Rezension zu Heilende Wunden
DZI. Soziale Arbeit. Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete, 67. Jahrgang, Juli 2018
Auch 29 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR gibt es noch immer
viele Menschen, die sich zur Verarbeitung der Spätfolgen der
Repressionen in psychologischer Betreuung befinden. Um einen
Einblick in die therapeutische Auseinandersetzung mit dem vielfach
erlittenen Unrecht zu vermitteln, zeigt der Verfasser, ein
Psychotherapeut und Liedermacher, der im Jahr 1984 drei Monate lang
wegen einiger kritischer Songtexte inhaftiert war, auf welche Weise
Wunden, die durch das Erleben der Unterdrückung verursacht wurden,
geheilt und die mit ihnen verbundenen Schmerzen gelindert werden
können. Im Anschluss an Erläuterungen zur historischen Entwicklung
des Resilienzkonzepts folgt eine Spezifizierung von Faktoren, die
sich positiv auf die Bildung von Resilienz in ihrer Eigenschaft als
psychische Widerstandskraft auswirken. Zwei weitere Kapitel
befassen sich mit möglichen Formen der Bewältigung politischer
Traumatisierung. Hierbei handelt es sich um die Sinnestherapie, die
Selbstfürsorge, die psychoanalytische Traumatherapie, die Religion
und die Spiritualität, wobei unter anderem auch Strategien wie
Humor, Kunst, Reisen und soziale Vernetzung in den Blick genommen
werden. Drei Beiträge jüngerer Autoren, darunter auch eine Autorin,
eröffnen eine transgenerationale Perspektive auf das Thema. Anhand
von 13 biografischen Darstellungen Betroffener, eines Berichts des
Autors selbst und eines von diesem dokumentierten
Behandlungsverlaufs werden schließlich individuelle Erfahrungen von
Bespitzelung, Haftstrafen und Zersetzung dokumentiert. Einige
Bilder, Lieder und Gedichte sowie Hinweise zu Institutionen, die
sich der Aufarbeitung widmen, vervollständigen das Werk.