Rezension zu Auf die Welt gekommen

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Rezension von Ulrike Schmoller

Psychotherapien für Neugeborene und Babys sind noch ein relativ neues Feld. Die raschen Erfolge der frühen Intervention bei Schreibabys, Regulations- und Bindungsstörungen und der Aufarbeitung von Geburtstraumata zeigen, dass auf diesem Gebiet viel versprechende Ansätze entstehen. Thomas Harms , der Herausgeber des Buches »Auf die Welt gekommen« leitet das Zentrum für Primäre Prävention und Körperpsychotherapie und hat die Emotionelle Erste Hilfe entwickelt. Der Charakter und die Aktualität der von ihm zum Thema Babytherapien zusammengestellten Artikel ist vielfältig. Das Buch erschien 2017 in einer Neuauflage der Fassung von 2000, gegenüber der lediglich ein Kapitel durch ein aktuelleres ersetzt wurde und deshalb wirken auch die Schwarz-Weiß-Fotos schon etwas angestaubt. In einem der dreißig Jahre alten Vorträge ist noch von Mongolismus die Rede. Demgegenüber stehen hervorragende, frische und hochinteressante Artikel, so dass der Leser aus einem breiten Angebot auswählen und sich ein eigenes Bild machen kann. Alle zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug mit vielen Beispielen aus. Der Grundansatz der körperorientierten Therapie basiert darauf, dass über die Stabilisierung der Mutter eine Zentrierung des Babys eintritt, da dieses stets das Befinden der Mutter spiegelt und beide in einem gemeinsamen Resonanzfeld leben. Der Säugling darf seinen Schmerz durch Weinen ausdrücken und wird dabei begleitet. Gegebenenfalls wird die Mutter ihrerseits durch den Therapeuten unterstützt. Im Buch wird auf die psychophysischen Vorgänge ebenso eingegangen wie auf den Aufbau von präventiven Gruppen, man erfährt wie Craniosacrale Osteopathie und Fußreflexzonenmassage eingesetzt werden können und vieles mehr, so dass man sowohl theoretisch wie praktisch einen umfassenden Einblick bekommt. An manchen Stellen scheint sogar etwas Spirituelles hindurch, wenn darauf hingewiesen wird, dass der Embryo oft zu Beginn der Schwangerschaft einen Zwilling bei sich hat, der das »göttliche Heimweh« stillen soll und dann unbemerkt abgeht oder wenn die Rede davon ist, dass die Seele bereits in dem unreifen Körper anwesend ist. Insgesamt überzeugt die respektvolle und empathische Vorgehensweise, die in der Haltung der Praktizierenden und zahlreichen berührenden Therapieschilderungen zum Ausdruck kommt. Alle die beruflich und privat mit Babys zu tun haben finden in diesem Buch interessante und bedenkenswerte neue Ansätze, die sich durch hohe Effizienz auszeichnen.

Ulrike Schmoller


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