie
könne von Konzepten der sozialen Kognition etwas lernen – und nicht
umgekehrt. Der aktuellen intersubjektiven Psychoanalyse viel
abgewinnend, wagt der Autor eine neue Grundlagenbestimmung auf dem
Boden sozial-kognitiver Modelle. Leider vermisst man dabei
naheliegende Rückgriffe auf die kulturhistorische Schule ebenso wie
eine deutlichere Würdigung Sigmund Freuds, der die Komplexität
zwischen gesellschaftlichen und individuellen unbewussten Vorgängen
fundierter ausführte, als es die heutige Rezeption oft vornimmt
Klaus Hoffmann
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