Rezension zu Der andere Mann (PDF-E-Book)

Beratung Aktuell 2/2018

Rezension von Rudolf Sanders

»Schäm dich Mann!« So titelte die Wochenzeitschrift ›Die Zeit‹ am 4. April 2018 ihre Titelseite. Der Mann, der sich ob seines Daseins allein schon rechtfertigen müsse. Die letzten Jahrzehnte haben Männer in ihrer Identität in hohem Maße verunsichert. Das patriarchale Modell geht nicht mehr, aber was geht stattdessen?

Das vorliegende Buch gibt einen anderen Blick auf Männer und zeigt die vielen positiven Merkmale und Leistungen auf, die sie für Gesellschaft und Kultur erbringen. Es gibt viele engagierte, sensible, fürsorgliche und emanzipierte, frauen- und kinderfreundliche Männer, die mit Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung nichts zu tun haben – und vor allen Dingen nicht zu tun haben wollen! Es zeigt auf, wie Mannsein heute unter den zeitlichen Bedingungen und der Partnerschaft zwischen Frau und Mann erfolgreich funktionieren kann. Vor allem wird dies unter dem Blickwinkel beleuchtet, wie es immer mehr möglich wird, der Mann zu sein und immer mehr zu werden, der man eigentlich ist.
Werden noch Männlichkeitsinszenierungen krampfhaft aufrechterhalten, wie Cool-Sein, nicht fleißig und kein Streber sein zu wollen, bedeutet das einen klaren Nachteil für Jungen, mit der Folge, dass diese deutlich seltener das Abitur machen und im Vergleich zu den Mädchen schlechtere Zensuren bringen.

Erfahrungen aus der Männerberatung zeigen mögliche Wege auf. Es gilt, Männern zu vermitteln, dass sie lernen, ICH zu sagen und für sich selbst einzustehen. Dabei sind beispielsweise folgende Glaubensüberzeugungen hilfreich: »Ich darf Fehler machen«, »Ich bin für meine Gefühle selbst verantwortlich«, »Mein Wohlbefinden hängt nicht von anderen ab, ich bin für meine Zufriedenheit selbst verantwortlich und mein Handeln ist nicht von der Zustimmung anderer abhängig«, »Ich gebe anderen keine Macht über mein Leben«, und zu guter Letzt: »Ich mache das Beste daraus«.

Ein Lesebuch mit einer bunten Mischung aus Beiträgen wie Fachaufsätzen, persönlichen und biografischen Schilderungen, aber auch philosophische und geschlechterpolitischen Abhandlungen. Ein krasser Gegenpol zu dem oben zitierten Zeit-Artikel.

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